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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihnen.
    Sie hielt die Elfensteine, die sie von dem Lederbeutel befreit hatte, fest in ihrer Hand. Sie hielt sie zum Gebrauch bereit, denn sie wußte, daß das nötig sein würde. Sie machte sich keine Illusionen darüber, was von ihr verlangt werden würde. Sie hegte keine falschen Hoffnungen, daß sie den Gebrauch der Elfensteine vielleicht vermeiden könnte, weil ihre Fähigkeiten als Fahrende ausreichen könnten, sie zu retten. Sie dachte nicht darüber nach, ob es weise war, die Magie anzuwenden, obwohl sie wußte, wie sie auf sie wirkte. Daß sie sich hatte entscheiden können, war lange vorbei. Der Wisteron war ein Monster, das nur von den Elfensteinen überwältigt werden konnte. Sie mußte die Magie anwenden, weil dies die einzige Waffe war, über die sie verfügen konnte und die ihr in dem bevorstehenden Kampf nützen würde. Wenn sie sich erlaubte zu zögern, wenn sie erneut ihrer eigenen Unentschlossenheit zum Opfer fiele, würden sie alle sterben.
    Sie schluckte gegen die Trockenheit in ihrer Kehle an. Seltsam, daß ihr Hals so trocken war, wo sie doch überall sonst so feucht war. Sogar ihre Handflächen schwitzten. Was war alles geschehen, seit sie mit Garth den Tirfing durchwandert hatte. Das schien ihr jetzt ein anderes Leben gewesen zu sein, frei von Sorge und Verantwortung, Herr ihrer selbst und nur dem Diktat der Zeit unterworfen.
    Sie fragte sich, ob sie das Westland jemals wiedersehen würde.
    Vor ihnen verdichtete sich die Dunkelheit zu Nestern tiefer Schatten, die Höhlen ähnlich sahen. Nebel kräuselte sich hervor und wand sich wie eine Schlange durch die Zweige der Bäume und die Weinranken. Netze umhüllten die hochgelegenen Zweige und füllten die Lücken dazwischen - dicke, beinahe durchsichtige Stränge, die vor Feuchtigkeit schimmerten. Stresa verlangsamte seinen Schritt und sah zu ihnen zurück. Er sagte nichts. Er mußte auch nichts sagen. Wren war sich bewußt, daß Garth und Triss ruhig und abwartend neben ihr standen. Sie nickte Stresa zu und bedeutete ihm weiterzugehen.
    Sie dachte plötzlich an ihre Großmutter und fragte sich, was Ellenroh empfinden würde, wenn sie bei ihnen wäre, und überlegte, wie sie wohl gehandelt hätte. Sie konnte ihr Gesicht vor sich sehen, die leidenschaftlichen, blauen Augen als Kontrast zu ihrem gütigen Lächeln, die beeindruckende Ruhe, die alle Zweifel und alle Angst beiseite fegte. Ellenroh Elessedil, Königin der Elfen. Ihre Großmutter hatte anscheinend immer die Kontrolle über alles behalten. Aber selbst das hatte nicht ausgereicht, sie zu retten. Worauf konnte sie dann aber vertrauen, fragte Wren sich düster. Auf die Magie natürlich. Aber die Magie war nur so stark wie derjenige, der sie anwandte, und Wren hätte gerade jetzt die unbezwingbare Stärke ihrer Großmutter der eigenen bei weitem vorgezogen. Ihr fehlten Ellenrohs Selbstvertrauen und deren Sicherheit. Sogar jetzt, wo sie entschlossen war, den Ruhkstab und den Loden zurückzuholen, das Elfenvolk sicher ins Westland zu bringen und ihren Treueschwur zu erfüllen, spürte sie, daß sie eher aus Fleisch und Blut war als aus Eisen. Sie konnte versagen. Sie konnte sterben. Entsetzen lauerte am Rande derartiger Gedanken und ließ sich nicht vertreiben.
    Triss stieß von hinten gegen sie und drängte sie vorwärts. Er flüsterte eine hastige Entschuldigung und fiel wieder zurück. Wren lauschte auf das Dröhnen ihres Blutes, ein Pochen in ihren Ohren und ihrer Brust, eine Mahnung, wie kurz die Spanne zwischen Leben und Tod sein konnte.
    Sie war sich ihrer selbst immer so sicher gewesen…
    Etwas huschte auf dem Boden vor ihnen davon, ein Aufblitzen dunkler Bewegung vor dem Grün. Stresas Stacheln hoben sich, aber er verlangsamte trotzdem nicht seinen Schritt. Der Wald öffnete sich in einen See von Sumpfgras zu einem Hain uralter Akazien, die sich schwer aneinander lehnten. Der Boden unter ihnen war ausgewaschen und dem Sumpf gewichen. Die Gefährten folgten dem Stacheltier nach links an einer kleinen Erhebung vorbei. Die Bewegung kam schnell und plötzlich wieder, dieses Mal mehr als ein Wesen. Wren versuchte ihm mit Blicken zu folgen. Irgendein Insekt, entschied sie, lang und schmal, mit vielen Beinen.
    Stresa fand einen Flecken fester Erde, der breiter war als sein Körper, und wandte sich zu ihnen um.
    »Phfffft. Habt ihr sie gesehen?« flüsterte er rauh. Sie nickte. »Aasfresser! Orps werden sie genannt. Hsssst! Sie fressen alles. Ha, alles! Sie leben von dem, was der Wisteron

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