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Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke

Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke

Titel: Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Moestl
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Bösewicht verkörpern, sondern wirken wie jemand, der einen Bösewicht spielt.
    »Wenn du einen Affen imitierst, dann musst du mit deinem ganzen Körper, deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Denken ein Affe werden«, lernt man in Shaolin. In der Praxis der Zen-Meditation erreicht man mit dieser Technik des Sichhineinversetzens auch jene Leere der Gedanken, die den Weg der Erleuchtung ebnet. Wenn du dich darauf konzentrierst, ein Drache zu sein, kannst du nicht an Sorgen oder Begierden denken. Echte Nachahmung, so sagen die Mönche, macht den Kopf frei für das Wesentliche.
    Nachahmung, so lehrt uns das Shaolin-Prinzip, gibt uns tiefe Einblicke in das Wesen des anderen. Sie offenbart uns sein Denken, seine Gefühle und erlaubt uns, seine Handlungen und Reaktionen auf unser Verhalten vorherzusagen.
    »Sich in den Gegner zu verwandeln heißt, sich selbst in seine Lage zu versetzen und von seinem Standpunkt aus zu denken. Im Alltagsleben ist man zum Beispiel geneigt, einen Räuber, der sich in einem Haus eingeschlossen hat, für außerordentlich stark zu halten. Verwandeln wir uns jedoch einmal in diesen Gegner, so werden wir das Gefühl haben, die ganze Welt stünde gegen uns, und es gäbe keinen Ausweg mehr. Der Eingeschlossene ist der Fasan und der, der hineingeht, ist der Falke. Auch im Einzelkampf musst du versuchen, dich in die Lage des Gegners zu versetzen. Denn wenn du dich nur beeindrucken lässt und denkst: ›Er versteht sich aufs Kämpfen, er kennt die Prinzipien und ist mir in der Technik überlegen‹, so wirst du gewiss den Kürzeren ziehen«, schreibt Musashi in seinem Buch der fünf Ringe.
    Die schlimmsten Nachahmer sind Menschen, wenn sie in Gruppen auftreten. Um dieses zu demonstrieren, schlage ich Ihnen vor, bei Gelegenheit ein kleines Experiment zu machen. Wenn Sie das nächste Mal auf einem U-, Bus- oder Schnellbahnhof sind, gehen Sie so langsam, dass sich hinter Ihnen eine Gruppe bildet. Führen Sie diese eine Zeitlang an. Dann blicken Sie ganz plötzlich demonstrativ auf Ihre Uhr und beginnen im selben Moment zu laufen. Sie werden mit Erstaunen feststellen, dass sich im selben Moment die Gruppe hinter Ihnen im gleichen Tempo in Bewegung setzt und beginnt, Ihnen nachzulaufen …
    Ich habe einmal Beamte einer Polizei-Sondereinheit, die ich bei einer gestellten Geiselnahme begleitet habe, gefragt, wie sie eigentlich auf ihre Übungsannahmen kommen. »Wir versuchen uns einfach in einen Täter hineinzuversetzen«, war die Antwort, »und überlegen uns, was wir an seiner Stelle täten.«
    Wenn Sie also eine Strategie entwickeln, mit der Sie bei jemandem anderen etwas erreichen wollen, versetzen Sie sich in Ihr Gegenüber. Nehmen wir an, Sie möchten mir etwas verkaufen, das ich aber nicht kaufen möchte. Als schwacher Gegner preisen Sie mir die Vorzüge Ihres Produktes in Superlativen an und sind dann enttäuscht, dass ich genervt darauf dränge, das Gespräch zu beenden. Sie haben Ihre Zeit und einen potenziellen Kunden ein für alle Mal verloren. Was aber vorherzusehen war. Wenn Sie mir dreimal zu verstehen geben, dass Sie mein Produkt nicht möchten, und ich das einfach ignoriere und in einer Tour auf Sie einrede, wie würden denn Sie da reagieren? Eben.
    Die Argumente des Gegners vorwegnehmen
    Als starker Gegner, der nach dem Shaolin-Prinzip kämpft, haben Sie sich vorher in meine Lage versetzt. Sie haben sich überlegt, welche Argumente Sie selbst gegen Ihr Produkt vorbringen würden, wollten Sie es nicht kaufen. Und Sie wissen, wie man Sie selbst an meiner Stelle von dem Produkt überzeugen könnte.
    Wenn Sie mir mit diesem Wissen gegenübertreten, werden Sie von meinen Reaktionen nicht überrascht sein und haben Ihren Gegenschlag bereits trainiert. Selbst wenn Sie mir trotz alldem nichts verkaufen können, erfahren Sie viel über meine Bedürfnisse und haben mich wahrscheinlich als Kunden für die Zukunft gewonnen.
    Ganz ähnlich verhält es sich auch, wenn Sie mit jemandem streiten. Wer in Rage gerät, benutzt oft Worte, um den Gegner zumindest verbal zu verletzen. Das müssen keine Schimpfworte sein, manche Menschen verwenden so etwas nicht. Beobachten Sie in so einer Situation aufmerksam die Wortwahl Ihres Gegenübers. Wenn jemand Sie in einem wirklich bösen Streit zum Beispiel als »gemein« bezeichnet, dann können Sie ihn mit genau diesem Wort auch selbst empfindlich treffen. Auch wenn Sie in Ihrem Zorn Ihre Entgegnung aus einer viel tieferen Schublade nehmen wollen, vergessen Sie es.

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