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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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blutüberströmt. Sein Kurzschwert hielt er noch immer in seiner rechten Hand. Der Hauptmann der Leibgarde schien sich seiner Verletzungen überhaupt nicht bewußt zu sein. Er legte sich Garths Arm um die Schultern und hob den großen Mann mit Schwung hoch. Wren stützte ihn auf der anderen Seite, und so überquerten sie die morastige Senke und gelangten zurück zu den uralten Akazien.
    Auch Stresa kam langsam aus seinem Versteck hervor, seine Stacheln standen noch immer in alle Richtungen ab. »Hier entlang! Phffft! Hier hinein! In den Schatten!«
    Sie trugen Garth zu einem Flecken trockener Erde neben einigen Baumwurzeln und legten ihn dort nieder. Wren schnitt schnell seine Tunika auf. Sie hatte nur noch wenig frisches Wasser übrig, verbrauchte aber fast alles, um seine Wunden zu reinigen. Den Rest gab sie Triss für sein Gesicht. Sie nahm einen Nähfaden und eine Nadel, um die klaffende Wunde zu schließen, und verband den großen Mann mit Stoffstreifen, die sie von ihrer Zusatzkleidung abriß. Garth betrachtete schweigend und regungslos ihr Werk, als versuche er, sich ihr Gesicht einzuprägen. Sie signalisierte ihm ein- oder zweimal etwas, aber er nickte nur und antwortete nicht. Ihr gefiel nicht, was sie sah.
    Dann behandelte sie auch Triss. Die Wunde in seinem Gesicht war nur oberflächlich, aber sein linker Arm war gebrochen. Sie richtete ihn ein, schnitt aus totem Holz eine Schiene und band sie mit seinem Gürtel fest. Er zuckte ein- oder zweimal zusammen, während sie ihn versorgte, aber er schrie nicht auf. Als sie fertig war, dankte er ihr ernst und verlegen, und sie lächelte ihn an.
    Erst dann erinnerte sie sich an den Ruhkstab, der noch immer irgendwo dort draußen im Schlamm lag. Hastig eilte sie zurück, verließ den Schutz der alten Bäume und durchquerte die Senke erneut. Als sie sich näherte, schossen Orps davon, wie blitzende Funken silbrigen Lichts. Die Luft war leer und ruhig, aber das Rumpeln des Killeshan echote bedrohlich von jenseits der Nebelwand, und die Erde erzitterte als Antwort. Sie fand den Ruhkstab dort, wo er hinuntergefallen war, und hob ihn auf. Der Loden funkelte wie eine Ansammlung kleiner Sterne. So viel war dafür gegeben worden, dachte sie, für das Elfenvolk, das darin gefangen war. Sie fühlte einen finsteren Moment lang tiefes Bedauern und einen plötzlichen Drang, ihn fortzuwerfen und so tief in den Schlamm zu versenken wie den Wisteron. Die Elfen, die mit ihrer Magie soviel Schaden angerichtet hatten, die mit ihrem Ehrgeiz die Schattenwesen erschaffen hatten und die Vier Länder aus Gründen im Stich gelassen hatten, für die sie selbst verantwortlich waren, sollten besser verschwinden. Aber sie hatte ihre Entscheidung wegen der Elfen schon getroffen. Und außerdem wußte sie, daß es nicht der Fehler dieser Elfen gewesen war, nicht dieser Generation, und daß es ohnehin falsch wäre, ein ganzes Volk für die Taten einiger weniger zur Verantwortung zu ziehen. Allanon hatte wohl damit gerechnet, daß sie so denken würde. Er mußte vorhergesehen haben, daß sie die Wahrheit entdecken und selbst über die Weisheit seiner Aufgabe befinden würde. Finde die Elfen, und bringe sie in die Vier Länder zurück. Sie hatte sich viele Male gefragt, warum sie das tun sollte. Allmählich glaubte sie zu verstehen. Wer wäre besser in der Lage, das wieder geradezurücken, was falsch gemacht worden war, als die Elfen? Wer wäre besser dazu geeignet, den Kampf gegen die Schattenwesen zu führen?
    Sie schleppte sich durch die Senke zurück. Empfindungslosigkeit setzte sich in ihr fest, und die letzten Spuren der heiteren Entspanntheit, die die Magie in ihr bewirkt hatte, verblaßten. Sie war müde und traurig und fühlte sich seltsam verloren. Aber sie wußte, daß sie diesen Gefühlen nicht nachgeben durfte. Sie hatte den Ruhkstab zurückbekommen, und die Reise zum Strand und die Suche nach Tiger Ty lagen noch vor ihr. Und es gab noch immer Dämonen.
    Stresa wartete am Rande des Wäldchens auf sie. Seine rauhe Stimme flüsterte warnend. »Hsstt. Dein großer Freund ist schwer verletzt, Wren von den Elfen. Sei gewarnt. Das Gift ist eine schlimme Sache. Phffft. Vielleicht kann er nicht mit uns kommen.«
    Mit hastigen Bewegungen rauschte sie verwirrt an dem Stachelkater vorbei. »Er wird es schaffen«, fuhr sie ihn an.
    Mit Triss’ Hilfe hob sie Garth erneut hoch, und dann brachen sie auf. Mittag war schon vorbei, und das Licht drang schwach und dunstig durch den Schirm aus Vog, die

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