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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Möglichkeit betrachtete; sie hatte kein Zuhause und war noch ein Kind. Doch rasch war sie herangereift, und diese Entschuldigung konnte schon lange nicht mehr erklären, weshalb sie bei ihm blieb oder sogar heute noch zu ihm gehören würde, hätte sie nicht Bek getroffen. Auch konnte sie heute nicht länger behaupten, sie habe keine andere Wahl, weil sie ein Kind sei. In Wahrheit hatte sie seine Bemühungen begrüßt, seine Denkweise angenommen und sich danach gesehnt, Teil seines Wahnsinns und seiner begehrten Macht zu werden. Somit trug sie die gleiche Schuld wie er.
     »Ich hole mir mein Leben zurück.« Die Anspannung, die sie innerlich spürte, ließ sie zittern. »Ich hole mir zurück, was du mir gestohlen hast.«
     »Ich lasse mir nichts wegnehmen, von niemandem«, entgegnete er. »Dein Leben gehört mir, und ich werde es freigeben, wenn ich es entscheide, und nicht eher.«
     »Diesmal liegt die Entscheidung nicht bei dir.«
     Er lachte leise, und seine schwarze Robe wallte auf, als er geringschätzig auf sie zeigte. »Die Entscheidung liegt immer bei mir. Dein eigenes Leben zu beanspruchen war gut für dich, kleine Hexe, bis du eine Macht angestrebt hast, die dir nicht zusteht. Du willst so tun, als wärest du besser als ich, doch das stimmt nicht. Dich trifft die gleiche Schuld, du verfolgst keine edleren Ziele, du bist nicht von höherem Geist. Ein Ungeheuer bist du, kalt und finster wie ich. Wenn du etwas anderes glaubst, bist du eine Närrin.«
     »Der Unterschied zwischen uns, Morgawr, besteht nicht darin, dass ich denke, ich wäre etwas Besseres. Der Unterschied ist, dass ich erkenne, was ich bin, und begreife, wie schrecklich das ist. Du würdest ewig so weitermachen und nichts bereuen. Ich dagegen werde, sogar falls es mir gelingt, mich zu ändern, stets bereuen, was ich war.«
     »Leider wirst du nicht viel Zeit zum Bereuen haben. Dein Leben ist so gut wie zu Ende.«
     In seiner Stimme schwang eine Munterkeit mit, die nur von Vorfreude stammen konnte. Er bereitete sich auf den Angriff vor. Sie spürte es an der Bewegung in der Luft, an dem Knistern und Zischen, als sich die Magie, die er beschwor, von ihren Fesseln befreite.
     Und aus diesem Grund stand sie nicht mehr dort, wo er sie erwartete, als er zuschlug. Sie hatte sich zur Seite bewegt und nur einen Schatten ihres Selbst hinter sich zurückgelassen, um ihn zu täuschen. Sie spürte die Rückströmung seiner Magie und beobachtete den verheerenden Effekt seines Zorns auf die Mauer hinter ihr, die regelrecht auseinandergesprengt wurde. Sofort antwortete sie mit Scherben, die ihn zerfetzt hätten, hätte er nicht schon sein eigenes Schutzzeichen vollführt.
     So ging es wild hin und her, bald hatten sie den Raum in einen rauchenden, zertrümmerten Glutofen verwandelt, und die Hitze und der Lärm waren unerträglich. Doch waren sie einander ebenbürtiger, als sie gedacht hatten, und daher konnte keiner die Oberhand gewinnen.
     Dann verschwand der Morgawr plötzlich. In einem Augenblick war er noch da und stand groß und schemenhaft hinter einem Vorhang aus Rauch und Hitze, und im nächsten war er fort. Grianne schob sich nach rechts, da sie ihm nicht die Gelegenheit geben wollte, aus einer anderen Richtung anzugreifen. Sie suchte nach ihm, doch die Spur seiner Körperhitze verriet ihr, dass er den Raum verlassen hatte.
     Sofort nahm sie die Verfolgung auf. Wenn er davonrannte, war offensichtlich sein Selbstvertrauen geschwächt. Sie wollte ihm keine Chance lassen, sich zu erholen. Ungestüme Vorfreude breitete sich in ihr aus. Vielleicht konnte sie die Sache jetzt zu Ende bringen.
     
    Die Schwarze Moclips näherte sich der Flotte des Morgawrs, da entschied sich Redden Alt Mer, nach etwas zu schauen, von dem er eigentlich ziemlich sicher war, dass es sich gar nicht mehr an Bord befand. Zuvor hatte er nicht daran gedacht, und jetzt kam es ihm in den Sinn, weil er sich daran erinnerte, was Ahren Elessedil ihm erzählt hatte, als sie über Ryer Ord Star gesprochen hatten, und nun wollte er überprüfen, ob es stimmte.
     Also stellte er das Steuer fest auf Kurs ein, stieg aus der Pilotenkanzel, ging an den lebenden Toten der Föderation vorbei und stieg in die Heckkampfkanzel auf dem Ponton an der Backbordseite. Er ging zurück bis zu der Stelle, wo die Krümmung der Ramme begann, entfernte ein Brett an der Seite des Rumpfes und spähte hinein.
     Da war er, allen Widrigkeiten zum Trotz, immer noch in dem gleichen Zustand, in dem er

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