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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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konnte einen Moment lang sehen, was er dachte - als wäre ich in seinem Geist gewesen. Er hat erkannt, was ihm angetan wurde, aber er wußte nicht, was er dagegen tun kann. Darum ist er davongelaufen, Damson. Er war entsetzt über das, was aus ihm geworden war.«
    Sie sah ihn an. »Wußte er, wer du warst?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Oder wie er sich selbst helfen kann? Wußte er genug, um den Umhang abzulegen?«
    Par atmete tief durch. »Das glaube ich nicht. Ich bin nicht einmal sicher, daß er es kann.« Sein Gesicht zeigte Betroffenheit. »Er wirkte so verloren, Damson.«
    Sie legte dann ihre Arme um ihn, und er hielt sie, als sei sie ein Felsen, ohne den ihn das Meer seiner Unsicherheit fortschwemmen würde. Der Sonnenaufgang erhellte den Himmel im Osten. Vögel erwachten mit freudigen Rufen, und ein dünner Film von Feuchtigkeit glitzerte auf dem Gras.
    »Ich muß ihm nachgehen«, sagte Par an ihrer Schulter, obwohl er spürte, wie sie sich bei diesen Worten versteifte. »Ich muß versuchen, ihm zu helfen.« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich weiß, damit werde ich mein Versprechen, Padishar zurückzuholen, brechen. Aber Coll ist mein Bruder.«
    Sie änderte ihre Haltung, um in sein Gesicht zu sehen. Ihr Blick suchte den seinen und wich nicht aus. »Du hast dich bereits entschieden, nicht wahr?« Sie wirkte erschreckt. »Es ist vielleicht eine Falle, meinst du nicht?«
    Er lächelte verbittert. »Das weiß ich.«
    Sie blinzelte aufgeregt. »Und ich kann nicht mit dir kommen.«
    »Auch das weiß ich. Du mußt zum Firerim Reach weiterziehen und Hilfe für deinen Vater holen. Das verstehe ich.«
    Tränen traten ihr in die Augen. »Ich möchte dich nicht verlassen.«
    »Ich möchte dich auch nicht verlassen.«
    »Bist du sicher, daß es Coll war? Absolut sicher?«
    »So sehr, wie ich sicher bin, daß ich dich liebe, Damson.«
    Sie legte ihre Arme wieder um ihn. Sie sagte nichts, aber sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Er konnte sie weinen spüren. Er konnte spüren, wie er innerlich zerbrach. Die Begeisterung darüber, daß sie Paranor gefunden hatten, war vergangen, die Entdeckung selbst war fast vergessen. Das Gefühl des Friedens und der Zufriedenheit, das er kurzzeitig erlebt hatte, als er aus Tyrsis freigekommen war, lag in der Vergangenheit vergraben. Er machte sich erneut frei. »Ich werde zu dir zurückkommen«, sagte er leise. »Wo auch immer du sein wirst, ich werde dich finden.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und nickte. Dann durchsuchte sie ihre Kleidung und zog kurz darauf eine dünne, flache Metallscheibe mit einem Loch darin hervor, durch das ein Lederband gezogen war. Sie löste die Scheibe von ihrem Hals, betrachtete sie einen Moment lang und sah ihn dann an.
    »Dies hier wird Skree genannt«, sagte sie. »Es ist eine Art Magie, eine Straßenmagie. Sie wurde mir vor langer Zeit gegeben.« Feuer brannte in dem Blick, den sie ihm zuwarf. »Sie kann nur einmal benutzt werden.«
    Dann nahm sie die Scheibe in beide Hände und brach sie so leicht entzwei wie einen morschen Stock. Sie gab ihm die abgetrennte Hälfte. »Nimm sie und binde sie dir um den Hals. Lege sie niemals ab. Die Hälften werden einander wiederfinden. Wenn das Metall glüht, will es uns sagen, daß wir einander nahe sind. Je heller es wird, desto näher werden wir uns sein.«
    Sie drückte ihm die abgebrochene Hälfte der Scheibe in die Hände. »So werde ich dich wiederfinden, Par. Und ich werde niemals aufhören, dich zu suchen.«
    Er schloß seine Finger um die Scheibe. Ihm war, als habe sich eine Grube unter ihm geöffnet und wolle ihn verschlingen. »Es tut mir leid, Damson«, flüsterte er. »Ich will das nicht tun. Ich würde mein Versprechen halten, wenn ich es könnte. Aber Coll lebt, und ich kann nicht…«
    »Nein.« Sie legte einen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Sage nichts mehr. Ich verstehe es. Ich liebe dich.«
    Er küßte sie und preßte sie an sich. Dabei prägte er sich die Berührung und das Gefühl ihres Körpers ein, bis er sicher war, daß ihm die Erinnerung eingebrannt war. Dann ließ er sie los, holte die Schwertscheide, hob seine Decke auf, rollte sie zusammen und schlang sie sich um die Schulter.
    »Ich werde zu dir zurückkommen«, wiederholte er. »Ich verspreche es.«
    Sie nickte wortlos und konnte ihren Blick nicht abwenden, daher wandte er sich schließlich von ihr ab und eilte durch die Bäume davon.

Kapitel 8
    Es war bereits später Nachmittag, als

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