Sharpes Beute
als wolle er einen Schrei ausstoßen.
»Bitte«, sagte Sharpe. »Wenn du nicht still bist, muss ich schießen.« Er lächelte immer noch.
Der Franzose zuckte leicht zusammen. Da war etwas an dem Mann mit dem grünen Uniformrock, das ihn warnte, dass der Tod in diesem Salon sehr nahe war, und so legte er, vernünftig und sehr langsam, seine Pistole auf den Boden. Astrid und die Diener starrten mit großen Augen. Sharpe trat die Waffe des Franzosen über die gebohnerten Dielen. »Leg dich hin«, sagte er und zeigte dem Mann mit der linken Hand an, was er meinte.
Der Mann legte sich auf den Bauch und drehte furchtsam den Kopf, um zu sehen, was Sharpe tat. Sharpe blickte Astrid an, dann legte er einen Finger auf die Lippen, um anzuzeigen, dass sie still sein sollte.
Er hatte jetzt ein Problem. Der Franzose hatte gesehen, dass er einen Finger auf die Lippen gelegt hatte, und musste erkannt haben, dass Lärm sein bester Freund war, was bedeutete, dass Sharpe nicht bereit war, ihn zu erschießen, denn der Knall würde die anderen Eindringlinge in den Salon locken. Der Franzose atmete tief durch, und Sharpe trat ihm gegen die Kehle. Sein Fuß schmerzte bei dem Tritt, denn er hatte keine Stiefel an, aber dem Franzosen tat er noch mehr weh.
Astrid schnappte nach Luft, und der Franzose presste würgend eine Hand auf seinen Hals und seine Absätze trommelten auf den Boden. Sharpe warf sich auf ihn, um ihn ruhig zu halten. Der Franzose versuchte ihn abzuwerfen und stieß erstickte Schreie aus. Sharpe ließ die Pistole fallen, zog sein Messer und ließ die Klinge herausschnellen. »Augen zu, Miss«, sagte er grimmig zu Astrid.
»Was ...«
»Pst!«, mahnte Sharpe. »Sagen Sie den anderen, dass sie die Augen schließen sollen. Schnell.«
Astrid flüsterte etwas auf Dänisch, als Sharpe spürte, wie sich der Mann unter ihm anspannte. Der Franzose bäumte sich auf, holte Luft und setzte zu einem Schrei an, doch Sharpe stach schon mit der kurzen Klinge zu. Der Schrei erstickte im Ansatz, und es wurde ein Seufzen daraus, das schnell erstarb. Er war tot, und es gab bemerkenswert wenig Blut. Sharpe zog dem toten Mann den Kragen hoch, um die Wunde zu verdecken, und wischte die Messerklinge ab. Dann erhob er sich. »Sie können jetzt die Augen wieder aufmachen«, sagte er.
Astrid starrte Sharpe an, dann den toten Franzosen.
»Er schläft nur«, sagte Sharpe und hob die Pistole des Toten auf. Es war ein plumpes Ding im Vergleich zu Skovgaards Pistolen, aber sie war geladen und verschaffte ihm einen zusätzlichen Schuss. Vier Männer und eine Frau waren übrig. »Gibt es noch irgendwelche Waffen in diesem Zimmer?«, fragte er Astrid.
Sie schüttelte den Kopf.
Er kniete sich neben die Leiche und durchsuchte seine Kleidung, aber es gab keine anderen Waffen. So hatte er also drei Schuss und fünf Ziele. Er ging zur Tür und legte ein Ohr daran. Er konnte Stimmen hören, dann das Drehen eines Schlüssels im Schloss, eine Pause und Schritte auf dem Gang. Er wartete einen Moment und schob dann die Salontür einen kleinen Spalt auf.
»Er ist weg!«, sagte Barker.
»Er kann nicht weg sein.« Das war Lavissers Stimme.
»Ich sagte doch, er ist weg.«
Sharpe stellte sich vor, dass Lavisser auf die Fensterläden blickte. Dieses offene Fenster konnte die einzige Erklärung für Sharpes unerklärliches Verschwinden sein.
»Sieh dich draußen um«, sagte Lavisser. »Und sei vorsichtig.«
Die Frau sagte etwas auf Französisch, dann sprach Lavisser auf Dänisch. Es folgte eine Pause, und plötzlich stieß Skovgaard, denn es konnte kein anderer sein, einen Ruf aus, der in ein schreckliches Stöhnen und einen Schmerzensschrei überging. Astrid schnappte nach Luft, und Sharpe fuhr herum und legte einen Finger auf die Lippen.
Skovgaard schrie von Neuem. Es war das Geräusch von Männern auf dem Schlachtfeld, die verwundet waren und nicht schreien wollten. Es war eine unfreiwillige, wortlose Bitte um Hilfe in der Qual.
Sharpe blickte zu Astrid. »Bleiben Sie hier«, sagte er eindringlich und zog die Tür des Salons auf.
Barker war jetzt vermutlich im Garten, blieben also vier Ziele und drei Schüsse. Wie hatte Baird ihn genannt? Einen Halsabschneider. Also würde er jetzt einer sein, und zwar ein verdammt guter.
Er durchquerte die Halle und sah, dass die Tür vom Arbeitszimmer einen Spalt offen stand. Er wagte es nicht, sie weiter zu öffnen, denn die Angeln quietschten schlimm, aber er wünschte, er könnte mehr von dem sehen, was im
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