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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Hitze bedeckte sie mit schwüler Feuchtigkeit. Stresa ging voraus und bahnte sich verbissen seinen Weg durch das Labyrinth des Dschungels, wobei er einen Pfad wählte, der es den Menschen, die ihm folgten, möglich machte, mit Garth hindurchzugelangen. Der In Ju schien wie ausgestorben. Es war, als habe der Tod des Wisteron auch alles andere getötet, was darin gelebt hatte. Aber die Stille war wohl eher eine Antwort auf das Beben der Erde, dachte Wren. Die Lebewesen auf Morrowindl spürten, daß nichts mehr war wie bisher, und zumindest im Augenblick hatten sie ihre normalen Aktivitäten eingestellt und sich verborgen. Sie warteten ab, was geschehen würde.
    Sie beobachtete Garths Gesicht, während sie weitergingen, sah die Anspannung in seinen Augen, die Maske des Schmerzes, die seine Züge straffte. Er sah sie nicht an, sondern hielt seinen Blick bewußt auf den Weg vor ihnen geheftet. Er hielt sich nur durch seine große Entschlossenheit aufrecht.
    Als sie schließlich aus dem In Ju heraustraten und in die bewaldete Hügelgegend kamen, war es bereits dämmerig. Sie fanden eine Lichtung mit einer Quelle, und dort reinigte sie erneut die Wunden ihres großen Freundes. Sie hatten nichts zu essen, denn alle ihre Vorräte waren verbraucht oder verloren gegangen, und sie waren sich nicht sicher, welche der Wurzeln und Früchte der Insel ungefährlich waren. Sie mußten sich mit Quellwasser begnügen. Triss fand genug trockenes Holz, um ein Feuer zu entfachen, aber es begann gleich darauf zu regnen, und innerhalb von Sekunden war alles um sie herum durchweicht. Sie drängten zurück in den Schutz eines Koabaums mit breiten Zweigen, wo sie sich Schulter an Schulter für die hereinbrechende Dunkelheit rüsteten. Nach einiger Zeit begab sich Stresa hinaus zu einer Stelle, wo er Wache halten konnte. Er murmelte dabei etwas, daß er der einzige sei, der noch zu dieser Arbeit tauge. Wren diskutierte nicht über diesen Punkt, denn sie war fast geneigt, ihm zuzustimmen. Das Licht verblaßte beständig, wandelte sich von Silber zu Grau und dann zu Schwarz. Der Wald veränderte sich und war plötzlich voller Bewegung, als das Bedürfnis nach Nahrung seine Bewohner zur Jagd hinaustrieb. Aber keines der Wesen, die vorbeizogen, machte Anstalten, sich ihrem Versteck zu nähern. Nebel sickerte in trägen Rinnsalen durch die Bäume und Gräser. Wasser troff langsam von den Blättern. Faun entwand sich Wrens Armen und kuschelte sich an ihre Schulter.
    Um Mitternacht brach der Killeshan aus. Feuer schoß in einem Schauer aus Funken und brennenden Trümmern empor, und Asche und Rauch wurden ausgespien. Dabei wurde ein erschreckendes Brüllen laut, das die nächtliche Stille erschütterte und jedermann ruckartig aufweckte. Die anfängliche Explosion verwandelte sich schnell in eine Reihe von Erschütterungen, die sich aufeinander aufbauten, bis die ganze Insel erbebte. Sogar für sie, die so weit von dem Vulkan entfernt waren, wurde der Ausbruch erkennbar. Sie sahen ein tiefrotes Glühen vor der Dunkelheit, das sich himmelwärts hob und dort zu hängen schien. Ganz in der Nähe öffneten sich kleine Risse in der Erde, und zischend stieg Dampf in Geysiren empor. In den Schatten um sie herum rannten die Geschöpfe der Insel wild umher, flohen ohne Richtung und Sinn voller Entsetzen über die Stärke der Erschütterungen, voller Angst vor den Geräuschen und dem glühenden Rot. Die Freunde drängten sich um den Koabaum zusammen und bekämpften den Drang, den Geschöpfen des Waldes zu folgen. Aber Flucht würde in solcher Dunkelheit gefährlich sein, das wußte Wren, und Stresa erinnerte sie außerdem daran, daß sie bis zum Tagesanbruch verborgen bleiben mußten.
    Die Erschütterungen setzten sich, eine nach der anderen, die ganze Nacht lang fort wie donnernde Hustenanfälle und heftige Krämpfe. Sie drohten Morrowindl von einem Ende zum anderen aufzureißen. Feuer brannten auf den Höhen des Killeshan, als die Lavaströme ihren Abstieg zum Meer begannen. Klippen rutschten mit dem Getöse brechenden Gesteins ab, und Lawinen gingen nieder und rissen ganze Berghänge los. Riesige Bäume zerbrachen wie totes Holz und stürzten zu Boden.
    Wren schloß die Augen und versuchte vergeblich zu schlafen.
    Als die Dämmerung nahte, erhob sich Stresa, um das Gelände um sie herum zu erkunden, und Triss übernahm von ihm die Wache. Wren blieb mit Garth allein. Der große Mann schlief unruhig, sein Gesicht war schweißgebadet, und sein Körper wurde von

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