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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Schmuck. Sie hatte ihr Haar in einem kastanienbraunen Knoten zurückgerafft, der wie poliertes Hartholz schimmerte, und sie streichelte es gedankenverloren, als sie auf der Kante des Diwans saß - kaum den Rumpf auf den Stoff herabsenkte, als fürchte sie die Anziehungskraft der Erde.
    Sie ignorierte mein Eintreten und starrte weiter hinaus durch die Glaswände. Die Fußknöchel über Kreuz, eine Hand im Schoß, die andere ein Cocktailglas umklammert haltend, das mit etwas Klarem gefüllt war, in dem eine Olive schwamm.
    »Madam«, sagte der Butler.
    »Danke Ihnen, Ramey« Ihre Stimme war guttural mit einem metallischen Ton darin. Sie winkte den Butler weg, winkte mich zu einem Stuhl.
    Ich setzte mich ihr gegenüber. Sie sah mich an. Ihre Hautfarbe war die von zu lange gekochten Spaghetti, darüber lag ein feines Netz aus Fältchen. Ihre meerblauen Augen hätten schön sein können, wenn mehr Wimpern dagewesen wären und die tiefen grauen Höhlen gefehlt hätten, die sie wie Edelsteine in schmutzigem Silber hervortreten ließen. Runzeln zerrten an ihrem Mund. Ein Heiligenschein aus postmenopausalen Härchen umrahmte ihr ungepudertes Gesicht.
    Ich starrte ihr Glas an. »Martini?«
    »Möchten Sie so etwas, Doktor?«
    »Danke.«
    Die falsche Antwort. Sie runzelte die Stirn, tippte mit einem Finger an den Krug und punktete das beschlagene Glas. »Das sind Wodka-Martinis«, sagte sie.
    »Das wird gut sein.«
    Der Drink war stark und sehr trocken und tat meinem Gaumen weh. Sie wartete, bis ich geschluckt hatte, bevor sie nippte, aber lange und ausführlich.
    Ich sagte: »Nettes Sonnenzimmer. Haben Sie es in all Ihren Häusern?«
    »Was für eine Art Doktor sind Sie?«
    »Psychologe.«
    Ich hätte auch Zauberdoktor sagen können. »Aber natürlich. Und was möchten Sie?«
    »Ich möchte, dass Sie ein paar Theorien bestätigen, die ich über Ihre Familiengeschichte habe.«
    Die Haut um ihre Lippen herum wurde weiß. »Meine Familiengeschichte? Was haben Sie damit zu tun?«
    »Ich bin gerade aus Willow Glen gekommen.«
    Sie stellte ihr Glas weg. Ihre Unstetigkeit ließ es gegen die Tischplatte klappern.
    »Willow Glen«, sagte sie. »Ich glaube, es gehörte uns Land dort, aber jetzt nicht mehr. Ich sehe nicht -«
    »Während ich da war, traf ich Shirlee und Jasper Ransom.«
    Ihre Augen weiteten sich, dann kniff sie sie zu und öffnete sie wieder. Ein hartes, erzwungenes Blinzeln, als hoffte sie, mich verschwinden lassen zu können. »Ich bin sicher, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Warum waren Sie dann bereit, mich zu empfangen?«
    »Das geringere von zwei Übeln. Sie erwähnen meine Tochter, stoßen vulgäre Drohungen aus, Sie würden sich an die Presse wenden. Leute unseres Standes werden ständig belästigt. Wir müssen wissen, welche grundlosen Gerüchte in die Welt gesetzt werden.«
    »Grundlos?«, fragte ich.
    »Und vulgär.«
    Ich lehnte mich zurück, schlug die Beine übereinander und nippte.
    »Es muss schwer für Sie gewesen sein«, sagte ich. »Sie all die Jahre zu decken. Palm Beach. Rom. Hier.«
    Ihre Lippen formten ein O. Sie setzte an, um etwas zu sagen, schüttelte den Kopf, bestätigte meine Aussage mit einem weiteren Winken ihrer Hand und sah mich mit einem Blick an, der sagte, ich sei etwas, was ihr Mädchen aufzufegen vergessen hätte. »Psychologen. Geheimnisbewahrer.« Metallisches Lachen. »Wie viel wollen Sie? Doktor .«
    »Ich bin nicht an Ihrem Geld interessiert.«
    Ein lautes Lachen. »Oh, alle sind an meinem Geld interessiert. Ich bin wie ein von Blutegeln verkrusteter Blutbeutel. Die einzige Frage ist, wie viel Blut jeder von ihnen bekommt.«
    »Schwer, sich Shirlee und Jasper als Blutegel vorzustellen«, erwiderte ich. »Obwohl ich annehme, dass es Ihnen mit der Zeit gelungen ist, die Dinge umzudrehen und sich als Opfer zu sehen.«
    Ich stand auf, betrachtete eine der Bromelien. Graugrün gestreifte Blätter. Rosa Blüten. Ich berührte ein Blütenblatt. Seide. Ich begriff, dass alle Pflanzen aus diesem Material waren.
    »Eigentlich«, sagte ich, »sind die beiden ganz gut zurechtgekommen. Viel besser, als Sie es wahrscheinlich je erwartet hätten. Wie lange, meinten Sie, würden sie da draußen im Dreck überleben?«
    Sie antwortete nicht.
    Ich sagte: »Bargeld in einem Umschlag für Leute, die nicht wussten, wie man Geld wechselt. Ein Dreckplatz, zwei Baracken und Lasst-uns-das-Beste-hoffen? Sehr großzügig. Genau wie das andere Geschenk, dass Sie ihnen gaben. Obwohl Sie’s damals,

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