Shannara VIII
besser aus. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht.«
»Wie lange liege ich schon in diesem Bett?«
»Zwei Tage.«
Sie war überrascht. »So lange? Habe ich gar nicht gemerkt.« Nach einem Seufzer fragte sie: »Wo sind wir jetzt? Wie nah an der Stelle, wo wir die anderen abgesetzt haben? Wir sind doch zurückgeflogen, um sie zu holen, oder? Schließlich müssen wir sie vor der Ilse-Hexe warnen.«
Er lächelte. »Dir geht es tatsächlich besser. Schon bist du wieder bereit, dich in den nächsten Kampf zu stürzen, nicht wahr?« Er schüttelte den Kopf und wurde schlagartig ernst. »Hör mal aufmerksam zu, Kleine Rote. Die Sache liegt leider nicht so einfach. Wir sind nicht landeinwärts zum Druiden und seinem Landungstrupp gefahren, sondern zur Küste und zu den Flugreitern. Wir machen genau das, was man uns gesagt hat.« Der Zorn, der in ihren Augen aufflammte, entging ihm ganz offensichtlich nicht. »Sag lieber nichts, was du hinterher bereuen wirst. Ich habe diese Entscheidung nicht getroffen, weil sie mir lieber war. Sondern weil sie als Einzige Sinn ergibt. Glaubst du, ich wollte nicht auch meine Rechnung mit der Hexe begleichen? Oder diese Mwellrets genauso einsperren, wie sie es mit uns getan haben? Gern lasse ich keinen von denen laufen. Und der Gedanke, Walker und die anderen allein zu lassen, behagt mir überhaupt nicht. Aber die Jerle Shannara ist arg beschädigt. Wir könnten die Lichtsegel und die Strahlungssammler ersetzen, die Trennröhren reparieren und die Diapsonkristalle neu einstellen, damit sie wieder funktionieren. So können wir mit drei viertel Fahrt voraus weiterfliegen. Aber wir haben Spieren verloren, und zwei Masten sind beschädigt. Damit sind wir aufgeschmissen. Einen Kampf würden wir kaum überstehen, vor allem keinen gegen die Schwarze Moclips. Nicht einmal entfliehen könnten wir ihr, wenn wir in Sicht kommen. Ins Binnenland zu fliegen wäre töricht und tollkühn. Niemandem würde es nützen, wenn wir uns selbst aus dem Himmel befördern oder ein zweites Mal geentert würden, nicht?«
Der böse Blick loderte noch immer in ihren Augen. »Demnach lassen wir sie einfach im Stich?«, fauchte sie.
»Der Druide hat uns aus der Bucht fortgeschickt, und Walker kannte die Risiken. Wenn wir den Kanal verlassen hätten, bevor die Schwarze Moclips uns finden konnte, wäre sie trotzdem den Fluss hinauf in die Bucht gesegelt. Walker hatte das begriffen. Er hat keinesfalls geglaubt, dass das nicht passieren könnte.«
Stur schüttelte sie den Kopf. »Wir sind ihre Rettungsleine! Ohne uns überleben sie nicht! Wenn nun etwas schief geht?«
»Nun mal nicht so schnell damit, was sie mit oder ohne uns können. Inzwischen ist bereits etwas schief gegangen, nur leider bei uns. Und wir haben es doch überlebt, oder? Also, vertrau ihnen ein bisschen.«
Schweigend starrten sie sich einen Moment lang an. Rue wendete den Blick als Erste ab. »Sie sind keine Fahrenden«, meinte sie leise.
Ihr Bruder lächelte, obwohl ihm nicht danach zumute war. »Stimmt wohl. Trotzdem haben sie ihre guten Seiten und gute Chancen, sich zu halten, bis wir sie abholen können. Was ich durchaus beabsichtige, Kleine Rote, wenn du mir das glaubst.« Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Wir sind unterwegs zur Küste, wo wir die notwendigen Reparaturen vornehmen und uns auskurieren. Wenn wir die Ilse-Hexe und ihre Mwellrets überlisten und überholen und uns möglicherweise auch noch auf einen Kampf mit der Schwarzen Moclips einlassen wollen, müssen wir im Vollbesitz unserer Kräfte sein. Wenn wir Glück haben, kommt es vielleicht nicht so weit, aber auf Glück können wir uns in dieser Angelegenheit nicht verlassen. Wir sollten in der Lage sein, unseren Weg zu planen, genau wie der Druide es wollte. Dazu sollten wir mit den Flugreitern in Kontakt treten. Und während das Schiff überholt wird und du wieder gesund wirst, fliege ich mit Hunter Predd her, finde heraus, was aus unseren Freunden geworden ist, und helfe ihnen, falls möglich.«
Rue Meridian lächelte. »Das ist ganz der Große Rote, wie ich ihn kenne. Der sitzt nicht herum und wartet. Aber wir werden sehen, wer mitkommt und wer an Bord bleibt, um seine Wunden zu lecken.«
Er schüttelte den Kopf. »Manchmal glaube ich, du hast nicht einmal den Verstand einer Fliege. Bist du unzerstörbar? Halb tot in der einen Minute und wieder voll da in der nächsten und aufs Neue unterwegs, jene Unglücklichen zu retten, die dich so dringend
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