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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Fischereidock und Handelsposten. Das Kontorgebäude war baufällig und chaotisch, und seine Pächter wortkarg, ein störrischer Haufen mit vernarbten, schwieligen Arbeiterhänden und sonnengebräunten Gesichtern. Er konnte seinen Ring gegen eine Angelleine und Angelhaken, einen Feuerstein, Brot, Käse und geräucherten Fisch eintauschen. Er brachte alles nur außer Sichtweite des Anlegeplatzes, setzte es dort gleich ab und aß die Hälfte der Lebensmittel auf, ohne sich eine Atempause zu gönnen. Als er sein Mahl beendet hatte, nahm er seine Reise gen Süden wieder auf. Er fühlte sich jetzt entschieden wohler in seiner Haut. Die Leine und die Haken würden es ihm erlauben, Fische zu fangen, und der Feuerstein würde ihm Feuer geben. Er begann einzusehen, daß die Jagd nach Coll länger dauern konnte, als er erwartet hatte.
    Er stellte fest, daß er erneut darüber nachdachte, warum Coll ihn gesucht hatte - oder genauer gesagt, warum er geschickt worden war. Wenn nicht deshalb, weil er getötet werden sollte oder um das Schwert von Shannara zu stehlen, dann blieb nicht viel übrig. Vielleicht sollte Colls Erscheinen irgendeine Art Reaktion von ihm herausfordern. Damsons Warnung summte erneut in ihm - die Jagd führte wahrscheinlich zu einer Falle der Schattenwesen. Aber wie hatten die Schattenwesen wissen können, daß ihr Treffen die Magie des Schwerts von Shannara auslösen und die Wahrheit darüber, was Coll war, enthüllen würde und Par in der Lage sein könnte, in Coll etwas anderes zu sehen als ein Schattenwesen? Coll war vielleicht als Köder gesandt worden, um Par anzulocken - das klang sicherlich nach Felsen-Dall -, aber dennoch, wie hatten die Schattenwesen wissen können, daß Par die Identität seines Bruders entdecken würde?
    Es sei denn, es war nicht beabsichtigt gewesen, daß er es herausfand… Par blieb abrupt stehen. Er befand sich gerade unter einer riesigen, alten Eiche. Dort war es schattig und kühl. Er konnte eine Brise vom Mermidon heranwehen spüren. Er konnte das Geräusch der trägen Bewegungen des Flusses hören. Er konnte das Wasser und die Wälder riechen.
    …bis es zu spät war.
    Er spürte, wie sich seine Kehle verengte. Wie wäre es, wenn diese ganze Angelegenheit umgekehrt gedacht gewesen war? Wie wäre es, wenn Coll ihn gar nicht töten sollte? Wie wäre es, wenn er Coll töten sollte?
    Warum?
    Weil…
    Er kämpfte um eine Antwort. Sie war am Rande seiner Gedanken beinahe greifbar. Ein Flüstern von Worten, das bestrebt war, erkannt zu werden, bestrebt war, verstanden zu werden.
    Er konnte sie nicht ganz erreichen.
    Enttäuscht ging er weiter. Er war auf der richtigen Spur, wenn er auch noch nicht alle Einzelheiten klar erkannte. Es war Coll dort draußen, der ihn führte, der floh, ohne zu wissen warum er floh, der bei Nacht zurückkam, um sicherzugehen, daß Par ihm folgte. Was Par trug, war das Schwert von Shannara, und seine Magie hatte ihm die Wahrheit gezeigt. Es waren die Schattenwesen, die dies alles inszeniert hatten, die mit ihnen spielten wie mit Kindern, die zum Vergnügen anderer agieren sollten.
    Es hat etwas mit der Magie des Wunschgesangs zu tun, dachte Par plötzlich. Es hat damit zu tun.
    Es würde ihm noch einfallen, das wußte er. Er mußte nur weiterhin darüber nachdenken. Er mußte nur weiterhin alles durchdenken.
    Bei Sonnenuntergang des zweiten Tages hatte er Coll noch immer nicht gefunden, und er errichtete sein Lager in einer von Felsen umgebenen Nische, die ihn von hinten schützte, während er sehen konnte, was auch immer sich von vorn näherte. Er entzündete kein Feuer. Ein Feuer würde sein nächtliches Sehvermögen schwächen, wenn es dunkel wurde. Er aß noch ein wenig von seinen Vorräten, wickelte sich in seine Decke und lehnte sich zum Warten gegen die Felsen.
    Die Nacht vertiefte sich, und die Sterne kamen hervor. Par beobachtete, wie sich Schatten abzeichneten und in dem fahlen Licht Gestalt annahmen. Er lauschte auf das träge Aufschlagen des Flusses gegen die Felsen und auf die Schreie der Nachtvögel, die über dem Wasser kreisten. Er atmete die kühle, feuchte Luft und erlaubte sich das erste Mal seit zwei Tagen, an Damson Rhee zu denken. Nach all der Zeit, in der sie sich in Tyrsis zusammen versteckt und beide darum gekämpft hatten, frei zu bleiben, war es seltsam, daß er ohne sie war. Er sorgte sich um sie, beruhigte sich dann aber, indem er sich sagte, daß es ihr wahrscheinlich besser ging als ihm. Sie hatte inzwischen sicherlich

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