Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
Verhaltensweisen anderer, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Möchte er Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Essen bekommen, sagt er jene Worte, die er in dieser Situation bei den Erwachsenen hört, möglichst genau nach.
Imitation als Vorbild
Würde ein Kind Nachahmung als etwas Negatives empfinden und seine eigene Sprache erfinden, wäre es mit der Kommunikation bald vorbei. Kinder imitieren aber nicht nur Sprache. Wie Tierkinder ihren Eltern das Jagdverhalten abschauen, ahmen auch wir Menschen das Verhalten derer nach, zu denen wir aufschauen. Wenn der erfolgreiche Geschäftsmann einen Anzug und Krawatte trägt und wir auch für einen erfolgreichen Geschäftsmann gehalten werden wollen, tragen wir ebenfalls einen Anzug und Krawatte. Auch die Idee und das Geld, das mit Mode verdient wird, beruhen auf Nachahmung. Der oder die trägt dies oder das, und daher ist es modern. Der oder die will nicht als Teil der Gesellschaft gesehen, sondern als Individuum erkannt werden und rasiert sich eine Glatze. Alle anderen, die auch als Individuen erkannt werden wollen, rasieren sich daher auch eine Glatze. Wenn es auch nach außen oft als unfein gilt, das Bedürfnis nach Nachahmung ist tief in uns verankert.
Zugkräftiges Mittel im Verkauf
Das Wissen darüber ist eine der klassischen Waffen des modernen Verkaufs. Dass auch diese meist versteckt getragen wird, macht sie sehr effizient. Im Fernsehen erfahren wir, dass der extrem erfolgreiche X sein Geld bei der Bank A verwalten lässt, im Mobilfunknetz von Anbieter B telefoniert und das Auto der Marke C fährt. Der Prominente Y, so heißt es, schwört auf die gleiche Kombination. Niemand behauptet, dass X oder Y gerade deshalb erfolgreich sind. Wer weiß außerdem, ob X nicht den Service der Bank A in Wirklichkeit ganz furchtbar findet?
Das bis dahin verdeckt getragene Schwert ist aber gezogen. Wer will nicht erfolgreich sein? Die beiden, so beginnt es in den Köpfen der Opfer zu arbeiten, werden wohl einen Grund haben, warum sie ausgerechnet auf diese Produkte schwören. Außerdem sind sie ja nicht grundlos erfolgreich. Wenn das auch sicher nicht alles ist, irgendeinen Zusammenhang wird es da schon geben.
Außerdem hat ja auch mein Freund C ein Konto bei derselben Bank, und der ist sehr zufrieden. Auch Empfehlungen beruhen schließlich auf Nachahmung. Wenn O dorthin geht und zufrieden ist, dann werde ich es auch mal versuchen. Auch sind P und Q mit der Marke soundso zufrieden, also will ich sie auch mal probieren.
Die Meinungsmacher
Menschen, die von vielen anderen nachgeahmt werden, nennt man in der Sprache der Werbung »Opinion Leader«, auf Deutsch so viel wie »Meinungsführer«. Die Industrie hat erkannt, wie wichtig es ist, genau diese zu Partnern zu machen. Ob Journalisten, Kursleiter, Buchautoren oder Ärzte, die Meinung dieser Personen wird meist ungeprüft übernommen. Und stellt sich dann doch einmal heraus, dass auch Opinion Leader irren oder vielleicht nicht ganz so selbstlos Ratschläge erteilen, hat man immer selbst etwas falsch gemacht. Als Kinder haben wir gelernt, Erwachsene nachzuahmen, um überleben zu können. Später glauben viele, nicht mehr leben zu können, ohne das Verhalten einer anderen Person nachzuahmen.
Schreiben Sie in Ihr Heft, wer Sie beeinflusst und von wem Sie als Meinungsbildner nachgeahmt werden. Finden Sie jeweils drei Menschen oder Institutionen, und notieren Sie bitte daneben, wer hier wen warum nachahmt.
Wenn Sie das Prinzip der Nachahmung selbst richtig anwenden, kann es seine ganze Kraft ausspielen. Zum einen hilft es uns, jene Fehler zu vermeiden, die andere schon für uns gemacht haben. Und zum anderen beschert uns das innerliche Einswerden mit dem Gegner tiefe Einblicke in sein Denken und Handeln.
Wer nun andere nachahmt, kann deren Fehler vermeiden. Auch die Kampftechnik der Affen war sicher nicht vom ersten Tag an perfekt und hat auf ihrem Weg einigen Tieren das Leben gekostet. Vielleicht gäbe es auch beim Kampfstil der Gottesanbeterin etwas zu verbessern. Möglicherweise hätte sie bei einem geschickten Einsatz der Hinterfüße noch den einen oder anderen Kampf zusätzlich für sich entschieden. Genau diese in einem Kampf möglicherweise tödlichen Fehler kann man durch Beobachten erkennen und bei der Nachahmung vermeiden. Weil aber keine Mantis auf die Idee kommt, die Beintechnik eines Affen zu kopieren, sondern alles selbst entwickeln muss, ist ihr der Mensch in dieser Hinsicht überlegen. Ich möchte damit sagen, dass
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