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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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angebracht worden war, ordentlich zusammengefaltet, und er wartete nur darauf, benutzt zu werden. Man weiß doch nie, dachte Redden Alt Mer.
     Er nahm ihn heraus, legte ihn aufs Deck und baute ihn in kürzester Zeit zusammen, während er sich fragte, weshalb er sich diese Mühe machte. Weil das gute Stück eben da war, vermutete er. Weil er in einer Welt lebte, in der das Schicksal eines Mannes oft davon abhing, ob er Glück hatte, und Alt Mer hatte sein Leben lang geglaubt, vom Glück bevorzugt zu werden.
     Zurück in der Pilotenkanzel sah er die segellosen Masten der Flotte vor sich, die in die Höhe ragten wie Bäume in einem winterlichen Wald. Einige Segel waren noch entfaltet, damit die Luftschiffe schweben konnten, doch die meisten waren eingerollt und festgeschnürt. Mwellrets drängten sich an den Relings und schauten zu ihm hinüber, während er näher kam. Sie versuchten zu erahnen, weshalb die Schwarze Moclips zurückkehrte und warum der Morgawr oder ihre Ret-Kameraden nirgendwo zu sehen waren. Dennoch wirkten sie unbesorgt. Er stellte keine Bedrohung für sie dar. Schließlich hielt er nicht direkt auf sie zu, sondern auf ihre Backbordseite, als beabsichtige er, an ihnen vorbei aufs Meer hinauszufliegen.
     Die Schwarze Moclips war inzwischen sehr schnell und legte weiter an Geschwindigkeit zu. Sie hatte schon mehr als dreißig Knoten erreicht und flog wie ein Katapultgeschoss durch den klaren Morgenhimmel, segelte auf einem leichten Südwind glatt und angenehm dahin. Seevögel gesellten sich zu ihm und verschwanden wieder, als ahnten sie das Ungemach, das ihn begleitete, doch er lächelte nur bei dem Gedanken.
     Bei vierzig Knoten war er nur noch eine Viertelmeile von der Backbordseite der Flotte entfernt, und nun ging er wieder aufs Hauptdeck und warf die Enterhaken an den Tauen über Bord. Sie schwangen unter dem Luftschiff wie riesige Angelhaken hin und her. Gar nicht so unpassend, der Vergleich, dachte er trocken. Er sprintete zur Pilotenkanzel zurück, ergriff die Steuerung, öffnete die Steuerbordröhren und drehte die Segel hart nach Backbord. Die Schwarze Moclips zog scharf nach links, und durch die plötzliche Bewegung fiel ein großer Teil der Mannschaft aufs Deck, wo die Männer einfach liegen blieben und ins Leere starrten. Alt Mer beachtete sie nicht, sondern ließ das Luftschiff wieder Geschwindigkeit aufnehmen, steuerte geradewegs auf die Flotte zu. Die Enterhaken glänzten in der Sonne und schwangen hin und her wie Köder. Nun liefen die Mwellrets plötzlich wie Ameisen herum, weil sie erkannten, dass sie angegriffen wurden. Segel wurden gehisst, Leinen festgezurrt und Anker gehievt. Die Mwellret-Wachen versuchten verzweifelt, die toten Mannschaften auf ihre Posten zu scheuchen. Doch mit ihrem Leben hatte ihnen der Morgawr auch die Fähigkeit genommen, rasch zu reagieren. Sie würden sich nicht flink genug in Bewegung setzen.
     Die Schwarze Moclips war ein Klotz von einem Kriegsschiff, nicht besonders groß, dafür aber breit und schwer. Sie pflügte durch die Flotte des Morgawrs wie durch Strohhalme, die Rammen rissen Masten von den Rümpfen, die Enterhaken zerfetzten Segel und Leinen. Die Hälfte der Schiffe hatte sofort keine Energie mehr und stürzte in den Ozean. Der Rest trudelte davon, beschädigt und damit beschäftigt, sich in der Luft zu halten. Wenn sie nicht so dumm gewesen wären, hätten die Rets ihre Schiffe einfach im Wasser landen lassen, doch mangelte es ihnen an Erfahrung.
     Die Wucht der vielen Kollisionen erschütterte die Schwarze Moclips bis in die Mastspitzen, riss riesige Löcher in den Rumpf und zerschmetterte die vorderen Rammen. Beide Enterhaken waren unterwegs abgerissen und hatten dabei Teile von Deck und Reling mitgenommen. Alt Mer wurde an die Rückwand der Pilotenkanzel geworfen und verlor die Kontrolle über das Schiff. Er schlug mit dem Kopf an die Wand, und grelle, bunte Flecken trübten seine Sicht. Trotzdem kam er wieder auf die Beine und packte nach den Steuerhebeln.
     Sekunden später hatte die Schwarze Moclips gewendet und trat den zweiten Durchgang an. Nun konnte er den Schaden begutachten, den er in der Flotte des Morgawrs angerichtet hatte. Luftschiffteile lagen im Wasser, manche brannten. Trümmer und Leichen waren überall verstreut. Überlebende klammerten sich an Wrackteile, doch nicht viele. Die meisten Männer waren verschwunden. Er dachte nicht darüber nach. Stattdessen dachte er an die Leben, die er rettete, und konzentrierte sich

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