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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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haben würden, wenn die Mannschaften der Fahrenden erst einmal abgezogen waren.
    Sie stampfte auf dem staubigen Boden der Straße auf, während sie durch das Lager ging und Pfiffe, Rufe und unanständige Einladungen ignorierte oder mit einem Winken oder einer unmissverständlichen Geste beantwortete, wenn sie es für angemessen hielt. Sie überprüfte ihre Waffen, ein schlankes Rapier, ihre Wurfmesser, die um die Hüfte gebunden waren, einen Dolch, den sie im Stiefel verbarg, und eine Schleuder, die sie unter den Schulterstreifen geschoben hatte.
    Schon meinte sie, das Meer zu riechen, den salzigen Duft, der schwer in der Luft hing, den rauen Dunst über hölzernen Anlegern und Balken, den fischigen Geruch der Küste und den Rauch der Kamine, in denen man bei Sonnenuntergang Feuer machte, um die Kälte der Nacht aus den Häusern und Bierschenken zu vertreiben. Das Binnenland roch nach Staub und Trockenheit, nach verbrannter Erde und flutartigem Regenwasser, das innerhalb von Stunden wieder versickert war. Drei Jahre Staub und Dürre, drei Jahre Gestank von Männern und Tieren, ohne nur einmal den Ozean zu sehen, waren genug.
    In einem Teil des Lagers, wo sie einige Soldaten kannte, erbat sie sich etwas zu essen von einem Koch, mit dem sie sich angefreundet hatte, wickelte es in Papier und nahm es mit. Der Große Rote würde hungrig sein.
    Nun schritt sie durch die äußeren Bereiche des Lagers und näherte sich den Holzwänden des Pferchs, als würde sie einen Mittagsspaziergang unternehmen.
    »Hey, Kleine Rote«, begrüßte sie eine der Wachen am Tor freundlich. »Willst du deinen Bruder besuchen?«
    »Ich will ihn rausholen«, erwiderte sie lächelnd.
    Die andere Wache schnaubte. »Ha, das wird aber nicht so leicht werden.«
    »Aber auch nicht besonders schwierig«, entgegnete sie. »Ist der Kommandant drinnen?«
    »Er isst zu Mittag oder hält gerade ein Nickerchen, kannst du dir aussuchen.« Die erste Wache kicherte. »Was hast du da?«
    »Mittagessen für den Großen Roten. Kann ich zu ihm?«
    »Sicher. Wir bringen ihn in den Schatten an der hinteren Wand, wo der Laufsteg ist. Wir wollen es ihm so bequem wie möglich machen, solange er hier drin ist, aber nach dem Gesicht des Offiziers zu schließen, der ihn hergebracht hat, stehen seine Chancen nicht allzu gut. Eine fiese Fresse hatte der Kerl.« Er schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid wegen dieser Sache, Kleine Rote. Wir mögen deinen Bruder.«
    »Oh, ihr mögt ihn, aber mich nicht?«
    Die Wache errötete. »Du weißt, was ich sagen wollte. Los, gib deine Waffen her. Dann muss ich die Päckchen mit Essen überprüfen, und danach kannst du zu ihm.«
    Sie reichte ihm den Gürtel mit den Messern sowie das Rapier und machte die Schleuder los. Den Dolch im Stiefel behielt sie. Mit absolutem Gehorsam kam man in dieser Welt nur bis zu einem bestimmten Punkt und nicht weiter. Sie lächelte fröhlich und gab alles durch das Tor.
    Ihr Bruder saß unter einem Überhang an der hinteren Wand, genau an der Stelle, die die Wache ihr beschrieben hatte. Er beobachtete sie, während sie näher kam, und bewegte sich nicht, offenbar, weil die Eisenschellen an Handgelenken, Knöcheln und Hüfte, die mit Bolzen an den Wänden befestigt waren, dies unmöglich machten. Auf dem Laufsteg darüber patrouillierten Wachen oder standen müßig im Schatten der Wachtürme an den Ecken des Pferchs herum. Niemand schien Interesse daran zu haben, unnötig Kraft zu verschwenden.
    Sie hockte sich vor ihren Bruder und neigte kritisch den Kopf zur Seite. »Besonders gut siehst du nicht aus, großer Bruder.«
    Redden Alt Mer neigte seinerseits den Kopf zur Seite. »Ich dachte, du würdest krank im Bett liegen.«
    »Ich war herzenskrank«, entgegnete sie. »Aber bei der Aussicht, schon bald von hier aufzubrechen, fühle ich mich gleich viel besser. Ich glaube, wir haben der Armee der Föderation genau so viel Zeit gewidmet, wie sie verdient hat.«
    Er verscheuchte eine Fliege, die vor seinem Gesicht herumsummte, und die Ketten klirrten laut. »Mich bringst du nicht dazu, dir zu widersprechen. Meine Zukunft als Söldner sieht nicht sehr rosig aus.«
    Sie blickte sich um. Im Pferch ging es laut zu, Männer murmelten und fluchten, Ketten klirrten, Stiefel stampften über den Laufsteg. Die Luft war heiß und trocken und stand still, und der Gestank von ungewaschenen Körpern, Schweiß und Exkrementen durchsetzte alles.
    Sie hockte sich im Schneidersitz vor ihn hin und legte das Päckchen mit Essen

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