Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
Geschwindigkeit kann man vermeintlich viele Schwächen verdecken. Das wichtigste Übungsziel, so scheint es, ist nicht mehr, etwas möglichst gut, sondern möglichst schnell durchführen zu können. Gerade bei einer Kampftechnik wie dem Shaolin Kung-Fu, bei dem sogar die Haltung der einzelnen Finger eine Bedeutung hat, wäre diese Einstellung fatal. Zu viele wichtige Details würde man übersehen. Wenn du etwas schnell kannst, sagt man im Kloster den Neuankömmlingen, heißt das nicht, dass du es auch langsam kannst. Um eine Sache schnell zu können, musst du beginnen, sie ganz langsam zu erlernen. Du musst dich immer wieder zur Langsamkeit zwingen. Die Schnelligkeit kommt dann von selbst. Alles, was du langsam beherrschst, wirst du mit der Zeit auch schnell durchführen können. Gerade in einer Zeit, die so sehr von Geschwindigkeit beherrscht ist, sind die Menschen von Langsamkeit fasziniert.
Finden Sie Ihr eigenes Tempo wieder
Nicht in fünffachem Zeitraffer wollen wir die Bewegungen eines Kampfmönches beim Angriff mit dem Schwert sehen, sondern möglichst langsam in der Zeitlupe. Das Shaolin-Prinzip lehrt uns, dass Langsamkeit und Ruhe sehr starke Waffen sind. Einem langsam und ruhig sprechenden Menschen wird man eher glauben als einem sich hektisch verteidigenden. Egal ob er auch wirklich die Wahrheit sagt.
Trotzdem gilt Langsamkeit heute vielen als ein unerreichbares Privileg. »Deine Ruhe möchte ich haben«, bekomme ich immer wieder zu hören. »Ich kann sie dir gerne geben«, denke ich dann, »aber in Wirklichkeit willst du sie ja gar nicht.« Wer aber Ihr Tempo kontrolliert, kontrolliert Ihr Leben. Und das, so hoffe ich es mal, sind bald wieder Sie.
Übungen
Das Tempo zurücknehmen
Bevor man Geschwindigkeit zurücknehmen kann, muss man sein tatsächliches Tempo kennen. Die folgenden Fragen sollen Ihnen dabei helfen. Schreiben Sie die Antworten bitte in Ihr Heft.
Womit kann man Sie so richtig hektisch machen?
Wie viel Zeit nehmen Sie sich für Ihr Essen pro Tag, und wie viel Zeit hätten Sie dafür gerne?
Wo wären Sie schneller gewesen, wären Sie »langsamer gegangen«?
Wo sind durch Ihre Geschwindigkeit Fehler zutage getreten, die sonst verborgen geblieben wären?
Hätte alles wieder das Tempo von vor 100 Jahren, wo wären Ihre Nachteile, und wo wären Ihre Vorteile?
Was läuft in Ihrem Leben zu schnell ab?
Wie könnten Sie es bremsen?
Der Weise lernt aus den Fehlern anderer. Der Dumme aus seinen eigenen.
(Konfuzius)
7. Das Prinzip der Nachahmung
Männer von kleinem Wuchs sollten sich stets in die Lage großer Menschen und Männer von großem Wuchs in die Lage kleiner Menschen versetzen können.
(Miyamoto Musashi)
Lerne, dass du durch Nachahmung andere besser einschätzen kannst
Als vor über 1500 Jahren die Mönche rund um Bodhidharma das Kloster Shaolin in den Bergen des Hao-Shan-Gebirges gründeten, hatten sie allem voran mit zwei Problemen zu kämpfen.
Zum einen machten Landstreicher und Räuber die Gegend rund um das Kloster unsicher. Die ließen sich aber im Laufe der Zeit unter Kontrolle bringen. Viel gefährlicher aber, weil unberechenbar, waren die wilden Tiere, die durch die Wälder streiften. Wie sollte man nun dieser Gefahr begegnen? Gegen einen Menschen kann sich ein guter Kämpfer verteidigen. Der ist berechenbar. Aber gegen ein Tier?
Die von den ersten Bewohnern des Klosters erdachte Lösung war ebenso einfach wie genial. Warum, so die Idee, sollten wir uns nicht gegen die Tiere auf die gleiche Art zur Wehr setzen, wie sie es ihren Artgenossen gegenüber selbst auch tun? Warum nicht einfach die Tiere beobachten und sie dann mit ihren eigenen Techniken schlagen? Die Mönche begannen, das Verhalten ihrer wilden Gegner zu analysieren und schließlich zu imitieren. Und waren dadurch plötzlich in der Lage, ihre vermeintlich überlegenen Gegner im Zweikampf zu besiegen.
Wenn sich der Mensch auch gerne als »Krone der Schöpfung« sieht, hat er von dieser genau genommen nicht wirklich viele Fähigkeiten erhalten. Er ist weder besonders groß noch besonders stark, nicht wirklich robust und auch nicht sonderlich schnell. Es ist seine Fähigkeit zur bewussten Nachahmung, die den Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet und ihm bis heute das Überleben ermöglicht hat.
Die Möglichkeit, die Fähigkeiten der Tiere zu erkennen und diese mit menschlichem Verstand zu paaren, verleiht ihm in vielen Situationen eine gewisse Überlegenheit.
Der Mönch und die
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