Shannara V
und erlebte die Wucht des Lebens von fast zehn Jahrhunderten selbst.
Dann hörten die Bilder plötzlich auf, die Stimmen, die Gesichter und die Szenen aus dieser Zeit - alles, was ihn bestürmt hatte, Sie verschwanden blitzartig, und er stand wieder allein innerhalb des Keep, eine einsame Gestalt, die gegen die Mauer aus Felsblöcken gesunken war.
Er war noch immer am Leben.
Er stand unsicher auf, schaute an sich hinab und vergewisserte sich, daß er heil war. In sich verspürte er eine Rauheit wie bei sonnenverbrannter Haut, die Spuren jener Übertragung all jenen Druidenwissens, was Allanon hinterlassen hatte. Sein Geist war davon durchdrungen, und sein Bewußtsein war erfüllt. Und dennoch hatte er nur bruchstückhafte Kontrolle über jenes Wissen, als könne es nicht zum Tragen kommen, als könne er sich nicht darauf berufen. Etwas war falsch. Walker konnte offensichtlich nicht feststellen, was es war.
Vor ihm pulsierte der Schwarze Elfenstein. Das Nichtlicht formte eine Brücke, die sich in die Schatten wölbte, und die noch immer mit dem verbunden war, was von dem Nebel übriggeblieben war - eine aufgewühlte, schäumende Masse bösen, grünen Lichts, das zischte und sprühte und sich zusammenzog wie eine Katze auf dem Sprung.
Walker richtete sich schwach und unsicher auf und hatte bereits wieder Angst, weil er spürte, daß noch mehr geschehen würde und daß das Schlimmste ihm noch bevorstand. Seine Gedanken rasten. Was konnte er tun, um sich darauf vorzubereiten? Es war nicht genug Zeit…
Der Nebel stürzte sich in das Nichtlicht. Es kam auf Walker zu und umgab ihn im Handumdrehen. Er konnte seinen Ärger sehen, seine Wut hören und seinen Zorn spüren. Es drang durch sein neues Wissen schmerzhaft zu ihm durch. Walker schrie und krümmte sich. Sein Körper zuckte und veränderte sich unter seiner Kleidung. Er konnte spüren, wie seine Knochen sich verdrehten. Er schloß die Augen und erstarrte. Der Nebel war in ihm, wand sich, setzte sich fest und nährte sich.
Er wurde von Entsetzen geschüttelt.
Sein ganzes Leben lang hatte Walker darum gekämpft, dem zu entkommen, was die Druiden für ihn vorgesehen hatten. Er war entschlossen gewesen, seinen eigenen Kurs zu planen. Doch damit war er schließlich gescheitert. Also hatte er sich auf die Suche nach dem Schwarzen Elfenstein und dann nach Paranor begeben. Er hatte gewußt, daß es, wenn er sie finden würde, nötig sein würde, daß er der nächste Druide wurde. Er hatte sein Schicksal einerseits akzeptiert, sich gleichzeitig jedoch auch versprochen, eine eigene Persönlichkeit zu bleiben, egal was ihm bestimmt war. Während er jetzt von dem Zorn dessen, der im Nebel verborgen gewesen war, zerstört wurde, schrumpften im Handumdrehen alle übriggebliebenen Hoffnungen auf ein geringes Maß an Selbstbestimmung zusammen, und Walker Boh blieb statt dessen mit dem dunkelsten Teil von Allanons Seele zurück. Es war das grausame Selbst des Druiden, ein Gemisch all jener Situationen, in denen er aus Vernunft und durch die Umstände gezwungen gewesen war, zu tun, was er verabscheute, ein Gemisch all jener Situationen, in denen er gefordert gewesen war, Leben und Zuversicht und Hoffnung und Vertrauen zu verbrauchen, und all jener Jahre des Hartwerdens und des Beschwichtigens von Geist und Seele, bis beide so sorgfältig geschmiedet und unzerstörbar waren wie das härteste Metall. Die Grenzen von Allanons Dasein waren auf ihn übertragen worden, ferne Grenzen, an die zu reisen er gezwungen gewesen war. Es enthüllte, wie groß die Verantwortung war, die mit der Macht einherging. Es umriß, welches Verständnis die Erfahrung verlieh. Es war hart und rauh und furchtbar, eine Aufhäufung von zehn normalen Lebensspannen, und es überschwemmte Walker wie Wasserfluten die Mauer eines Dammes.
Er wand sich in die Dunkelheit hinunter, hörte sich selbst aufschreien, hörte auch das Gelächter des Grimpond - ob eingebildet oder real, das konnte er nicht sagen. Seine Gedanken zerstreuten sich, als sein Geist verfiel, seine Hoffnungen und sein Glauben. Er konnte nichts tun, denn die Kraft der Magie war zu mächtig. Er ergab sich ihr, dieser gewaltigen Macht, und wartete auf den Tod.
Und doch hing er noch am Leben. Er stellte fest, daß der Strom finsterer Enthüllungen, durch die seine Belastbarkeit auf eine Art geprüft worden war, die er nicht für möglich gehalten hatte, trotz allem versagt und ihn nicht zerstört hatte. Er konnte nicht denken, denn das bereitete
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