Shannara VI
den er besessen hatte.
Er sandte Feuerlanzen auf Hungersnot und wehrte seinen Angriff damit ab. Der skelettartige Körper des Reiters wurde gebeugt und brach durch den Stoß auseinander.
Tot, aber nicht wirklich, dachte Walker, und fühlte sich fiebrig und heiß werden.
Die Reiter schwärmten aus allen Richtungen zurück, Schlangen erhoben sich und kamen auf ihn zu. Warum wollten sie nicht sterben? Wie konnten sie erneut auf ihn zukommen? Die Fragen rollten unbeholfen von seiner Zunge, und er war sich plötzlich bewußt, daß er sie laut ausgesprochen hatte, daß sich eine Art Delirium in ihm ausbreitete. Er war unglaublich schwach, als er wieder auf die Mauer zustolperte, während er all seine Kraft sammelte, um dem erneuten Angriff entgegenzutreten. Sein Plan zerfiel. Er hatte etwas falsch eingeschätzt. Was war es?
Er hob seinen Arm und sandte das Feuer in alle Richtungen. Er schmetterte es auf seine Angreifer in dem verzweifelten Versuch, sie in Schach zu halten. Aber seine Kraft war jetzt erschöpft, bei seinem ersten Angriff verausgabt, von Seuche ausgelaugt. Die Magie erreichte kaum, daß das Schattenwesen, das durch ihre Wand hindurchbrach und auf ihn zukam, seinen Schritt verlangsamte. Krieg warf eine Keule mit gezackten Kanten nach ihm, und er beobachtete, wie sie auf ihn zuwirbelte, aber fühlte sich unfähig zu handeln. Im letzten Moment sammelte er genug Energie, um sie abzuwenden, aber dennoch traf ihn das Eisen blitzartig und wirbelte ihn mit solcher Wucht rückwärts gegen das Gestein Paranors, daß ihm der Atem ausging.
Der Schlag rettete ihm das Leben.
Als er sich an das Gestein der Mauern Paranors klammerte, um sich abzufangen, fand er die Fuge der verborgenen Tür. Einen Moment lang klärte sich sein Geist, und er erinnerte sich daran, daß er sich einen Fluchtweg gelassen hatte, falls die Dinge schlecht stünden. Er hatte es im Kampfgetümmel, im Griff des Fiebers und des Deliriums vergessen. Er hatte noch immer eine Chance. Die Vier Reiter steuerten auf ihn zu. Sie kamen jetzt unglaublich schnell näher. Die Finger seiner Hand eilten taub und blutig die Fuge der verborgenen Tür entlang. Wenn er nur zwei Hände, zwei Arme hätte! Wenn er nur gesund wäre! Der Gedanke war im Handumdrehen da und wieder fort, die Verzweiflung, die ihn hervorgerufen hatte, wurde von seinem Zorn gebannt.
Ein Kreischen von Metall und Klauen erklang.
Seine Finger schlossen sich um den Türring.
Die Tür schwang nach innen auf und trug ihn mit sich wie ein gestaltloses Bündel Gewänder. Während sie dies tat, warf er Feuerfragmente in den Spalt hinter ihm, die so scharf waren wie Rasiermesser. Er hörte sie gegen seine Verfolger prallen und glaubte die Schattenwesen irgendwo in seinem Geist schreien zu hören.
Dann befand er sich in modriger, kühler Dunkelheit. Die Geräusche und der Zorn wurden mit dem Zufallen der Tür ausgeschlossen, der Kampf war vorüber.
Cogline fand ihn in dem Gang unter den Brustwehren der Festung, zu einer Kugel zusammengerollt und so erschöpft, daß er ihn nicht dazu bringen konnte, sich zu bewegen. Mit erheblicher Anstrengung brachte der alte Mann Walker zu seinem Bett und legte ihn hinein. Er zog ihn aus, benetzte ihn mit kühlem, sauberem Wasser, gab ihm Medizin und wickelte ihn zum Schlafen in Decken. Er sagte Worte zu Walker, aber Walker konnte sie anscheinend nicht entschlüsseln. Walker erwiderte etwas, aber was er sagte, war undeutlich. Er wußte, daß er lebte, daß er überlebt hatte, um einen weiteren Tag zu überstehen, und das war das einzig Wichtige.
Zitternd, schmerzerfüllt und bis auf die Knochen ermüdet von seinem Kampf, ließ er sich umsorgen, bis Cogline ihn in der Dunkelheit zum Ausruhen zurückließ. Er war sich bewußt, daß Ondit sich neben ihm zusammenrollte und Wache hielt, was auch immer ihm drohen mochte. Die Moorkatze war bereit, Cogline zu rufen, wenn es nötig sein würde. Er schluckte gegen die Trockenheit in seiner Kehle an, und sagte sich, daß die Krankheit vergehen würde, daß er wieder gesund sein würde, wenn er erwachte. Er war entschlossen, daß es so sein müßte.
Er schloß die Augen, und während sie sich schlossen, klammerte sich sein Geist an einen letzten, heilenden Gedanken.
Der Kampf war an diesem Tag verloren worden. Die Vier Reiter waren erneut über ihn gekommen. Aber er hatte etwas aus seiner Niederlage gelernt - etwas, was sich letzten Endes als ihr Verderben erweisen würde.
Er atmete tief und ruhig ein und ließ den
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