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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wenn überhaupt noch einer von ihnen lebte. Er schaute durch die Gitter seines schmalen Fensters und dachte, daß die dahinterliegende Welt vielleicht bereits zu dem Alptraum geworden war, den Allanon ihm vor so langer Zeit gezeigt hatte. Er dachte, daß es vielleicht schon immer so gewesen war und nur seine falsche Wahrnehmung der Dinge ihn hatte glauben lassen, es sei anders.
    Er achtete darauf, daß er nicht einschlief. Er wagte überhaupt nicht mehr zu schlafen, weil er die Träume nicht ertragen konnte, die der Schlaf ihm brachte. Er konnte spüren, daß er die Träume als Tatsachen zu akzeptieren begann und zu glauben anfing, daß es wahr sein mußte, daß er ein Schattenwesen war. Sein Gespür für die Dinge war aber auch zerstört, wenn er wach war, und er konnte dem Gefühl nicht entkommen, daß er nicht mehr er selbst war. Felsen-Dall war eine dunkle Gestalt, die Hilfe versprach und noch mehr anbot. Felsen-Dall war die Chance, die er nicht zu ergreifen wagte - und die Chance, die er schließlich doch ergreifen mußte.
    Nein. Nein. Niemals.
    An der Stelle seiner Zelle, wo sich die verschlossene und verriegelte Tür befand, bewegte sich die Luft. Er spürte es, bevor er es sah, und erhaschte dann einen Blick auf Schatten, die durch die Nacht zogen. Er blinzelte und dachte, es sei ein weiterer seiner Dämonen, um ihn heimzusuchen, ein weiteres Zeugnis des Wahnsinns, der ihn langsam überwältigte. Daher durchschnitt er mit der Hand die Luft vor seinen Augen, als könne das seine Sicht klären, obwohl er wußte, daß da nichts war. Er lachte fast, als er die Stimme hörte.
    Par. Hör mir zu. Er schüttelte den Kopf. Warum sollte er?
    Par Ohmsford!
    Die Stimme klang scharf und spröde vor Verärgerung. Pars Kopf schnellte sofort hoch.
    Hör mir zu. Lausche auf meine Stimme. Wer bin ich? Sprich meinen Namen aus.
    Par starrte auf das schwarze Nichts vor sich und dachte, daß er nun tatsächlich wahnsinnig geworden wäre. Die Stimme, der er lauschte, war die von Walker Boh.
    Sprich meinen Namen aus!
    »Walker«, flüsterte er.
    Das Wort war ein Funke in der Dunkelheit seiner Verzweiflung, und er richtete sich bei seinem hellen Flackern ruckartig auf. Seine Beine sanken wieder auf den Boden, und seine Arme fielen seitlich hinab. Er starrte ungläubig in die Dämmerung, hörte die Dämonen schreien und auseinanderstieben.
    Hör mir zu, Par. Wir sind zu dir gekommen. Wir sind gekommen, um dich zu befreien und dich fortzubringen. Coll ist bei mir. Und Morgan. Und Damson Rhee.
    »Nein.« Er konnte nicht anders. Das Wort war ausgesprochen, bevor er es sich anders überlegen konnte. Aber er wußte es nicht anders. Es konnte nicht so sein. Er hatte zu viele Male gehofft. Er hatte gehofft, und die Hoffnung hatte ihn wiederholt getrogen.
    Die Bewegung in der Luft kam näher heran, und er spürte eine Gegenwart, die er nicht sehen konnte. Walker Boh. Wie hatte er ihn gefunden? Wie konnte er hier, aber unsichtbar sein? War er… das geworden?
    So ist es. Ich habe getan, was mir aufgetragen wurde, Par. Ich habe Paranor zurückgebracht und bin der erste der neuen Druiden geworden. Ich habe getan, was Allanon gefordert hat, und habe die mir übertragene Aufgabe erfüllt.
    Par erhob sich, atmete hastig und griff ins Nichts.
    Hör mir zu. Du mußt zu der Stelle herunterkommen, an der wir warten. Wir können dich hier nicht erreichen. Du mußt die Magie des Wunschgesangs einsetzen, Par. Gebrauche sie, um durch die Tür hindurchzubrechen, die dich gefangenhält. Brich hindurch, und komm zu uns herunter.
    Par schüttelte den Kopf. Die Magie des Wunschgesangs einsetzen? Nachdem er soviel Sorgfalt darauf verwandt hatte, ihren Gebrauch zu vermeiden? Nein, das konnte er nicht. Wenn er es tat, war er verloren. Die Magie würde ihn überwältigen und ihn zu dem Wesen machen, das er auf keinen Fall werden wollte. Lieber wollte er sterben.
    Du mußt es tun, Par. Gebrauche die Magie.
    »Nein.« Das Wort war ein rauhes Flüstern in der Stille.
    Anders können wir dich nicht erreichen. Gebrauche die Magie, Par. Wenn du aus deinem Gefängnis freikommen willst, sowohl aus dem, das du für dich selbst errichtet hast, als auch aus dem, in das die Schattenwesen dich gesteckt haben, dann mußt du die Magie einsetzen. Tu es jetzt, Par.
    Aber Par war plötzlich zu dem Schluß gekommen, daß dies ein weiterer Trick sein mußte, ein weiteres Spiel, das entweder von seiner eigenen Magie oder von der der Schattenwesen mit ihm gespielt wurde, indem Stimmen

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