Shannara VIII
die Grube ragen, während sie sich auf den nächsten Stoß vorbereiteten, und der Wronk ließ die Waffen fallen und packte das Holz mit beiden Händen. Sein riesiges Gewicht zwang sie, den Ast loszulassen. Nun hatte das Maschinenwesen eine Art Leiter, an der es hinaufklettern konnte, doch zuvor sammelte es noch seine Waffen ein.
Quentin und Tamis schauten hilflos zu. »Wir müssen hier weg!«, flüsterte er.
»Nein!«, schrie sie ihn an. Ihr staubbedecktes, verschwitztes Gesicht war von Wut und Niedergeschlagenheit verzerrt. »Du hast es mir versprochen!«
»Wir kommen allein nicht gegen ihn an!«
»Wir müssen aber! Sonst mache ich es alleine!« Sie hob Erdklumpen auf und warf sie nach dem Wronk und schrie das Maschinenwesen an. Dann plötzlich lief sie davon und suchte nach einer neuen Ramme, um das Ungeheuer zurückzustoßen. Quentin blieb bei der Grube und wartete auf sie. Der Wronk war schon halb heraus. Sobald er den Rand erreichte, würde der Hochländer versuchen, ihn wieder zurückzustoßen. Seine Hände schlossen sich fest um das Schwert von Leah. Er spürte die Kraft, die ihn durchrann, die in seinem Blut sang, ihn übermütig machte und die Sorgen zerstreute. Er beobachtete, wie die Magie an der Klinge auf und ab lief und dabei hell flackerte.
Der Wronk in der Grube konnte die Magie ebenfalls sehen. In Ard Patrinells verzweifelten, gehetzten Augen ließ sich erkennen, dass er wusste, was sie bedeutete.
Dann kehrte Tamis zurück und schleppte einen weiteren großen Ast heran, der nur etwas kürzer und dünner als der erste war. Er half ihr, und gemeinsam versuchten sie, den Wronk von seiner Leiter zu stoßen.
Aber diesmal war der Wronk darauf vorbereitet. Er riss ihnen die neue Ramme aus den Händen, ehe sie richtig zustoßen konnten, packte sie mit einer Hand, schwang sie zu einem wuchtigen Hieb und traf die beiden. Quentin ließ das Schwert von Leah fallen und verlor es in der Dunkelheit. Er sank auf dem Boden zusammen, seine Brust pochte vor Schmerz, und er bekam keine Luft mehr.
Einen Augenblick später war er wieder auf den Beinen und suchte verzweifelt nach seiner Waffe, ihrer einzigen Hoffnung. Bald hatte er sie gefunden, doch als er sie wieder in den Händen hielt, war der Wronk aus der Grube gestiegen und ging auf Tamis los, die sich ihm trotzig in den Weg gestellt hatte.
»Tamis, lauf!«, rief Quentin.
Stattdessen griff sie an, warf sich voller Wut auf den Wronk und stieß ihn sogar nach hinten, dann bohrte sie ihr Kurzschwert in den verkohlten menschlichen Arm, packte mit der anderen Hand den metallenen und hielt das lange Messer und den Schild von sich fern.
Quentin zögerte nicht. Wie besessen sprang er auf die beiden zu und stieß den Schlachtruf des Hochlands aus: »Leah! Leah!« Er versuchte, Tamis zur Seite zu stoßen, während er gleichzeitig den Wronk angriff. Bei beidem hatte er keinen Erfolg. Daraufhin trat er zurück und schwang das Schwert von Leah mit solcher Rage, dass er dem Wronk den menschlichen Arm abhackte. Die Gliedmaße, in der noch Tamis’ Kurzschwert steckte, fiel zu Boden, und aus der Wunde spritzte Blut. Schock und Unglauben zeigten sich auf Ard Patrinells Gesicht, sein Mund verzog sich zu einem unhörbaren Schrei. Voller Entsetzen begriff Quentin, dass der Elf noch immer Schmerzen empfinden konnte.
Erneut brodelte der Hass in ihm auf für das, was man Patrinell angetan hatte. Niemand hatte es verdient, so sehr zu leiden. Quentin verlor vollkommen die Beherrschung und hieb gnadenlos auf den Metallkörper ein. Mit seinen kräftigen Schlägen musste er doch einen verwundbaren Punkt treffen. Im Dunkeln ließ sich das jedoch kaum erkennen.
Tamis kreischte und umklammerte den Kopf mit dem Helm, setzte ihre bloßen Hände und ihr Messer ein und scherte sich nicht mehr um den Metallarm und das lange Messer, mit dem der Wronk ihr fürchterliche Schnittwunden beibrachte. Quentin sah die Klinge aufblitzen und hörte den Schmerzenslaut der Fährtenleserin. Er verdoppelte seine Anstrengungen, griff mit dem Schwert die Metallhand an, bis er das Kugelgelenk zertrümmert hatte und die Waffe aus den nutzlosen Fingern fiel.
Da jetzt seine beiden Arme zerstört waren, wich der Wronk zurück und wollte Tamis abschütteln. Solange die Fährtenleserin an ihm hing, konnte er sich nicht richtig verteidigen. Quentin nutzte den Vorteil aus und hackte auf die Beingelenke ein, doch wollte scheinbar eine Ewigkeit vergehen, ehe er es geschafft hatte, den rechten Knöchel zu
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