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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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im stillen. Sage mir, was ich tun soll.
    Doch er bekam keine Antwort.
    Die Türen leerer Räume und die dunklen Tunnel weiterer Gänge und Flure kamen und gingen. Er spürte erneut den Schmerz in seinem fehlenden Arm und wünschte, seine Glieder wären wieder vollständig, wenn auch nur für den Augenblick der bevorstehenden Auseinandersetzung. Er umklammerte den Schwarzen Elfenstein fest mit seiner gesunden Hand und spürte dessen glatte Flächen und scharfe Kanten beruhigend an seiner Haut. Er konnte die Macht darin anrufen, aber er konnte nicht vorhersehen, was sie tun würde. Dich vernichten, dieser Gedanke kam ungebeten. Er atmete langsam und tief durch, um sich zu beruhigen. Er versuchte sich an den Abschnitt der Druidengeschichten zu erinnern, der von dem Gebrauch der Elfensteine handelte, aber sein Gedächtnis narrte ihn plötzlich. Er versuchte sich daran zu erinnern, was er auf den vielen Seiten in all jenen Büchern gelesen hatte, aber er konnte es nicht. Alles schmolz in ihm davon, verloren in dem Ansturm von Angst und Zweifeln, der gierig und drohend durch ihn hindurch brauste. Laß es nicht zu, ermahnte er sich. Erinnere dich daran, wer du bist, was dir versprochen wurde und was du dir über das Kommende gesagt hast.
    Die Worte waren wie totes Laub, das in einem Sturm herumgewirbelt wurde.
    Über ihm öffnete sich eine breite Nische in das Gestein der Mauern, gewölbt und so tief und schattig, daß sie schwarz wie die Nacht war. Und dort sah er ein Paar hoher Eisentüren, die geschlossen waren.
    Der Eingang zum Schacht des Druidenkeep.
    Walker Boh ging auf die Türen zu und blieb stehen. Überall um sich herum konnte er ein Flüstern von Stimmen, ihr Spotten und Necken in der Art des Grimpond hören, mit dem sie ihm sagten, er solle zurückgehen, während andere ihn drängten, doch weiterzugehen. Es war ein verwirrender Strudel sich widersprechender Ratschläge. Erinnerungen rührten sich irgendwo in ihm - aber es waren nicht seine eigenen. Er konnte ihre Bewegungen an seinem Rückgrat spüren wie ausgestreckte Finger, die sich ineinander verschlangen und sich anspannten. Vor sich konnte er Spuren eines grünen Lichts durch die Risse und Einschnitte des Türrahmens dringen sehen. Und dahinter konnte er Bewegung spüren.
    In diesem Augenblick wäre er beinahe davongestürzt. Wäre er noch in der Lage gewesen, es zu tun, dann hätte er den Schwarzen Elfenstein zu Boden geworfen und wäre um sein Leben gerannt. Er hätte all seine Entschlossenheit und seine Pläne hinter sich gelassen. Seine Angst war unübersehbar. Sie war so deutlich, daß es schien, als könne er die Hand ausstrecken und sie berühren. Sie war nicht so, wie er es erwartet hatte. Seine Angst regte sich nicht wegen der drohenden Auseinandersetzung, wegen des Versprechens jener Vision oder auch wegen der Furcht vorm Sterben. Sie regte sich wegen etwas, das jenseits von alledem lag, wegen etwas so Unbestimmbarem, daß er es nicht definieren konnte, obwohl er gleichzeitig sicher war, daß es da war.
    Doch Allanons Schatten hielt ihn fest. Genau wie in der Vision gab es da einen Plan des Schicksals und der Zeit und der Einflüsse aus Jahrhunderten, und alles hatte sich verbunden, um sicherzugehen, daß Walker Boh den Zweck erfüllte, den die Druiden für ihn vorhergesehen hatten.
    Er streckte seine geschlossene Faust vor und betrachtete seine Hand, als gehöre sie einem anderen Menschen. Und dann beobachtete er sie, wie sie gegen die Eisentüren stieß.
    Geräuschlos öffneten sie sich.
    Walker trat hindurch. Sein Körper war wie betäubt und sein Kopf leicht und angefüllt mit kleinen, entsetzten Warnschreien. Tu es nicht, flüsterten sie. Tu es nicht.
    Er blieb atemlos stehen. Er stand auf einem schmalen Felsenband innerhalb des Schachtes des Keep. Stufen wanden sich wie eine Schlange mit stachelbewehrtem Rücken die Wand des Turmes entlang aufwärts. Schwaches graues Licht sickerte durch Einschnitte im Gestein und zerstreute die Schatten. Unterhalb jener Stelle, wo er stand, war nichts als Leere - ein tiefer, gähnender Abgrund, aus dem das hohle Echo der Eisentüren aufstieg, als sie hinter ihm zuschlugen. Er lauschte auf den Herzschlag in seinen Ohren. Er lauschte auf die Stille ringsum.
    Doch dann rührte sich etwas in dem Abgrund, und schnell und ärgerlich entwich Atem aus den Lungen eines Riesen. Grünliches Licht flackerte auf und wurde wieder schwächer, verwandelte sich zu Nebel und begann träge umherzuwirbeln.
    Walker Boh

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