Shannara VIII
verschiedensten Formen und Größen. Offenbar zog er sie an wie ein Magnet, wie eine Leiche Fliegen. Sie liefen aus allen Ecken herbei. Von Panax und den Elfenjägern wandten sie sich ab und kamen näher. Bei ihren Versuchen, ihn in die Enge zu treiben, erlitt er einige Schnittwunden und Prellungen - allerdings wollten sie ihn offenbar nicht unbedingt töten, sondern eher gefangen nehmen. Dabei kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, sie hätten es womöglich auf seine Magie abgesehen.
Inzwischen erfüllte ihn diese Magie durch und durch. Sie war mit dem ersten Schwertstreich hervorgetreten, in dem Moment, als das blaue Feuer an der Klinge auf und ab lief. Kurz darauf war sie auch in ihn eingedrungen. Die Magie verschmolz ihn mit seiner Waffe, machte sie beide zu einem Wesen, ließ das Metall in sein Fleisch und seine Knochen ein, rauschte durch sein Blut, voller Hitze und Energie. Die Magie loderte auf eine bezaubernde, verführerische Weise in ihm, erfüllte ihn mit Macht und ließ ihn nicht mehr los. Innerhalb kürzester Zeit wollte er dieses Gefühl nicht mehr missen, und nie in seinem Leben hatte er sich so sehr nach etwas gesehnt. Er hatte keine Furcht, er zögerte nicht. Er war unverwundbar. Unsterblich.
Rauch trieb über das Schlachtfeld dahin und verhüllte das Geschehen. Er hörte die Schreie seiner Gefährten, konnte sie jedoch nicht sehen. Walker war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Körperlose Stimmen erklangen aus der Dunkelheit. Alle waren voneinander abgeschnitten, durch die Feuerstrahlen und die Kriecher, alle saßen in einer Falle, aus der niemand einen Fluchtweg kannte. Ihm machte das nichts aus. Die Magie stärkte und stützte ihn. Er hüllte sich in ihren Mantel ein und setzte den Kampf unaufhaltsam und mit noch größerer Wut fort.
Schließlich rief Panax ihm zu, dass sie von hier verschwinden müssten. Es dauerte eine Weile, bis Quentin den Zwerg wahrnahm, und selbst danach beendete er den Kampf nur widerwillig. Langsam zog er sich in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Kriecher versuchten ihnen den Weg zu versperren, und diese eigenartigen und irgendwie unbeholfenen Maschinen drängten sie bei jeder Gelegenheit ab und verfolgten sie wie hungrige Wölfe auf spindeldürren Beinen. Die Jagd führte von einem Gebäude zum anderen, bis Quentin vollkommen die Orientierung verloren hatte. Seine Arme ermüdeten langsam, seine Muskeln wurden vom Gewicht des Schwertes schwer wie Blei, und zunehmend fiel es ihm schwerer, die Magie zu rufen.
Panax und die Elfen schnitten grimmige Mienen und waren offensichtlich ebenfalls erschöpft. Die Dauer des Kampfes und die Überzahl des Feindes beraubten sie nach und nach ihrer Willenskraft.
Plötzlich und ohne Vorwarnung zogen sich die Kriecher zurück, die Feuerstrahlen verschwanden, und den Hochländer und seine drei Gefährten umgaben nur noch Rauch und ansonsten Stille. Die Waffen hielten sie wie schützende Talismane vor sich, und vorsichtig wichen sie durch den Dunst zurück, wobei sie in alle Richtungen Ausschau hielten, ob der Angriff von irgendwoher fortgesetzt wurde. Aber die Ruinenstadt schien sich in einen riesigen Friedhof verwandelt zu haben, in ein grenzenloses Gräberfeld, in dem sie die einzigen Lebewesen waren.
Und daran hatte sich bislang nichts geändert: Quentin und die drei anderen zogen weiter voran, obwohl sie sich kaum sicher waren, wo ihre Position war oder wohin sie ihr Weg führte. Ein- oder zweimal hatten sie in der Dunkelheit eilige Bewegungen gesehen, doch diese Dinge huschten zu schnell davon, um sie zu erkennen. Nur allmählich wich die Nacht der Dämmerung, und die Sonne kroch durch den Dunst, der die Stadt einhüllte. Sie suchten nach ihren Freunden, nach vertrauten Merkmalen in der Ruinenlandschaft, nach irgendetwas, das ihnen Aufschluss darüber gab, wo sie sich befanden. Aber überall sah es gleich aus, und nie stellte sich eine Veränderung ein.
Jetzt, im nächsten Viertel der Ruinenstadt, ertappte sich Quentin dabei, wie er sich wieder einen Gegner wünschte, gegen den er kämpfen konnte. Die dauernde Anspannung, mit der sie nach den unsichtbaren Kriechern und verschwundenen Feuerstrahlen suchten, setzte ihm zu. Reste der Magie brodelten noch in ihm, dennoch hatte eine Mischung aus Furcht und Zweifel das Verlangen danach ersetzt. Ihm gefiel es nicht, wozu ihn die Magie gemacht hatte, zu einer Kampfmaschine, die sich von den Kriechern kaum unterschied. Vor allem missfiel ihm, dass die Magie ihn
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