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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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geworden. Selbst wenn sie überleben sollte, würde sie niemals wieder dieselbe sein. Die Erkenntnis dessen, was ihr angetan worden war, ließ sie wie betäubt zurück. Sie hatte sich niemals einsamer gefühlt.
    Dann schlief sie eine Weile. Sie war zu erschöpft, um länger wach zu bleiben, und ihre Gefühle waren weit entfernt und stumpf. Sie erwachte dann wieder von Garths Hand auf ihrer Schulter. Voller Angst, weswegen er wohl gekommen war, stand sie sofort auf, aber er schüttelte schnell den Kopf. Er sagte nichts und machte nur eine Handbewegung.
    Nicht mehr als sechs Fuß von ihr entfernt stand eine große, stachelige Gestalt und sah sie wie aus glühenden Katzenaugen an. Faun tanzte vor ihr herum und schnatterte wild.
    Wren starrte den Stachelkater an. »Stresa?« flüsterte sie ungläubig. Sie sprang eilig auf, warf ihre Decke zur Seite, und ihre Stimme zitterte. »Stresa, bist du es wirklich?«
    »Von den Toten auferstanden - grrrrr - Wren von den Elfen«, brummte der Kater sanft.
    Wren hätte ihn umarmt, wenn es ihr möglich gewesen wäre, aber statt dessen stöhnte sie vor Erleichterung auf und lachte. »Du lebst! Ich kann es nicht glauben!« Sie klatschte in die Hände. »Oh, ich bin so froh, dich zu sehen! Ich hatte geglaubt, daß du tot wärest! Was ist mit dir geschehen? Wie bist du entkommen?«
    Der Stachelkater trat mehrere Schritte vor und setzte sich, ohne auf Faun zu achten, der weiterhin aufgeregt umhersprang. »Die - sssffft - Schlange hat mich knapp verfehlt, als sie das Floß zerbrach. Ich wurde unter die Oberfläche gezogen und von der Strömung den ganzen Weg über den Rowen - hsstttt - zurückgezogen. Phhhffft. Es dauerte sehr lange, bis ich einen anderen Übergang fand. Und da wart ihr bereits in Eden’s Murk verschwunden.«
    Faun kam ihm zu nahe, und die Stacheln stellten sich drohend auf. »Dummer Schreier. Hsssttt!«
    »Wie hast du uns gefunden?« drängte Wren. Garth saß jetzt neben ihr, und sie formte ihre Worte gleichzeitig mit den Händen.
    »Ha! Sssffft! Nicht leicht, das kann ich dir sagen. Ich habe natürlich eure Spur aufgenommen - hsssstt -, aber ihr habt häufig die Richtung gewechselt, seit ihr hineingegangen seid. Habt euch bestimmt verirrt, vermute ich. Ich wundere mich, daß ihr die Klippen überhaupt gefunden habt.«
    Sie atmete tief ein. »Ich habe die Magie angewendet.«
    Der Stachelkater zischte leise.
    »Ich mußte es tun. Die Königin ist sehr krank.«
    »Sssffft. Also gehört der Ruhkstab jetzt dir?«
    Sie schüttelte hastig den Kopf. »Nur solange, bis es Ellenroh besser geht. Nur bis dann.«
    Stresa sagte nichts, und nur seine gelben Augen glühten.
    »Ich bin froh, daß du zurück bist«, wiederholte sie.
    Er gähnte desinteressiert. »Phffft. Genug geredet für heute abend. Es ist Zeit, ein wenig - grrrr - zu schlafen.« Er machte eine gemächliche Wendung und schlenderte davon, um einen Schlafplatz zu finden. Wer ihn sah, mußte denken, es sei nichts Ungewöhnliches geschehen und diese Nacht sei genau wie jede andere. Wren sah ihm einen Moment lang nach und tauschte dann einen langen Blick mit Garth. Der hochgewachsene Fahrende schüttelte den Kopf und ging fort.
    Wren zog sich ihre Decke wieder um die Schultern und barg Faun in ihren Armen. Und dann fiel ihr auf, daß sie lächelte.

Kapitel 51
    Ellenroh Elessedil starb, als der Morgen anbrach. Wren war bei ihr, als sie noch einmal zu sich kam. Die Dunkelheit begann sich gerade zu lichten, und ein hellvioletter Farbton wurde im Dunst sichtbar, als sich die Augen der Königin öffneten. Sie schaute zu Wren auf. Ihr Blick war ruhig und fest, und sie schien jenseits des ängstlichen Gesichts ihrer Enkelin irgend etwas zu sehen. Wren nahm ihre Hand und hielt sie mit wilder Entschlossenheit fest, und für einen kleinen Augenblick erschien ein ganz schwaches Lächeln auf Ellenrohs Gesicht. Dann atmete sie einmal durch, schloß die Augen und war von ihnen gegangen.
    Wren fand es seltsam, daß sie nicht weinen konnte. Es schien, als habe sie keine Tränen mehr übrig. Es war, als seien sie verbraucht worden, als sie Angst gehabt hatte, daß das Unmögliche passieren könnte, und als sei jetzt, wo es passiert war, nichts mehr übrig, was sie geben konnte. Ausgelaugt von ihren Gefühlen, blieb sie in ihrem Kummer um ihren Verlust auch eigenartig ungeschützt zurück, und da sie niemanden hatte, an den sie sich gerne gewandt hätte, und nirgendwohin fliehen konnte, nahm sie Zuflucht darin, sich für die Verantwortung

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