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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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brachte sie schließlich hervor.
    Dann verließ sie ihn. Sie fühlte sich angesichts seines Vorschlages jetzt entschieden unbehaglich. So sehr sie sich auch wünschte, von der Verantwortung, die der Stab mit sich brachte, befreit zu werden, so unsicher war sie auch, ob sie sie Gavilan übergeben sollte. Die Magie war eine Sache des Vertrauens. Sie sollte nicht zu schnell preisgegeben werden, vor allem deswegen nicht, weil die Folgen ihres Gebrauchs so gravierend waren. Ellenroh hätte den Stab Gavilan geben können, aber sie hatte beschlossen, es nicht zu tun. Wren war nicht bereit, das Urteil der Königin in Frage zu stellen, ohne über Gavilans Vorschlag erst noch einmal nachzudenken.
    Aber sie sorgte sich auch um Gavilan. Sie verließ sich auf seine Freundschaft und Unterstützung. Das machte alles noch komplizierter. Sie verstand seine Enttäuschung, und sie wußte, daß er recht hatte, wenn er sagte, daß die Elfen sein Volk seien und Arborlon seine Stadt und das sie dagegen eine Außenstehende sei. Sie glaubte, daß Gavilan das Beste wollte, genauso sehr wie sie.
    Eine rauhe, verzweifelte Entschlossenheit setzte sich in ihr fest. Nichts davon ist wichtig, weil Großmutter sich erholen wird, weil sie sich erholen muß, sie wird nicht sterben, sie wird es nicht! Sie wiederholte die Worte wie eine Litanei in ihrem Geist immer und immer wieder. Ihr Atem kam abgehackt und klang ärgerlich, und ihre Hände zitterten.
    Sie schüttelte den Kopf und kämpfte gegen die Tränen an.
    Schließlich setzte sie sich wieder neben ihre Großmutter. Gefühllos vor Kummer schaute sie in das erschöpfte Gesicht. Bitte, werde gesund. Du mußt gesund werden.
    Schwäche schlich sich an sie heran wie ein Dieb und ließ sie ausgelaugt zurück.
    Sie behielten ihr Lager an der Klippenwand diesen ganzen Tag bei, ließen Ellenroh schlafen und hofften, daß ihre Kräfte zurückkehren würden. Während Wren und Eowen im Wechsel bei der Königin saßen, hielten die Männer Wache. Die Zeit verging, und Wren sah sie mit einer Schnelligkeit entrinnen, die beängstigend war. Sie hatten Arborlon vor drei Tagen verlassen, aber es kam ihr vor wie Wochen. Überall um sie herum war die Welt auf Morrowindl grau und verhangen, wie ein Landschaftsausschnitt in Schatten und Halblichts. Unter ihnen war in dem Rumpeln der Erde Killeshans Mißvergnügen zu spüren. Fortwährend fragte sie sich, wieviel Zeit ihnen wohl noch blieb. Wieviel Zeit, bevor der Vulkan explodierte und die Insel auseinanderbrach? Wieviel Zeit, bevor die Dämonen sie fanden? Wieviel Zeit, bevor Tiger Ty und Spirit beschließen würden, daß es keinen Sinn hatte, noch länger zu suchen, da sie wohl unwiederbringlich verloren waren?
    Sie wusch Ellenrohs Gesicht, flüsterte und sang ihr etwas vor und versuchte so, das Fieber zu vertreiben. Sie suchte nach irgendeinem kleinen Hinweis darauf, daß es ihrer Großmutter besser ging und die Krankheit vergehen würde. Sie blieb von den anderen fern, außer von Eowen, und selbst dann, wenn sie der Seherin nahe war, sprach sie wenig. Ihr Geist war jedoch ruhelos und mit bösen Ahnungen erfüllt, denen sie nicht Ausdruck verleihen konnte. Der Ruhkstab war eine ständige Erinnerung daran, wieviel auf dem Spiel stand. Gedanken an die Elfen quälten sie. Sie konnte ihre Gesichter sehen, ihre Stimmen hören und sich vorstellen, was sie in ihrer Gefangenschaft und Machtlosigkeit denken mußten. Es erschreckte sie, so unlösbar mit ihnen verbunden zu sein. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, daß sie alles war, was sie hatten, daß sie sich auf sie allein verlassen mußten und niemand anders aus ihrer Gruppe wichtig war. Das Leben der Elfen war ihr angetragen, und selbst wenn sie vielleicht wünschte, daß es anders wäre, konnte sie diese Tatsache doch nicht ohne weiteres beiseite schieben.
    Die Nacht brach herein, und Ellenrohs Zustand wurde schlechter.
    Wren saß an einem einsamen Fleck und weinte ohne Ende. Sie fühlte sich leer durch die Verluste, die plötzlich von allen Seiten auf sie einzustürzen schienen. Einst hätte sie sich gesagt, daß nichts davon wichtig sei - daß das Fehlen von Eltern und einer Familie und damit einer Geschichte und eines Lebens jenseits dessen, das sie lebte, daß das alles keine Bedeutung hätte. Die Tatsache, daß sie nach Morrowindl gekommen und auf Arborlon und die Elfen gestoßen war, hatte das alles für immer geändert. Was einst so wenig Bedeutung gehabt hatte, war auf unerklärliche Weise das Wichtigste

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