Shannara V
die des Grimpond, die spottete und ihn quälte und seinen Namen rief.
Du hast deine dritte Vision gefunden, nicht wahr, Dunkler Onkel?
Walker war entsetzt. Wie konnte das geschehen? Wie konnte der Grimpond sowohl jenes Wesen sein, das er bezwingen wollte, und auch der Avatar, der in Darklin Reach gefangengehalten wurde? Wie konnte er an zwei Orten zugleich sein? Das ergab keinen Sinn! Die Druiden hatten den Grimpond geschaffen. Die Magie, die sie benutzten, war unterschiedlich und oft sogar entgegengesetzt. Aber die Stimme, die Bewegung und die Art, wie sich das Wesen anfühlte…
Der Schatten vor ihm wurde größer und näherte sich ihm.
Ich bin dein Tod, Walker Boh. Bist du bereit, mich zu umarmen?
Und plötzlich erinnerte sich Walker wieder der Vision genauso klar wie in dem Moment, als sie ihm das erste Mal erschienen war - er spürte den Schatten von Allanon hinter sich, der ihn festhielt, und den dunklen Schatten vor sich, das Versprechen des Todes, und das Schloß der Druiden ringsum.
Warum fliehst du nicht? Fliehe vor mir!
Das war alles, was er tun konnte, um nicht zu schreien. Er tastete sich von ihm fort und erflehte Hilfe von überallher. Coglines Stimme war fort, begraben in schwarzer Angst. Bruchstücke seiner Entschlossenheit und seiner Pläne lagen verstreut um ihn herum. Walker Boh verfiel, während er noch lebendig war.
Ein kleiner Teil von ihm gab jedoch nicht auf, sondern klammerte sich an die Erinnerung daran, was ihn hierher geführt hatte, wurde gehalten von dem Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte: daß er nicht freiwillig oder aus Unwissenheit sterben werde. Coglines Gesicht war noch immer da, mit Augen voller Erregung und Lippen, die sich in dem Versuch zu sprechen bewegten. Walker wandte sich nach innen und suchte das einzige, was ihn über die Jahre hinweg aufrecht gehalten hatte, nach dem Kern des Zorns, der aufbrannte, wenn er daran dachte, was die Druiden ihm angetan hatten. Er schürte ihn, bis er glühte. Er goß ihn in sein Gesicht, so daß er dort verbrannte. Er atmete ihn ein, bis die Angst aufgeben mußte, bis dort nur noch Zorn war.
Und dann geschah etwas Seltsames. Die Stimme des Wesens vor ihm veränderte sich. Die Stimme wurde zu seiner eigenen, die wild und verzweifelt aufschrie.
Fliehe, Walker Boh!
Die Stimme kam nicht mehr aus dem Nebel. Sie kam aus ihm selbst! Er rief seinen eigenen Namen und drängte sich selbst zur Flucht!
Was ging hier vor?
Und plötzlich verstand er es. Er hörte nicht dem Wesen vor ihm, sondern sich selbst zu. Es war seine eigene Stimme, die er die ganze Zeit gehört hatte, ein Trick seines Bewußtseins, ein Trick des Grimpond, wie er wütend erkannte. Der Geist hatte ihm zusammen mit dieser dritten Vision einen Hinweis auf seinen Tod eingepflanzt, eine Stimme, die ihn davon überzeugen sollte, und eine Gewißheit, daß es der Grimpond selbst war, der in anderer Form hervorgekommen war, um ihn anzuführen. Rache an den Nachkommen von Brin Ohmsford - das war es, das hatte der Grimpond von Anfang an vorgehabt. Wenn Walker dieser Stimme zuhörte, in seiner Entschlossenheit schwankend wurde und sich von dem Zweck seines Kommens abwandte…
Nein!
Seine Finger öffneten sich, und der Schwarze Elfenstein entflammte zum Leben.
Das Nichtlicht schoß vorwärts und breitete sich wie Tinte über dem schattigen Schacht aus, um den Nebel zu umarmen. Keine Spiele mehr! Walkers Schrei war ein begeisterter, leiser Ruf in seinem Geist. Der Grimpond - heimtückisch und verschlagen wie er war - hatte ihn fast zerstört. Niemals wieder. Niemals…
Dann geschah alles gleichzeitig.
Nichtlicht und Nebel verknüpften sich und verbanden sich miteinander. Der Nebel flutete zurück durch die Tunnel der Dunkelheit der Magie. Er war wieder eine grünliche, pulsierende Wildheit. Walker hatte nur einen Augenblick Zeit, wieder zu Atem zu kommen und sich zu fragen, was falsch gelaufen war. Er konnte sich nur kurz fragen, ob er vielleicht nach alledem doch darin gefehlt hatte, den Grimpond zu überlisten - und dann griff ihn die Druidenmagie an. Sie explodierte in ihm, und er schrie in hilflosem Erschrecken auf. Der Schmerz war unbeschreiblich. Er war ein feuriges Erglühen und fühlte sich so an, als sei ein anderes Wesen in ihn eingetreten, als sei es von der Magie aus der Verborgenheit des Nebels herausgenommen und in ihn hineingetragen. Es verbarg sich in Knochen und Muskeln und Fleisch und Blut, bis Walker es nicht mehr ertragen konnte. Es weitete sich
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