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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zerrüttete.
    Par wickelte sich in seine Decke und lehnte sich gegen einen alten Hickorybaum, um die Dinge zu überdenken. Das Schwert von Shannara lag auf dem Boden neben ihm, und seine Finger zogen die Umrisse des geschnitzten Hefts nach. Wenn die Schattenwesenmagie seinen Bruder kontrollierte, wußte Coll vielleicht gar nicht, was er tat. Er hatte vielleicht nach Par gesucht, ohne zu wissen, warum. Er floh jetzt vielleicht in demselben Zustand. Nur, daß das Schwert Coll die gleiche Vision gezeigt hatte, die es Par gezeigt hatte, und das bedeutete, daß Coll die Wahrheit über sich selbst gesehen hatte. Par hatte in jenen Momenten eine Verbundenheit verspürt. Coll und er standen sich so lange nahe, daß sie es beide hatten erkennen können. Hatte das die Dinge auf irgendeine Weise geändert? Versuchte Coll sich etwa von der Schattenwesenmagie zu befreien, nachdem er die Wahrheit über sich selbst gesehen hatte?
    Par schloß gegen die drohende Müdigkeit fest die Augen. Er mußte schlafen, war aber nicht eher bereit dazu, bevor er nicht herausgefunden hatte, was vor sich ging. Damson hatte ihn gewarnt, daß ihn die Verfolgung in eine Art Falle führen könnte. Coll war nicht zufällig zu ihnen gekommen. Er war von den Schattenwesen gesandt worden. Warum? Um ihn zu verletzen? Oder um ihn zu töten? Par war sich nicht sicher. Wie war es Coll gelungen, ihn zu finden? Wie lange hatte er bereits gesucht? Die Fragen summten durch seinen Geist wie wütende Hornissen. Eindringlich und fordernd und mit giftigen Stacheln. Denk nach! Vielleicht hatte die Magie des Umhangs Coll geholfen, ihn zu finden - hatte Coll vielleicht angetrieben, daß er ihn fand. Die Magie hatte seinen Bruder infiziert und verwandelte ihn in ein Schattenwesen, während Coll die ganze Zeit glaubte, daß sie ihm half, seinen Gefangenenwärtern zu entkommen. Sie hatte ihn überlistet, daß er den Umhang anzog, damit sie mit ihrer Arbeit beginnen konnte, verführerisch…
    Par atmete tief ein. Er konnte überhaupt kaum atmen, wenn er sich Coll als eines jener Wesen vorstellte, eines der Wesen in der Grube, jener Wesen, die selbst dann lebten, wenn sie bereits tot waren.
    Er trank etwas Wasser, denn Wasser war alles, was er hatte. Wie lange war es her, seit er etwas gegessen hatte? Morgen würde er sich Nahrung suchen oder jagen müssen. Er mußte seine Kräfte wiedergewinnen. Keine Nahrung und nur wenig Ruhe, das würde ihn schließlich lahmlegen. Er konnte es sich nicht leisten, etwas zu riskieren, wenn er seinem Bruder auf irgendeine Weise nützen wollte.
    Er zwang seine Gedanken wieder zurück zu Coll und wickelte seine Decke in der sich verdichtenden Nacht enger um sich. Es war kühl in den Bäumen am Fluß, die Sommerhitze war hier in andere Reiche verbannt. Wenn Coll nicht gekommen war, um ihn zu töten, warum war er dann gekommen? Sicherlich aus keinem guten Grund. Coll war jetzt nicht Coll.
    Par blinzelte. Vielleicht, um das Schwert von Shannara zu stehlen?
    Der Gedanke war interessant, aber er ergab keinen Sinn. Warum sollte Felsen-Dall das Schwert Par übergeben, wenn er später Coll entsandte, um es zurückzuholen? Es sei denn, Coll wäre das Werkzeug eines anderen. Aber das ergab sogar noch weniger Sinn. Es gab hier nur einen Feind. Trotz all der Beteuerungen des Ersten Suchers. Felsen-Dall hatte sich eine Menge Ärger damit eingehandelt, Par glauben zu machen, er hätte seinen Bruder getötet. Die Schattenwesen hatten Coll aus einem bestimmten Grund gesandt, aber der bestand nicht darin, das Schwert von Shannara zurückzuholen.
    Par dachte einen Moment lang darüber nach, wie seltsam es war, daß das Schwert sich ihm doch noch offenbart hatte. Er hatte alles versucht, um die Magie auszulösen, und bis dahin hatte nichts funktioniert. Er hatte immer geglaubt, daß es wirklich der Talisman war und keine Fälschung, trotz aller Zweifel, warum Felsen-Dall es ihm freiwillig überlassen hatte. Er hatte seine Macht gespürt, selbst als es nicht auf ihn reagiert hatte. Aber die Zweifel hatten weiter bestanden, und mehr als einmal hatte sein Mut ihn verlassen. Jetzt plötzlich, völlig unerwartet, war die Magie zum Leben erweckt worden, und das alles nur wegen dieses Kampfes mit Coll.
    Und es gab keinerlei Hinweis darauf, warum es so war.
    Par glitt den Baumstamm hinab, bis er auf dem Rücken ruhte, und schaute durch die belaubten Zweige des Hickorybaums hinauf in den klaren, sternenerleuchteten Himmel. Er mußte es sich nur bequem machen, sagte er

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