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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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spürte, wie sich die Öde des Keep um ihn herum niederließ. Er spürte sie wie ein monströses Gewicht, dem er nicht entkommen konnte. Tonnen von Gestein umringten ihn, und die Dunkelheit dort drinnen war wie ein Leichentuch. Der Nebel hob sich, eine dunkle und uralte Magie, und der Wachhund des Druiden erhob sich auch und kam hervor, um nach dem Rechten zu sehen. Er kam mit heftigen Bewegungen auf ihn zu, wand sich am Gestein entlang und fraß sich durch die Dunkelheit. Er war wie ein Sumpf, der ihn verschlingen würde, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Noch immer wäre er am liebsten fortgelaufen, wenn er nicht gewußt hätte, daß es zu spät war und daß er etwas begonnen hatte, was er beenden mußte, daß die Zeit und die Ereignisse ihn schließlich eingeholt hatten, und daß er hier ganz allein das Rätsel seines Lebens, wie es die Druiden gestellt hatten, endlich lösen mußte. Er zwang sich dazu, an den Rand des Podests zu treten. Dieser Schritt seines schwachen Fleisches war ein Tropfen Wasser gegen den Ozean der Macht unter ihm. Von dort zischte es zu ihm herauf, als sehe es ihn, und er hörte ein Flüstern des Wiedererkennens. Es schien sich zu sammeln und seine Bewegung zu festigen.
    Walker hob die Hand mit dem Schwarzen Elfenstein.
    Warte.
    Die Stimme erhob sich aus dem Nebel. Walker fror. Die Stimme gehörte dem Grimpond.
    Kennst du mich?
    Der Grimpond? Wie konnte es der Grimpond sein? Walker blinzelte schnell. Der Nebel hatte begonnen, in seiner Mitte Gestalt anzunehmen. Es gab da eine Spirale wirbelnden Grüns, die sich hinauf ins Licht bohrte und sich beharrlich durch die Schatten hob, bis sie auf gleicher Höhe mit ihm war und dort in Luft und Stille hing.
    Schau.
    Er erkannte in ihr eine menschliche Gestalt, mit einem langen Umhang, die eine Kapuze aufgezogen hatte und gesichtslos blieb. Auch Arme und Hände wuchsen ihr und streckten sich aus, um Walker zu umschlingen. Finger wanden und bogen sich.
    Wer bin ich?
    Ein Gesicht erschien. Schatten und Licht verschoben sich im Nebel. Walker fühlte sich, als sei seine Seele herausgerissen worden.
    Das Gesicht, das er sah, war sein eigenes.
    In der Abgeschiedenheit des Gewölbes, das die Druidengeschichten beherbergte, sprang Cogline auf. Etwas geschah. Irgend etwas. Er konnte es in der Luft spüren, denn da war eine Vibration, die die Schatten bewegte. Sein runzliges Gesicht spannte sich konzentriert an, und die alten Augen durchforschten den Raum. Die Stille war ungebrochen, weit und unveränderlich, die Zeit war außer Kraft gesetzt, und dennoch…
    Ihm gegenüber im Raum fuhr Rumors Kopf hoch, und die Moorkatze stieß ein tiefes, leises, ärgerliches Grollen aus. Er setzte sich auf, wandte sich erst in die eine Richtung, dann in die andere, als suche er einen Feind, der sich unsichtbar gemacht hatte. Auch er spürte also etwas. Coglines Augen schossen nach rechts und nach links. Auf dem Tisch vor ihm begannen die Seiten des Buches, das dort aufgeschlagen lag, zu erzittern.
    Es fängt an, dachte der alte Mann.
    Er zog mit einer unbewußten Bewegung seine Kleidung enger um sich und überdachte alles, was ihn an diesen Ort und in diese Zeit gebracht hatte, alles, was bisher geschehen war. Wie hoch war wohl der Preis nach so vielen Jahren, fragte er sich. Aber der Preis war nicht seine Angelegenheit, sondern die von Walker Boh.
    Ich muß tun, was in meiner Macht steht, beschloß er.
    Er versenkte sich tief in sich selbst. Das war eine jener wenigen Fähigkeiten, die ihm aus seiner Vergangenheit als Druide geblieben waren. Er zog sich in sich selbst zurück, bis er frei genug war, um zu gehen. Er konnte auf diese Weise kurze Entfernungen zurücklegen und in kleine Welten schauen. Er eilte in seinem Bewußtsein durch die Gänge des Schlosses und sah und hörte alles. Er eilte durch die Dunkelheit und das graue Halblicht zum Turm des Keep.
    Dort fand er Walker Boh Angesicht in Angesicht mit der Unsterblichkeit und dem Tod in Unentschlossenheit erstarrt. Er erkannte, was vor sich ging.
    Seine Stimme war überraschend ruhig.
    Walker. Benutze den Stein.
    Walker Boh hörte die Stimme des alten Mannes als Flüstern in seinem Geist, und er spürte, daß sein Körper reagierte. Sein Arm streckte sich aus, und er spannte sich an.
    Das Wesen vor ihm lachte. Erkennst du mich noch immer nicht?
    Er tat es - und tat es nicht. Da waren viele Wesen gleichzeitig, von denen er einige erkannte und einige nicht. Die Stimme jedoch - darüber konnte kein Zweifel bestehen. Es war

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