Shannara VI
Föderationsarmee befanden sich auf der Flucht, und das Grasland war von den Überresten der Schlacht übersät. Es geschah so schnell, daß die Elfen, die Geächteten und die Felsentrolle nicht einmal Zeit hatten zu reagieren. Sie waren zu betäubt, um etwas anderes zu tun, als hinzusehen und dann schnell ihre eigenen Reihen zu überprüfen, um sicherzustellen, daß das Licht sie nicht angerührt hatte.
Auf der Klippe am Ende des Tales, von wo aus sie dies alles beobachtet hatte, atmete Wren Elessedil jetzt langsam in die Stille hinein. Triss stand mit geöffnetem Mund neben ihr, und Stresas Atem war ein Raspeln an ihrem Stiefel. Sie schluckte gegen die Trockenheit in ihrer Kehle an und schaute dann erstaunt über das Tal von Rhenn hinaus, während ein letztes Wunder geschah.
So weit das Auge reichte, erblühten auf den verdorrten und kahlen Ebenen überall Wildblumen im Sonnenlicht.
Kapitel 36
»Was war in dem Licht, Walker?« fragte Coll. Es war bereits später Vormittag, und sie saßen im Schatten der Bäume auf dem vom Runne nördlich zu den Ruinen der Südwache hinabführenden Hang. Unter ihnen dampfte und rauchte und brannte der Schattenwesenkeep noch immer. Seine Mauern waren zu Schutt zusammengefallen, und der einst glatte schwarze Stein war spröde und stumpf geworden. Walker saß allein an der Seite, in die zerrissenen Überreste seiner dunklen Gewänder gehüllt. Par und Coll saßen ihm gegenüber. Morgan lehnte gegen den breiten Stamm eines roten Ahorns, kaute auf einem Grashalm und betrachtete seine Stiefel. Matty Roh stand gegen ihn gelehnt, so daß ihre Schulter die seine berührte. Damson lag schlafend einige Meter entfernt. Sie waren zerschlagen und ausgelaugt und mit Blut und Staub bedeckt, und Coll hatte außerdem einen gebrochenen Arm und gebrochene Rippen. Aber die Anspannung war aus ihren Körpern und die Vorsicht aus ihren Augen gewichen. Sie liefen nicht mehr davon, und sie hatten auch keine Angst mehr.
»Es war Magie«, sagte Par mit stiller Überzeugung.
Sie waren den Kellern des Schattenwesenkeeps durch den von Walker erwählten Tunnel entflohen, während Steine rund um sie herum zerbröckelt und herabgefallen waren, als sie durch die unterirdische Dunkelheit eilten. Nur das Druidenfeuer hatte sie geleitet. Der Tunnel bog und wand sich dahin, und es hatte den Anschein gehabt, als ob sie niemals rechtzeitig herausgelangen würden. Sie hatten hinter sich gehört, wie der Keep zusammenbrach, und hatten den Druck der stickigen Luft und des Staubs in ihrem Rücken spüren können, als die Mauern im Innern einstürzten. Sie hatten befürchtet, eingeschlossen zu werden, aber Walker war sich des Weges anscheinend sicher gewesen, so daß sie ihm fraglos gefolgt waren. Schließlich hatte sich der Tunnel durch ein Dickicht hindurch nach außen auf einen flachen Hang oberhalb des Keeps geöffnet, und von dort waren sie aufwärts in den Schutz des Waldes gestolpert, um von dort die Feuersbrunst und den Rauch zu beobachten, die den Zusammenbruch des Keeps verkündeten. Damson war wieder bewußtlos, und Walker kümmerte sich um sie. Er gebrauchte die Druidenmagie und heilte sie, wie er auch Par vor Wochen geheilt hatte, als der Talbewohner von den Wehrbestien vergiftet worden war. Ihre Verletzungen ließen sie fiebern, aber Walker konnte das Fieber senken, und er kühlte sie, damit sie schlafen konnte. Während er damit beschäftigt war, wuschen und verbanden sich die anderen, so gut sie konnten.
Während das Sonnenlicht jetzt die Hügel im Westen überflutete, saßen sie beisammen und schauten über die Ebenen hinweg zurück zu der Stelle, an der die Südwache glomm. Wo auch immer sie hinschauten, wuchsen Wildblumen, die mit dem Einsturz des Keeps der Schattenwesen und der Rückkehr des Lichts zur Erde aufgeblüht waren. In einer Fülle von Farben bedeckten die Blüten das ganze Land, so weit das Auge reichte, bedeckten sogar jene Gebiete, die vergiftet und zerstört gewesen waren. Ihr Geruch schwebte auf der Morgenluft leicht heran und schien einen neuen Anfang anzuzeigen.
»Gestohlene Magie«, fügte Walker Boh hinzu.
Was Par von der Magie des Schwertes von Shannara gezeigt worden war, hatte Walker mit seinen Druideninstinkten erspüren können. Walkers dunkle Augen waren asche- und schmutzumrandet, und er sah erschöpft aus, aber trotzdem war Kraft in seinem stetigen Blick. Sie hatten gemeinsam die Geschichten jedes einzelnen gehört und dachten jetzt über die Gründe nach, die hinter
Weitere Kostenlose Bücher