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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gab sie mir und sagte: »Die betreffende Person ist hier unten geboren, hä? Das ist hier ein echt kleiner Klub. Wie heißt sie denn?«
    »Der Familienname ist Johnson; Vorname der Mutter: Eulalee. Sie könnte auch unter dem Namen Linda Lanier bekannt sein.«
    Er lachte. »Eula Johnson? Geboren 1953? Ist das ein Heuler, und da macht ihr Leute eine verdeckte Aktion draus und alles? Inzwischen weiß es jeder. Zum Teufel, Kollege, ihr braucht keine offiziellen Urkunden dafür - die ist berühmt.«
    »Wieso denn das?«
    Er lachte wieder und erklärte es mir, und dann sagte er: »Die Frage ist nur, von was für einer Person Sie reden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und legte auf. Aber ich wusste, wo ich es herauskriegen konnte.

32
    Dieselben von Ranken bedeckten Feldsteinmauern in der mentholgeschwängerten Luft, dieselbe lange, schattige Passage am rustikalen Holzschild vorbei. Diesmal fuhr ich - ganz legitim. Aber in der Stille und Einsamkeit und mit dem Wissen darüber, was ich zu tun beabsichtigte, kam ich mir wie ein Rechtsverletzer vor.
    Ich hielt vor dem Tor und benutzte das Telefon auf dem Ständer, um das Haus anzurufen. Keine Antwort. Ich versuchte es wieder. Eine männliche Stimme mittelatlantischen Ursprungs antwortete: »Blalock-Residenz.«
    »Mrs. Blalock, bitte.«
    »Wer, soll ich sagen, ist dran, Sir?«
    »Dr. Alex Delaware.«
    Pause. »Erwartet sie Sie, Dr. Delaware?«
    »Nein, aber sie wird mich sprechen wollen, Ramey.«
    »Es tut mir leid, Sir, sie ist nicht -«
    »Sagen Sie ihr, es betrifft die Untaten der Marchesa di Orano.«
    Schweigen.
    »Möchten Sie, dass ich es buchstabiere, Ramey?«
    Keine Antwort.
    »Sind Sie noch da, Ramey?«
    »Ja, Sir.«
    »Natürlich könnte ich mich stattdessen auch an die Presse wenden. Die hören immer gern eine Geschichte von menschlichem Interesse. Vor allem, wenn eine feine Ironie drinsteckt.«
    »Das wird nicht nötig sein, Sir. Einen Augenblick, Sir.«
    Augenblicke später glitten die Torflügel beiseite. Ich stieg wieder in den Wagen und fuhr die Fischschuppeneinfahrt hinauf.
    Die Grünspandächer strahlten golden an den Spitzen, wo das Sonnenlicht sie traf. Von Zelten geleert, sah das Grundstück noch größer aus. Die Springbrunnen warfen einen schillernden Sprühregen hoch, der sich mitten im Bogen verdünnte und verschwand. Die Teiche darunter waren schimmernde Ellipsen aus flüssigem Quecksilber.
    Ich parkte vor der Kalksteintreppe und stieg zu einem riesigen Treppenabsatz hinauf, der von ruhenden, aber die Zähne fletschenden Löwenstandbildern bewacht wurde. Eine Seite der Doppeltür war offen. Ramey stand da und hielt die Tür auf, ganz rosiges Gesicht, schwarzer Serge und weißes Leinen.
    »Hier entlang, Sir.« Keine Emotion, kein Zeichen eines Erkennens. Ich ging hinter ihm her und hinein.
    Larry hatte gesagt, die Eingangshalle wäre groß genug zum Schlittschuhlaufen. Sie hätte ein Hockeystadion aufnehmen können: drei Stockwerke weißen Marmors, reich geschmückt mit Formen, Arabesken und Emblemen, dahinter eine doppelt geschwungene weiße Marmortreppe, die Scarlett O’Haras Tara beschämt hätte. Ein konzerthallengroßer Kronleuchter hing von der blattvergoldeten Kassettendecke. Die Fußböden waren wieder aus Marmor, eingelegt mit Rauten aus schwarzem und zu Glas poliertem Granit. Goldgerahmte Portraits von missgestimmten Kolonialtypen hingen zwischen Säulen aus penibel gefalteten rubinroten Samtvorhängen, die mit kräftigen Goldkordeln zurückgebunden waren.
    Ramey schwenkte rechts um mit der Glätte einer Limousine auf Beinen und führte mich eine lange, dämmrige Portraitgalerie hinunter, öffnete dann ein anderes Paar Doppeltüren und ließ mich in ein heißes, helles Sonnenzimmer eintreten - Tiffany-Glasdach, ein facettierter Spiegel bildete die eine Wand, die drei anderen waren aus Glas, und hindurch sah man auf endlose Rasenflächen und knorrige Bäume. Der Fußboden war aus Malachit und Granit in einem Muster, das Escher hätte innehalten lassen. Gesund aussehende Palmen und Bromelien standen in chinesischen Porzellantöpfen. Die Möbel waren aus salbeifarbenem und kastanienbraunem Korbgeflecht mit dunkelgrünen Kissen und Glastischplatten.
    Hope Blalock saß auf einem Korbdiwan. In ihrer Reichweite eine Bar auf Rädern, die ein Sortiment Karaffen und einen undurchsichtig gefrosteten Kristallkrug enthielt.
    Sie sah nicht entfernt so robust wie ihre Pflanzen aus, trug ein schwarzes Seidenkleid und schwarze Schuhe, ohne Make-up und

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