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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihm zu große Schmerzen. Er versuchte gar nicht erst zu sehen, denn er fühlte sich verloren in einer bodenlosen Grube. Zu hören nützte ihm nichts, denn das Echo seines Schreies erzitterte überall um ihn herum. Er schien in sich selbst zu zerfließen und nur noch um Atemluft und sein Überleben kämpfen zu können. Diese Prüfung hatte er erwartet - das Druidenritual des Übergangs. Es warf ihn in Bewußtlosigkeit, erfüllte ihn mit Schmerz und ließ ihn zerbrochen in sich zurück. Alles wurde fortgeschwemmt, sein Glauben und seine Intelligenz, alles, was ihn so lange am Leben gehalten hatte. Konnte er diesen Verlust überleben? Und was würde er sein, wenn ihm das gelang?
    Er durchschwamm Wellen der Seelenqual, die in ihm selbst und der Kraft der dunklen Magie verborgen war und ihn an den Rand seiner Belastbarkeit trieb, bis kurz vors Ertrinken. Er spürte, daß sein Leben im nächsten Augenblick verloren sein könnte, und erkannte, daß ihm der Maßstab dafür, wer und was es war und sein konnte, genommen wurde. Er war nicht sicher, ob es ihn überhaupt noch berührte. Er trieb hilflos dahin.
    Hilflos.
    Jemals wieder zu sein, der zu sein er gemeint hatte. Jene Versprechen zu erfüllen, die er sich selbst gegeben hatte. Wieder Kontrolle über sein Leben zu haben. Zu bestimmen, ob er leben oder sterben würde.
    Hilflos.
    Walker Boh.
    Er war sich dessen, was er tat, kaum bewußt, war losgelöst von bewußtem Denken und wurde statt dessen getrieben von Empfindungen, die zu ursprünglich waren, als daß er sie erkannt hätte; so kämpfte er sich aus seiner Benommenheit frei und brach durch die Wellen der Seelenqual hervor, durch das Nichtlicht und die dunkle Magie, durch Zeit und Raum. Er war jetzt ein heller Fleck feurigen Zorns.
    Er spürte, wie in ihm das Gleichgewicht sich wieder verschob und das Gewicht zwischen Leben und Tod sich neigte.
    Und als er schließlich die Oberfläche des schwarzen Ozeans durchbrach, der ihn hatte begraben wollen, war das einzige Geräusch, das er wahrnahm, ein nicht enden wollender Schrei, der aus seinen Lungen hervorbrach.

Kapitel 59
    Es war spät am Morgen. Die letzten drei Mitglieder jener Neunergruppe quälten sich vorsichtig durch das Gewirr des In Ju. Sie folgten der massigen, stacheligen Gestalt von Stresa, dem Stachelkater, der sich beständig tiefer in die Dunkelheit grub.
    Wren atmete die übelriechende, feuchte Luft ein und lauschte in die Stille.
    In der Ferne, weit weg von der Stelle, an der sie sich jetzt befanden, war das Rumpeln des Killeshan allgegenwärtig und umschloß tief und unheilvoll Erde und Himmel. Erschütterungen schlängelten sich durch Morrowindl und warnten vor dem Ausbruch, der sich stetig aufbaute. Aber im Dschungel selbst war alles ruhig. Ein Schirm von Feuchtigkeit hüllte den In Ju vom Boden her ein, tränkte Bäume und Gestrüpp, Weinranken und Gräser, und legte über sie eine Decke, die alle Geräusche dämpfte und alle Bewegungen verbarg. Der Dschungel war ein Gewölbe betäubenden Grüns, ein Wirrwarr von Wänden, die zahllose Räume bildeten, von Gängen, die ihn wie ein Labyrinth durchzogen und sich durch die Wildnis wanden, die sie zu ersticken drohte. Zweige verflochten sich über ihnen und bildeten eine Decke, die das Licht ausschloß und den Boden aus Sumpf und Treibsand und Schlamm überspannte. Insekten summten unsichtbar umher, und unbekannte Wesen schrien im Nebel auf. Aber nichts rührte sich. Nichts schien lebendig.
    Die Netze des Wisteron waren jetzt überall. Sie bildeten ein riesiges Netzwerk, das die Bäume bedeckte wie Gazestreifen. Tote Wesen hingen in den Netzen und Hüllen von Lebewesen, deren Leben ausgesaugt worden war, die Überreste der Nahrung des Monsters. Es waren jedoch nur kleine Lebewesen. Der Wisteron nahm seine größere Beute mit in sein Lager.
    Das nicht weit entfernt irgendwo vor ihnen lag.
    Wren beobachtete die Schatten um sich herum. Da nichts ringsum sich bewegte, war sie noch ängstlicher geworden, als sie es schon vorher in der Stille gewesen war. Sie durchquerte einen toten Ort, eine Ödnis, in die keine Lebewesen gehörten, eine Unterwelt, die sie auf eigene Gefahr durchquerte. Sie dachte noch immer, sie würde irgendwo einen Farbfleck entdecken oder ein Kräuseln des Wassers oder einen Schimmer von Blättern und Gräsern. Aber der In Ju hätte in Eis gekleidet sein können, so erstarrt wirkte er. Sie befanden sich jetzt tief im Gebiet des Wisteron, und hierhin wagte sich nichts.
    Nichts außer

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