Shannara VIII
Aufruhrs, der sie innerlich aufwühlen musste, sondern so, als handele es sich bei diesem Aufeinandertreffen lediglich um ein ganz gewöhnliches, das sich nicht von anderen unterschied. Bedächtig ging sie nach vorn rechts, setzte sorgsam ihre Füße und nahm ihre Position ein. Sie hatten gewartet, bis sie sicher waren, dass der Wronk auch mitbekam, was sie machte. Das war nicht so einfach zu erkennen, aber jedenfalls blieb sie jetzt genau hinter einem Stück kahlem Boden stehen, das mit Ästen und Gras bedeckt war. Ein geübtes Auge würde darin eine gut getarnte Wronkgrube sehen. Die eigentliche Falle befand sich allerdings woanders.
Quentin veränderte seine Position nicht, während der Wronk sich Tamis zuwandte. Das Maschinenwesen beobachtete die Fährtenleserin genau, dann stürzte es plötzlich auf sie zu. Sie riss das Schwert zur Gegenwehr in die Höhe und nahm eine geduckte Verteidigungshaltung ein. Quentin wartete einen Augenblick lang ab, ehe er ebenfalls vortrat und das Schwert von Leah ins schwache Licht hob. Er spürte, wie sich die Magie regte, wie sie entlang der Klinge herablief und in seinen Arm eindrang. Er fühlte den feurigen Sturm, der seinen Körper erfasste, bitter und gleichzeitig süß. Dieser Rausch erfüllte ihn mit einem Gefühl der Macht. Übermut und ein Gefühl der Lebendigkeit machten sich in ihm breit. Er wollte diese Kraft benutzen. Obwohl er wusste, wie töricht dieses Verlangen war, so wünschte er es sich dennoch sehnlichst.
Der Wronk rumpelte durch die Nacht und näherte sich Tamis mit unerbittlicher Entschlossenheit. Die Fährtenleserin wich nicht zurück, wollte nicht klein beigeben, rief dem Ungeheuer Hohn und Spott entgegen. So hatten sie das nicht geplant. Sie sollte dem Wronk ausweichen und ihn auf Abstand halten, denn immerhin konnte er ja ihre List durchschauen, und genau so sah es im Augenblick aus. Quentin trat noch ein paar Schritte vor, wollte jedoch nicht weitergehen, weil er nicht zu großen Abstand zwischen sich und die im Dunkeln verborgene Falle bringen wollte. Unterdessen verspürte er einen erneuten Rausch der Magie, und plötzlich verzehrte ihn der Wunsch, die Magie im Kampf einzusetzen.
Ohne Vorwarnung wandte sich der Wronk ihm zu.
Diese Plötzlichkeit raubte ihm den Atem und ließ das Feuer seiner Magie erlöschen. In einem einzigen Moment änderte sich die Situation komplett. Der Wronk kam rasch auf ihn zu und hatte den Abstand zwischen ihnen fast schon überwunden, ehe Quentin sich von der Erstarrung erholte. Die Maschine donnerte über die Lichtung und bewegte sich viel schneller, als Quentin es von den vorherigen Begegnungen in Erinnerung hatte. Nun hob der Wronk das Schwert, das er in der menschlichen Hand hielt. Das Messer in der metallenen blitzte auf.
Tamis schrie, war jedoch zu weit entfernt, um einzugreifen. Tu etwas! Im letzten Augenblick fiel ihm wieder ein, was er eigentlich tun sollte, und hastig sprang er dem Ungeheuer aus dem Weg. Die Klingen des Wronks sirrten durch die leere Luft, wo kurz zuvor noch Quentin gestanden hatte, so dicht an seinem Gesicht vorbei, dass er den Lufthauch spüren konnte. Er sprang die sechs Schritte nach rechts, die er im Vorhinein abgezählt hatte, fuhr herum und machte sich auf den Angriff gefasst. Der Wronk folgte ihm bereits. Unter dem Helm, der den Menschenkopf schützte, waren Ard Patrinells Züge unvermittelt schockierend deutlich zu erkennen.
Sieh nicht hin!, mahnte sich Quentin. Hör nicht auf deine Gefühle!
Tamis lief auf ihn zu, weil sie ihn in Gefahr glaubte und ihm helfen wollte. Er wandte sich nach rechts, während der Wronk ihm folgte. Das Maschinenwesen rechnete mit einem Zusammenprall - und seine Bewegung trug ihn genau über den Rand der versteckten Grube hinweg. Die Tarnung gab nach, und der Wronk stürzte in einem Schauer von Erde und Ästen in die Tiefe. Einen Moment später war er in dem Loch verschwunden, als habe er nie existiert. Sie hörten ein Krachen, als er auf den Boden schlug, dann herrschte Stille.
Tamis rannte herbei und keuchte. Ihre Augen leuchteten überrascht und aufgeregt, als sie in das Loch spähte. »Das war ja gar nicht so schwer«, stellte sie ungläubig fest.
Ja, dachte Quentin, das war nicht so schwer. Er trat vorsichtig an den Rand der Grube und schaute hinein. Im Dunkeln war nichts zu erkennen. »Wir brauchen eine Fackel«, sagte er.
Sie suchte einen Ast, umwickelte ihn mit einem Streifen Stoff von der Grubentarnung, holte Zunder aus ihrer Tasche und schlug
Weitere Kostenlose Bücher