Shannara VII
zwischen ihnen auf den Boden. »Wie wäre es mit einer Kleinigkeit zu essen?«
Sie wickelte die Mahlzeit aus, und ihr Bruder verschlang sie gierig. »Das ist gut«, lobte er sie. »Aber was genau sollen wir jetzt machen? Ich dachte, du hättest dir schon einen Weg überlegt, mich hier rauszuholen.«
Grinsend strich sie ihr Haar zurück. »Willst du sagen, dir selbst ist noch keiner eingefallen? Du hast dich hübsch in die Nesseln gesetzt, was?«
»Oh, ich hatte Hilfe dabei.« Er kaute nachdenklich auf einem Stück Brot. »Hast du mir nichts zu trinken mitgebracht?«
Sie griff in ihr Gewand und holte eine Taschenflasche hervor. Er nahm sie und trank einen tiefen Schluck. »Bier«, stellte er anerkennend fest. »Was ist los? Soll das meine Henkersmahlzeit werden?«
Sie stibitzte ein Stück des gebratenen Fasans. »Das wollen wir nicht hoffen.«
»Also?«
»Also schlagen wir die Zeit tot, bis Hawk alles für unseren Aufbruch vorbereitet hat.« Sie nahm ihm die Flasche ab und trank. »Außerdem haben wir vielleicht keine Zeit zum Essen mehr, wenn wir erst einmal unterwegs sind. Ich erwarte jedenfalls, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit keine Rast mehr einlegen.«
Er nickte. »Schätze ich auch. Demnach hast du einen Plan.«
Sie grinste. »Was meinst du?«
Sie beendeten das Mahl, tranken den Rest des Biers und saßen schweigend da, bis Rue Meridian glaubte, Furl Hawken habe genug Zeit gehabt, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen und zum Treffpunkt zu kommen. Sie erhob sich, sammelte die Überreste des Essens ein und ging zu der Hütte, die dem Kommandanten des Pferchs als Behausung diente. Auf dem Weg dorthin warf sie die Reste auf den Komposthaufen. Für die Mutter Erde tat man, was man konnte, selbst an einem Ort wie diesem.
Das Büro des Kommandanten betrat sie, ohne anzuklopfen, und schloss die Tür hinter sich. Der Kommandant lehnte auf seinem Stuhl an der Wand und döste. Er war ein korpulenter Mann, und Hände und Gesicht waren vernarbt. Sie trat mit dem Dolch in der Hand um den Tisch und schlug dem Mann so hart sie konnte hinter das Ohr. Der Kerl sank geräuschlos auf den Boden.
An der Wand waren Schlüsselbunde aufgereiht. Sie suchte sich denjenigen aus, an dem ein Holzstück mit dem Namen ihres Bruders befestigt war, und ging wieder hinaus. Als sie eine Wache über den Hof gehen sah, rief sie hinüber: »Der Kommandant will meinen Bruder sehen. Bring ihn bitte rein.«
Die Wache, die daran gewöhnt war, von fast jedem Befehle entgegenzunehmen, stellte keine Fragen. Der Mann ließ sich die Schlüssel geben und machte sich auf. Ein paar Minuten später war er zurück und schob den Großen Roten langsam vor sich her, wobei Handgelenke und Knöchel noch immer gefesselt waren. Sie stand neben ihm, ließ ihn eintreten, schloss die Tür und streckte die Wache mit einem Hieb ins Genick nieder.
Ihr Bruder blickte sie an. »Sehr wirkungsvoll. Willst du auf diese Weise die ganze Truppe erledigen?«
»Ich glaube, das wird nicht notwendig sein.« Sie öffnete mit dem Schlüssel die Ketten an Armen und Beinen. Er rieb sich die Handgelenke und schaute sich nach einer Waffe um. »Die brauchst du nicht«, sagte sie ungeduldig.
Sie nahm ein Stück Papier vom Schreibtisch des Kommandanten, auf das das Abzeichen der Föderation gedruckt war, und schrieb mit Feder und Tinte eine kurze Mitteilung darauf. Nachdem sie fertig war, beäugte sie das Ganze kritisch und nickte dann. »Das genügt. Du bist ein freier Mann. Auf geht’s.«
Sie schob sich den Dolch in den Stiefel, und gemeinsam gingen sie von der Kommandohütte über den Hof zum Tor. Ihr Bruder blickte sich nervös um. Gefangene und Wachen beobachteten sie. »Bist du sicher, das klappt?«
Sie stieß ihn freundschaftlich in die Seite. »Pass mal auf.«
Am Tor warteten die beiden Wachen, denen sie ihre Waffen überlassen hatte, bereits auf sie. Sie winkte ihnen mit dem Papier zu, auf dem das Abzeichen der Föderation zu sehen war. »Was habe ich euch gesagt?«, sagte sie freundlich und reichte das Schreiben der ersten Wache.
»Das will ich mir erst mal anschauen«, erwiderte der Mann misstrauisch und blinzelte das Papier angestrengt an.
»Ja, sieh es dir ruhig an«, frohlockte sie und zeigte auf das Schreiben. »Er ist in meinen Gewahrsam entlassen worden, bis diese Angelegenheit geklärt wird. Ich habe euch doch gesagt, es würde nicht besonders schwierig werden.«
Die zweite Wache drängte sich heran und spähte der Ersten über die Schulter. Die
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