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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eine Lederbox, die ein silbernes Pulverhorn und ein Dutzend Patronen enthielt. Die Tülle des Pulverhorns hatte eine Maßkammer für die exakt richtige Menge Pulver. Er steckte das Pulverhorn und die Patronen in eine Tasche und schob die beiden Pistolen in seinen Gürtel. »Danke, Skovgaard«, murmelte er.
    Dann zog er den Mantel an und setzte den Hut auf. Im Packen war wenig, was er brauchte, und so verstaute er nur die zweiundzwanzig Guineas, das Nähkästchen und sein Fernrohr in den Manteltaschen und ließ den Packen, wo er war.
    Ein plötzliches Geräusch ließ ihn herumfahren, doch es war nur das Surren der Uhr auf dem Kaminsims, das ankündigte, dass es gleich Mitternacht schlagen würde.
    Er blies die Kerzen aus und kehrte in den Garten zurück. Er schloss die Fensterläden und Glastüren, überquerte eine geflieste Terrasse und ging einen grasbewachsenen Hang hinab. Einige Häuser waren in Sichtweite. Alle waren dunkel und ziemlich weit entfernt. Eine Ziegelmauer umschloss Skovgaards Garten, doch da war ein Tor neben den Ställen, und er vermutete, dass es zu einer Gasse führte. Er wandte sich um und sah ein einzelnes Licht hinter einem Fenster. Aus irgendeinem Grund sagte er sich, dass es Astrids Zimmer sein musste, und er sah sie plötzlich vor seinem geistigen Auge, die hohe, blasse Stirn, das goldblonde Haar und die strahlend blauen Augen. Plötzlich stieg ein Schuldgefühl in ihm auf, und er dachte an Grace.
    Geh, mahnte er sich. Geh westlich in das Land, beschaffe dir Stiefel und warte auf die britischen Truppen. Das widerstrebte ihm, denn es würde bedeuten, dass er sich zurück zu Sir David Baird schleichen und ein Scheitern bekennen musste. Aber welche Wahl hatte er denn?
    Dann hörte er ein leises, scharrendes Geräusch.
    Eine Katze? Er duckte sich und lauschte angestrengt. Nein, das war keine Katze, denn er nahm Schritte wahr. Jemand schlich ums Haus und versuchte, so wenig Geräusche zu verursachen wie möglich. Ein Diener vielleicht, der überprüfte, ob das Haus gesichert war. Offenbar wohnten einige Bedienstete in dem Kutscherhaus bei den Ställen, und vielleicht patrouillierte einer davon um Skovgaards Haus.
    Doch die Schritte klangen nach mehr als einem Mann. Keiner trug eine Laterne, und sie bewegten sich heimlich und vorsichtig.
    Sharpe schlich in den tiefen Schatten eines Busches und wartete. Der Viertelmond war von Nebelschleiern umgeben und fast verdeckt hinter einigen hohen Bäumen, spendete jedoch genügend Licht für Sharpe, sodass er sechs dunkle Schatten an der Seite des Hauses erkennen konnte. Sie kamen langsam um das Regenwasserfass herum, und einer von ihnen trat unabsichtlich auf den hölzernen Deckel, den Sharpe nach seinem Bad auf dem Pfad zurückgelassen hatte, und alle verharrten erschrocken. Sie warteten eine scheinbare Ewigkeit, und dann versuchte einer, die Hintertür zu öffnen, fand sie verschlossen und schlich zu den Fenstern des Arbeitszimmers. Dort entdeckten sie die unverschlossene Glastür und die entriegelten Läden. Sie verharrten, vermuteten wohl eine Falle, doch dann, nachdem sie miteinander geflüstert hatten, verschwanden alle im Haus.
    Sharpe hatte keine Gesichter gesehen, doch die hünenhafte Statur des einen Mannes konnte die von Barker sein, die Größe eines anderen Mannes ließ auf Lavisser schließen. Aber warum sollte Lavisser wie ein Dieb in der Nacht ins Haus eindringen? Er hatte eine Einladung. Er konnte bis morgen warten.
    Sharpe sah keinen Sinn darin, und so blieb er, wo er war. Er hörte das gedämpfte Quietschen, als die Tür des Arbeitszimmers geöffnet wurde. Die Männer würden seine Flucht gleich entdecken, und dann würden sie vermutlich verschwinden. Er bezweifelte, dass sie im Garten nach ihm suchen würden. Vermutlich würden sie auf den nahen Zugangsstraßen nach ihm Ausschau halten. So nahm er an, dass er an seinem versteckten Platz sicher war.
    Es wird nicht lange dauern, bis sie wieder verschwinden, sagte er sich, dann sah er einen Lichtschein in einem oberen Fenster. Er flackerte kurz auf und erlosch, als sei jemand mit einer Kerze durch ein Zimmer gegangen.
    Geh jetzt, dachte er, während sie oben sind. Im nächsten Augenblick hörte er einen Schrei. Ein kurzer Schrei von einer Frau, der sofort verstummte. Weitere Lichter waren in dem oberen Fenster zu sehen. Ein Mann rief etwas mit gebieterischer Stimme.
    Sharpe lauschte mit Erstaunen. Sie waren nicht seinetwegen hier, sondern wegen Skovgaard! Dann konnte es nicht Lavisser

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