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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nehme ich an, nicht als Geschenk betrachtet haben. Mehr als Wegwerfding. Wie alte Kleider, die Sie Ihrer Lieblingsorganisation für wohltätige Zwecke spenden?«
    Sie erhob sich abrupt und schüttelte eine Faust, die so gewaltig zitterte, dass sie sie mit der anderen Hand bändigen musste. »Wer sind Sie, zum Teufel? Und was wollen Sie?«
    »Ich bin ein alter Freund von Sharon Ransom. Auch als Jewel Rae Johnson bekannt. Sharon Jean Blalock. Suchen Sie sich was aus.«
    Sie sank wieder herab. »O Gott.«
    »Ein guter Freund«, sagte ich. »Gut genug, dass mir an ihr liegt, dass ich verstehen möchte, wie und warum.«
    Sie ließ den Kopf hängen. »Das kann nicht wahr sein. Nicht noch einmal.«
    »Ist es auch nicht. Ich bin nicht Kruse. Ich bin nicht daran interessiert, Ihr Problem auszuschlachten, Mrs. Blalock. Alles, was ich will, ist die Wahrheit. Von Anfang an.«
    Ein Schütteln des schimmernden Kopfes. »Nein. Ich … Es ist unmöglich …«
    Ich stand auf, nahm den Krug und füllte ihr Glas.
    »Ich fange an«, sagte ich. »Sie füllen die leeren Stellen aus.«
    »Bitte«, sagte sie, sah auf, plötzlich nur noch eine blasse alte Frau. »Es ist vorbei. Erledigt. Sie wissen offenbar genug, um zu verstehen, wie ich gelitten habe.«
    »Sie haben kein Patent aufs Leiden. Sogar Kruse hat gelitten -«
    »Oh, verschonen Sie mich! Manche Menschen ernten, was sie säen!«
    Hass wanderte über ihr Gesicht und blieb dann stehen, veränderte, beschädigte es wie eine Lähmung des Geistes.
    »Was ist mit Lourdes Escobar, Mrs. Blalock? Was hat sie gesät?«
    »Ich bin nicht mit diesem Namen vertraut.«
    »Das hätte ich auch nicht von Ihnen erwartet. Sie war Kruses Dienstmädchen. Zweiundzwanzig Jahre alt. Sie war nur zufällig am falschen Ort zur falschen Zeit und sah am Ende wie Hundefutter aus.«
    »Das ist ekelhaft! Ich habe nichts mit dem Tod irgendeines Menschen zu tun.«
    »Sie haben die Räder in Gang gesetzt. Sie wollten ihr kleines Problem lösen. Nun ist es endlich gelöst. Dreißig Jahre zu spät.«
    »Hören Sie auf!« Sie keuchte, die Hände auf die Brust gepresst.
    Ich sah in die andere Richtung. Nahm einen seidenen Palmwedel zwischen die Fingerspitzen. Sie atmete eine Weile theatralisch, sah, dass es nichts nützte, und entschied sich dann für eine schwelende Feindschaft.
    »Sie haben kein Recht«, sagte sie. »Ich bin nicht so kräftig.«
    »Die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit? Die Wahrheit und was dann ?«
    »Und dann nichts. Dann bin ich weg.«
    »O ja«, sagte sie. »O ja, natürlich, genau wie Ihr … Ausbilder. Mit leeren Taschen. Und Märchen werden wahr.«
    Ich ging näher auf sie zu, starrte auf sie hinunter: »Niemand hat mich ausgebildet«, sagte ich. »Weder Kruse noch sonst wer. Und lassen Sie mich Ihnen ein Märchen erzählen:
    Es war einmal, da lebte eine junge Frau, schön und reich - eine richtige Königin. Und wie die Königin im Märchen hatte sie alles außer dem, was sie sich am meisten wünschte.«
    Noch ein hartes, erzwungenes Blinzeln. Als ihre Augen sich öffneten, war etwas hinter ihnen gestorben. Sie brauchte beide Hände, um das Glas an die Lippen zu bringen, setzte es leer hin. Noch eine Füllung. Hinunter damit in die Ladeluke.
    Ich fuhr fort: »Die Königin betete und betete; aber nichts half. Schließlich, eines Tages, wurden ihre Gebete erhört. Ganz wie durch Zauberei. Aber die Dinge entwickelten sich nicht so, wie sie es gedacht hatte. Sie konnte mit ihrem Glück nicht umgehen. Musste Arrangements treffen.«
    »Er hat Ihnen alles erzählt, das Monster … Er hatte mir versprochen … Er soll in der Hölle …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Niemand hat mir irgendetwas erzählt. Die Information lag frei zugänglich herum. In der Todesanzeige Ihres Mannes 1953 stand nichts von Kindern. Ebenso wenig in Eintragungen im Blauen Buch - bis zum folgenden Jahr. Da fanden sich zwei neue Namen: Sharon Jean. Sherry Marie.«
    Die Hände wieder auf der Brust. »O mein Gott.«
    Ich sagte: »Es muss einen Mann wie ihn frustriert haben, dass er keine Erben hatte.«
    » Ihn! Er sah aus wie ein Mann, aber sein Same war nichts als Wasser!« Sie nahm einen langen Schluck Martini. »Nicht, dass es ihn daran gehindert hätte, mir Vorwürfe zu machen.«
    »Warum haben Sie keine Kinder adoptiert?«
    »Davon wollte Henry nichts hören! ›Echtes Blalock-Blut muss es sein, mein Mädel!‹ Unter dem tat er’s nicht!«
    »Sein Tod schuf eine Gelegenheit«, sagte ich. »Bruder Billy sah das und packte sie beim

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