Shannara VIII
brauchen? Schatten! Ich frage mich, wie du so lange überlebt hast. Nun, wir sprechen noch darüber.«
Er erhob sich. »Für jetzt haben wir genug geredet. Ich muss ins Bett und ein paar Stunden schlafen, ehe der Morgen mit all seiner Arbeit kommt. Vielleicht solltest du selbst auch ein bisschen schlafen. Lass die Vergangenheit hinter dir zurück, wo sie hingehört, und verbringe deine Zeit hier in der Gegenwart mit uns anderen.« Er winkte zum Abschied. »Schlaf gut, Kleine Rote.«
Damit ging er hinaus, ohne sich umzuschauen, und schloss leise die Tür hinter sich. Sie starrte einen Augenblick lang hinter ihm her und dachte, dass es all seinen Fehlern zum Trotz keinen besseren Mann als ihren Bruder gab. Redden Alt Mer hatte das Glück gepachtet, sagten die Männer. Damit hatten sie Recht, aber es war noch etwas anderes an ihm. Er hatte das Herz am rechten Fleck. Immer würde er einen Weg finden, es war unvorstellbar für ihn, dass es keinen Ausweg gab. Das war der Fahrende in ihm. Das machte ihn zu dem, der er war.
Sie dachte noch ein wenig über jene nach, die im Landesinneren in der Falle saßen, über Walker und die Übrigen, und weiterhin machte sie sich Sorgen, wie sie ohne die Fahrenden zurechtkommen würden. Der Große Rote mochte sagen, was er wollte, aber ihr gefiel die Idee nicht, sie auch nur für die kurze Zeit im Stich zu lassen, die sie bis zur Küste und zu den Flugreitern brauchten. Der Trupp an Land bestand aus harten und erfahrenen Leuten, wenn man von Bek und der Seherin sowie ein oder zwei anderen absah, die eher begabt als erfahren waren, doch sogar den Elfenjägern drohte Gefahr, wenn sie zu Fuß unterwegs und vom Luftschiff abgeschnitten waren.
Insbesondere, da die Ilse-Hexe und ihre Mwellrets sie jagten.
Dann gedachte sie ein letztes Mal ihres Freundes Hawk. Irgendjemand wird für das bezahlen, was dir zugestoßen ist, versprach sie ihm im Stillen. Diese Rechnung würde schon bald beglichen werden.
Ehe sie es selbst recht begriff, weinte sie schon wieder.
»Leb wohl, Hawk«, flüsterte sie in die Dunkelheit.
Und schlief ein.
Kapitel 6
Als Panax ihn warnend an der Schulter berührte, duckte sich Quentin Leah und suchte die Dunkelheit vor sich mit den Augen ab, ohne einen Muskel zu rühren.
Er spürte den scharfen Atem des Zwergs an seinem Ohr. »Hier drüben«, zischte dieser leise in die Stille. »Am Rand des Gebäudes im Schutt.«
Quentins Griff schloss sich um das Schwert von Leah und ließ genauso schnell wieder los. Nein, beschwör die Magie nicht! Damit lenkst du die Aufmerksamkeit auf dich! Sein Herz begann heftig zu klopfen. Um ihn herum wurde es still, es gab kein Geräusch, keine Bewegung, als lauerten die Stadt und ihre tödlichen Bewohner nur auf ihn. Staub, Schweiß und Blut bedeckten sein Gesicht und seine Kleidung, und sein Körper schmerzte vor Anstrengung. Überall hatte er Schnitte und blaue Flecken, und die Wunden an seiner linken Seite gingen durch bis auf die Rippen. Seitlich von ihm hockten Kian und Wye hinter einem Gebüsch, das zwischen zerbrochenen Steinscheiben wuchs, beobachteten ihn und warteten auf sein Signal. Jetzt war er ihr Anführer. Er war ihre letzte und einzige Hoffnung. Ohne ihn waren sie alle zu dem Tod verdammt, den schon so viele erlitten hatten.
Quentin suchte die Stelle ab, an der Panax eine Bewegung bemerkt hatte, doch entdeckte er nichts. Das spielte keine Rolle, er blieb, wo er war, und suchte weiter. Wenn der Zwerg behauptete, dort sei etwas, dann war da auch etwas. An diesen Punkt waren sie gelangt, nachdem sie früher ständig aneinander gezweifelt hatten, und dies zu erreichen grenzte schon an ein Wunder.
Nichts war so verlaufen wie beabsichtigt, von dem Moment an, da sie diesen Platz mit seinem glatten Metallboden und seinen unregelmäßigen Wandteilen betreten hatten. Ein seltsames Gebilde, wie es der Hochländer noch nie gesehen hatte, eines, das Ärger versprach.
Aber Quentin hatte seinen Posten auf dem linken Flügel des Suchtrupps eingenommen, zusammen mit Panax und den Elfenjägern Kian, Wye und Rusten, während Walker ohne Begleitung vorsichtig weiter vordrang. Auf der anderen Seite, in der Dunkelheit kaum erkennbar, hockte Ard Patrinell bei Ahren Elessedil, dem Heiler Joad Rish und drei weiteren Elfenjägern. Quentin konnte gerade einmal ihre Gestalten erkennen, kaum mehr als Schemen, die an den Schutzmauern der äußeren Gebäude klebten. Zwischen ihnen und ein gutes Stück hinter dem Druiden warteten Bek und die
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