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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wußte, was er tun mußte.
    Als er dann den Entschluß gefaßt hatte, handelte er schnell. Er ließ alles außer dem Schwert von Leah zurück. Von seinem Gepäck und dem schweren Umhang befreit, das Schwert sicher über den Rücken gebunden, glitt er durch die Bäume den nördlichen Hang der Klippe hinab, wobei er sein Ziel im Auge behielt. Er erreichte die darunterliegenden Hügel und durcheilte sie, strebte nordwärts auf die Engpässe zu, durch die der Wagen und die Reiter gelangen mußten, um die Südwache zu erreichen, dachte bei sich, daß er seine Meinung noch immer ändern könnte, wenn er erst einmal dort wäre und es dann falsch zu sein schien, dachte ebenfalls, daß er einen Plan brauchte, wenn er eine Chance haben wollte, einen Kampf gegen so viele zu gewinnen. Der Boden war hart und fühlte sich unter seinen Füßen hohl an, aber das Gras war feucht vom Morgentau und machte ein nasses, klatschendes Geräusch, als er hindurchging. Er roch die Erde und die Bäume in der windstillen Luft. Ihre Gerüche waren dicht und beißend. Der Nebel verdichtete sich, während er vorwärts schritt, streckte sich aus, um ihn in einem Moment zu umhüllen und im nächsten Moment wieder freizulassen. Er sagte sich, daß er schnell sein mußte - so schnell wie ein Gedanke und so sicher wie das Schicksal. Er würde die meisten von ihnen töten müssen, bevor sie wußten, daß er da war. Er würde noch dunkler sein müssen als sie. Er würde tödlicher sein müssen.
    Von einer Senke wechselte er in einen Hain schwarzer Walnußbäume und Kirschbäume über, deren Zweige sich schwer vom Tau zu Boden neigten, und er schaute über die Hügel hinweg und lauschte. Er konnte den Wagen hören, obwohl sein Quietschen und Ächzen durch den Nebel gedämpft wurde. Er war ihnen ein gutes Stück voraus, in der Nähe der Stelle, wo er sie abfangen wollte, und die Finsternis der Nacht hielt der einsetzenden Dämmerung stand. Er schaute ostwärts und sah, daß die Sonne noch immer in den Bäumen verborgen war und ihr Licht nicht mehr war als ein schwaches Hellerwerden vor dem Himmel. Es blieb ihm genug Zeit zum Handeln, bevor der Sonnenaufgang ihn verraten würde. Er würde seine Chance bekommen.
    Er ging erneut weiter, hielt sich in Deckung, wo immer er konnte, und blieb in seinem Vorübergehen lautlos. Er hatte jahrelang im Hochland gejagt, bevor er in den Norden gekommen war, hatte sich vor der Dämmerung erhoben, um mit seinem Bogen loszuziehen. Er war in einer Welt, in der er ein Eindringling war, allein gewesen und hatte gelernt, mit den Tieren, die er jagte, zu einer Einheit zu werden. Manchmal schoß er sie, um Nahrung zu haben, häufiger jedoch schlich er sich nur an sie heran. Er brauchte sie nicht zu töten, um ihre Eigenarten zu erfahren und ihre Geheimnisse zu entdecken. Er wurde gut darin. Er war jetzt gut. Aber die Schattenwesen waren auch Jäger. Sie konnten besser als er spüren, was dort draußen war. Daran mußte er denken. Er würde vorsichtig sein müssen.
    Denn wenn sie ihn zuerst entdeckten…
    Er atmete tief durch den Mund ein und beruhigte den Schlag seines Herzens, während er weiterging. Wie sah sein Plan aus? Was beabsichtigte er eigentlich? Sie aufhalten, sie töten, sehen, was in ihrem Wagen war? Was war, wenn er nichts in dem Wagen fand? War das wichtig? Wieviel würde er verlieren, wenn dies alles umsonst war?
    Aber es war nicht umsonst. Er wußte, daß es das nicht war. Der Wagen war nicht leer. Es gab keinen Grund für die Sucher, einen leeren Wagen zur Südwache zu eskortieren. Der Wagen würde etwas beherbergen. Die innere Stimme, die Stimme, die ihn vorwärts drängte, versprach es ihm.
    Darauf hast du gewartet.
    Einen Moment lang schien es ihm, als sei es Quickenings Stimme, die er hörte, die aus irgendeiner Unterwelt zu ihm sprach oder vielleicht aus der Erde, in die sie zurückgekehrt war. Es war, als ob sie ihn leitete und behütete, ihn dem entgegenführte, was nur sie allein sehen konnte. Aber der Gedanke schien nur ein Wunsch und irgendwie auch gefährlich, und er schob ihn sofort beiseite. Die Stimme war seine eigene und nicht die eines anderen, sagte er sich. Die Entscheidung und ihre Konsequenzen mußte er tragen.
    Er erreichte das kleine Tal, durch das die Reiter und ihr Wagen hindurchkommen würden, die Stelle, an der er sie aufhalten wollte, und er blieb in der Stille abrupt stehen, um zu lauschen. In der Ferne, irgendwo dort hinten im Nebel, erklangen die Geräusche ihres Herannahens. Er

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