Sharpes Beute
Arbeitszimmer geschah. Er konnte nur erkennen, dass Skovgaard an den Stuhl hinter seinem Schreibtisch gefesselt war, auf dem eine Laterne stand. In ihrem Schein konnte Sharpe sehen, dass Skovgaards Nachthemd vorn mit Blut getränkt war. Dann sah er, dass sich ein Mann vorneigte und den Mund des Dänen aufzwang. Der Mann hielt eine Kneifzange in der Hand.
Sie folterten ihn, um ihn zum Sprechen zu bringen.
Ein zweiter Mann kam in Sicht und half seinem Komplizen, Skovgaards Mund zu öffnen. Der Däne presste die Zähne zusammen, doch der zweite Mann benutzte ein Messer, um sie auseinanderzuzwingen. Die Frau sprach. Skovgaard schüttelte den Kopf, und die Zange schloss sich um einen seiner Zähne. Skovgaard stöhnte und bemühte sich heftig, den Kopf zu schütteln, aber einer der Männer schlug ihm hart auf den Schädel. Dann keuchte der Däne, als die Zange an seinem Zahn härteren Druck ausübte.
Sharpe feuerte auf den Mann mit der Kneifzange.
Er benutzte eine von Skovgaards Pistolen mit gezogenem Lauf, und sie war unglaublich treffsicher. Er hatte erwartet, dass sie einen starken Rückschlag hatte, und deswegen ein wenig tiefer gezielt, aber die Waffe war so hervorragend ausbalanciert, dass sie kaum aus der Richtung geriet. Rauch wallte durch das Arbeitszimmer, und die Kugel traf den Mann mit der Kneifzange in den Nacken. Blut spritzte über Skovgaards Schreibtisch.
Sharpe ließ die Waffe fallen, zog Skovgaards zweite Pistole und stieß die Tür völlig auf. Der Mann, der Skovgaards Kopf gehalten hatte, war schnell, unglaublich schnell. Er riss bereits eine Pistole hoch, und Sharpe, der mit seinem zweiten Schuss Lavisser hatte erwischen wollen, feuerte stattdessen auf ihn. Rauch breitete sich im Arbeitszimmer aus, hüllte Sharpes Ziele ein, doch er hatte jetzt die dritte Pistole in der Hand und zielte damit auf Lavisser, der die Frau an der Hand gepackt hatte und sie zum offenen Fenster zerrte. Sharpe feuerte. Die schwere Pistole des Franzosen krachte lauter als die teuren Waffen. Er hörte das Klirren von Glas.
Jemand schrie vor Schmerz auf, und dann verschwanden Lavisser und die Frau in der Nacht. Rauch wallte im Arbeitszimmer, als Sharpe zu Skovgaard rannte. Der Däne starrte ihn erstaunt an. Blut rann an seinem langen Kinn hinab. Sharpe duckte sich hinter den Schreibtisch, sodass er für jemanden im Garten kein Ziel bot. Der Mann, den er niedergeschossen hatte, lag zuckend an der Wand, und seine Pistole war auf den Boden gefallen. Sharpe hob sie auf und warf dann die Laterne in den Kamin. Das Lampenglas zerklirrte, und das Arbeitszimmer war in Dunkelheit gehüllt.
Sharpe ging zum Fenster, kniete sich nieder und spähte in den Garten. Er konnte niemanden sehen, und so schloss er die Läden und schob den Riegel vor. Lavisser war anscheinend geflüchtet. Die drei Schüsse, die in solch schneller Folge abgefeuert worden waren, mussten ihn überzeugt haben, dass er es mit mehr als einem Mann zu tun hatte.
»Mister Sharpe?«, sagte Skovgaard nuschelnd aus der Dunkelheit.
»Sind Sie nicht froh, dass Britannien einen popeligen Lieutenant geschickt hat?«, fragte Sharpe mit grimmigem Spott. Er ging zum Schreibtisch und stützte sich darauf, sodass sein Gesicht dicht vor Skovgaard war. »Und seien Sie verdammt, Sie alter Narr. Ich bin nicht geschickt worden, um den Kronprinzen zu ermorden.«
»Ich glaube Ihnen«, sagte Skovgaard demütig. Er hatte wegen des Bluts in seinem Mund Mühe mit dem Sprechen.
»Und das war Ihr Held Lavisser, Sie blöder Bastard.«
Sharpe, immer noch wütend, ging zum Salon.
»Ihr Vater braucht Wasser und Handtücher«, sagte er schroff, dann nahm er die Lampe und ging zurück ins Arbeitszimmer.
Draußen vor dem Haus waren Rufe zu hören. Die Kutscher und Stallburschen waren offenbar von den Schüssen geweckt worden und wollten jetzt von Skovgaard oder seiner Tochter wissen, was los war.
»Sind das die beiden Männer, die mich eingesperrt haben?«, fragte Sharpe Skovgaard, der immer noch an den Stuhl gefesselt war.
Skovgaard nickte zu den Fensterläden hin. »Das sind sie«, sagte er undeutlich.
»Sind das Wächter?«
»Ein Kutscher und ein Stallbursche.«
Sharpe befreite Skovgaard von den Fesseln. Der Däne ging zum Fenster, um sich zu vergewissern, dass die Männer draußen blieben, während Sharpe sich neben den Franzosen kniete. Er war tot. Sharpe fluchte.
Skovgaard runzelte die Stirn. »Lieutenant ...«
»Ich weiß, Sie hassen Vulgärsprache, und nach dem, was Sie mir
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