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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zu rüsten, die ihre Großmutter ihr übertragen hatte.
    Es war gut, daß sie dies tat. Es schien, als wisse niemand sonst, was zu tun sei. Eowen war untröstlich. Sie war eine gebeugte, zerbrechliche Gestalt, wie sie dort neben der Frau kauerte, die ihre engste Freundin gewesen war. Rotes Haar fiel ihr über Gesicht und Schultern, ihr Körper bebte, und sie konnte nicht einmal sprechen. Triss und Dal standen hilflos und wie betäubt daneben. Selbst Gavilan konnte anscheinend nicht die Kraft aufbringen, die Dinge in die Hand zu nehmen, wie er es vielleicht zuvor getan hätte. Sein hübsches Gesicht wirkte betroffen, als er auf die Gestalt der Königin hinabsah. Zuviel war geschehen, das das Vertrauen der anderen in sich selbst zerstört hatte, das jeglichen Glauben daran erschüttert hatte, daß sie ihre Aufgabe, das Elfenvolk zu retten, zu Ende bringen könnten. Aurin Striate und die Königin waren beide von ihnen gegangen - die beiden Menschen, die zu verlieren sie sich am wenigsten leisten konnten. Gefangen in den Sümpfen von Eden’s Murk auf der falschen Seite des Blackledge, wurden sie von einer ständig wachsenden Vorahnung kommenden Unheils gepackt, die sich selbst zu erfüllen drohte.
    Aber Wren entdeckte an diesem Morgen in sich selbst eine Kraft, die sie vorher nicht gekannt hatte. Etwas von dem, wer und was sie einst gewesen war, von der Fahrenden, als die sie erzogen worden war, vom Elessedil- und Shannarablut, das sie von Geburt an besaß, fing in ihr Feuer und zwang sie, nicht zu verzweifeln.
    Sie erhob sich von der Seite der Königin und trat vor die anderen. Den Ruhkstab hielt sie mit beiden Händen vor sich wie eine Standarte, als eine Erinnerung daran, was sie verpflichtete.
    »Sie ist tot«, sagte Wren leise, und alle sahen sie an. »Wir müssen sie jetzt verlassen. Wir müssen weiterziehen, denn das haben wir geschworen, und das ist es auch, was sie wollen würde. Wir sind gefordert, etwas zu tun, was zunehmend schwieriger wird, etwas, wovon wir alle wünschten, nicht darum gebeten worden zu sein. Aber es hat keinen Sinn, unsere Verpflichtung jetzt in Frage zu stellen. Wir sind daran gebunden. Ich behaupte nicht, daß ich die Frau sein könnte, die meine Großmutter war, aber ich werde mein Bestes versuchen. Dieser Stab gehört in eine andere Welt, und wir werden alles tun, was wir können, um ihn dorthin zu bringen.«
    Sie wandte sich von der Königin fort. »Ich habe meine Großmutter nur kurze Zeit gekannt, aber ich habe sie so geliebt, wie ich meine Mutter geliebt hätte, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, sie kennenzulernen. Sie war alles, was ich von meiner Familie hatte. Sie war die Beste, die sie für uns alle sein konnte. Sie verdient es, durch uns weiterzuleben. Ich möchte sie nicht enttäuschen. Werdet ihr mir helfen?«
    »Hoheit, danach müßt Ihr nicht fragen«, antwortete Triss sofort. »Sie hat Euch den Ruhkstab übergeben, und solange Ihr lebt, ist die Leibgarde darauf eingeschworen, Euch zu beschützen und zu gehorchen.«
    Wren nickte. »Danke, Triss. Und was ist mit dir, Gavilan?«
    Die blauen Augen senkten sich. »Du befiehlst, Wren.«
    Sie schaute zu Eowen, die nur nickte, da sie noch immer in ihrem Kummer verloren war.
    »Tragt die Königin zurück nach Eden’s Murk«, wies Wren Triss und Dal an. »Sucht eine Stelle mit Treibsand und gebt sie der Insel zurück, damit sie ihre Ruhe findet.« Ihre Worte kämpften sich deutlich, rauh und scharf ihren Weg. »Nehmt sie mit.«
    Sie trugen die Königin der Elfen in den Sumpf, fanden hundert Fuß weit entfernt eine geeignete Stelle und ließen sie hinab. Sie verschwand schnell. Jetzt war sie für immer gegangen.
    Schweigend kehrten sie zurück. Eowen weinte leise. Die Männer waren stumme Geister, die von den Schatten und dem Dunst silbern und grau angehaucht wurden.
    Als sie den Fuß des Blackledge erreichten, sammelte Wren sie alle um sich. »Ich denke folgendes: Wir haben schon wieder jemanden aus unserem Kreis verloren und sind kaum von Killeshans Hängen fortgekommen. Die Zeit rennt uns davon. Wenn wir uns nicht beeilen, wird keiner von uns von der Insel entkommen. Garth und ich wissen ein wenig über das Überleben in der Wildnis, aber wir sind hier auf Morrowindl fast genauso verloren wie ihr anderen. Es gibt nur einen unter uns, der eine Chance hat, den Weg zu finden.«
    Sie wandte sich um und sah Stresa an. Der Stachelkater blinzelte.
    »Du hast uns sicher hineingebracht«, sagte sie ruhig. »Kannst du uns auch

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