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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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schrien ihm Kelson Riat und Britt Rill zu, dass die Taue sich gelöst hätten und dass sie ihn nicht erreichen könnten.
     Natürlich war das genau Alt Mers Absicht gewesen. Bei dem, was er als Nächstes vorhatte, brauchte er keine Hilfe. Sein eigenes Leben zu opfern, um seinen tollkühnen Plan umzusetzen, war mehr als genug.
     Redden Alt Mer beugte sich über die Reling und winkte ihnen zum Abschied zu.

Kapitel 60
    Inzwischen konnte sie hören, wie sie näher kamen, ihre Schritte, ihren zischenden Atem, das Rascheln ihrer schweren Mäntel, die Echos, die aus der Stille zu ihr vordrangen. Grianne verlangsamte ihr Tempo, vermied es, irgendein Geräusch zu verursachen, und verlor sich in der Magie des Wunschliedes, mit der sie sich verbarg. Sie verschwand in den Steinmauern und Böden der Ruine, in den Türmen und Zinnen. Jetzt vollendete sie die Verwandlung, mit der sie zuvor begonnen hatte, und sie sah aus und fühlte sich an wie die Burg. Für das bloße Auge war sie nicht mehr zu erkennen.
     Der Morgawr war gekommen, weil er sie suchte, aber sie hatte ihn zuerst gefunden.
     Sie spürte die Magie des Burggeistes, die um sie herum tätig war, Gänge veränderte und öffnete oder verschloss, Türen und Mauern versetzte, um Verwirrung und Durcheinander zu stiften. Der Geist ging dabei willkürlich vor, und diese Aufgabe erforderte für ihn nicht mehr intellektuelle Anstrengung als bei ihr das Atmen. Bislang war er nicht ausreichend erregt, um so heftig zu reagieren wie damals, als Bek und der Gestaltwandler den Schlüssel aus seinem Versteck gestohlen hatten. Tausende Jahre alt und ein Wesen aus der Welt der Märchen, schlummerte er in seiner Höhle. Falls er den Morgawr und seine Mwellrets oder sie selbst bemerkt hatte, dann nur im Unterbewusstsein, und es interessierte ihn wenig.
     Das würde sich zum richtigen Zeitpunkt ändern, dachte sie. In jener Arena, in der sie zum Kampf antreten musste, waren Waffen jeglicher Art erlaubt.
     Mit gleichmäßigem Atmen beruhigte sie ihr Herzklopfen und ihre Nerven. Sie war am besten, wenn sie alles unter Kontrolle hatte, und um den Morgawr zu besiegen, musste sie schnell die Kontrolle erlangen. Zögern oder innehalten endeten leicht tödlich. Oder jede Form von Erbarmen. Ob sie den Morgawr töten sollte oder nicht, stellte zurzeit kein ernsthaftes Thema dar, über das sie nachdenken durfte. Gewiss würde er sie ohne nachzudenken umbringen - solange er nicht glaubte, er verfüge über die Macht, sie bewegungslos zu machen und später ihre Seele zu verschlingen.
     Bei diesem Gedanken erschauerte sie, denn daran hatte sie sich nie gewöhnen können, und immer noch empfand sie Angst und Abscheu davor. Sich selbst hatte sie nie in Gefahr gewähnt, nicht einmal über die Möglichkeit nachgedacht. Jetzt hinterließ diese Vorstellung Kälte und Beklemmung in ihr.
     Aber sie blieb die Ilse-Hexe, deren hervorstechendsten Eigenschaften stählerne Zuversicht und harte Entschlossenheit waren, und so unterdrückte sie ihren Abscheu und ihre Angst. Der Morgawr hatte in seinem langen Leben viele Wesen vernichtet und starke Magie überwunden. Doch niemals zuvor hatte er es mit jemandem wie ihr zu tun bekommen.
     Sie dachte an die Geschöpfe, die sie selbst zerstört, an die Magie, die sie überwunden hatte. Diese Erinnerungen behagten ihr nicht, nur leider konnte sie sich nicht dagegen wehren. Die Wahrheit über ihr Leben war ihr erst kürzlich offenbart worden, und sie konnte die Augen nicht davor verschließen. Eines Tages würde sie manches vergessen haben, vielleicht sogar das meiste. Im Augenblick musste sie sich mit diesen Geistern der Vergangenheit abfinden und möglichst große Kraft aus der Wut ziehen, die sie hervorriefen. Sie musste ihre Ungeheuerlichkeit akzeptieren und sich daran erinnern, dass ihre Untaten ihre Wurzeln in der Heimtücke des Morgawrs fanden. Eine Weile lang war es notwendig, dass sie jenes Wesen blieb, bei dessen Erschaffung er mitgeholfen hatte.
     Eine Weile noch.
     Die Worte klangen hohl und flüchtig, als könne man sie mit einem einzigen Atemzug fortpusten.
     Für solche Grübeleien hatte sie nun keine Zeit mehr. Sie erspähte durch eine Spalte in der steinernen Mauer eine Bewegung und entdeckte die wuchtigen Gestalten der Mwellrets, die durch die Schatten der sonnenlosen Ruine zogen. Sie beeilte sich, um sie einzuholen, und legte bereits die Grundlage dafür, sie vom Morgawr zu trennen, indem sie Spuren ihrer Magie an Orten hinterließ, wodurch

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