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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sein. Wer denn sonst? Die Dänen selbst? Aber warum waren sie in der Nacht gekommen? Und Männer, die in der Nacht in ein Haus schlichen, führten vermutlich Böses im Schilde, und das bedeutete, dass Skovgaard Hilfe brauchen würde, und Sharpe brauchte Skovgaard, wenn er nicht völlig scheitern wollte. So gab er seinen Entschluss, westwärts zu fliehen, auf und schlich stattdessen zum Haus. Er streifte seinen Mantel ab, weil er ihn behinderte, verharrte kurz beim Fenster des Arbeitszimmers, konnte jenseits der Läden jedoch nichts hören und trat ein. Der Raum war dunkel, doch schwacher Lichtschein zeigte sich an der Tür zur Halle.
    Er durchquerte den Raum und zuckte zusammen, als eine Diele unter den Teppichen knarrte. Die Halle war leer, und das Licht kam vom oberen Treppenabsatz. Dort hörte er Stimmen, die ärgerlich erhoben waren. Sie sprachen Dänisch, und er hatte keine Ahnung, was gesagt wurde. Er durchquerte die Halle zu dem Salon, in dem Astrid Cembalo gespielt hatte. Es war stockfinster darin, doch er presste sich neben der Tür an die Wand und lauschte.
    Es klang, als würden alle Bediensteten die Treppe hinabgetrieben. Dann trat jemand die Tür des Salons weit auf, und gelber Lampenschein fiel herein, doch zum Glück kam niemand in den Salon, und Sharpe hatte Zeit, sich hinter einem Wandschirm, der mit Windmühlen und Enten bemalt war, zu verstecken. Er stieß dabei einen mit Blumen bemalten Kammertopf um, doch niemand hörte es in dem Lärm draußen. Er wartete wieder.
    Dann hörte er Lavissers Stimme. Er war sicher, dass es Lavisser war und dass er weder Dänisch noch Englisch sprach. Französisch? Sharpe war sich fast sicher, dass es Französisch war. Lavisser gab Befehle, und einen Moment später wurde eine Lampe in den Salon gebracht. Sharpe hörte Schritte. Da stand ein Spiegel zwischen den Fenstern mit geschlossenen Läden, und darin sah er, dass zwei Hausmädchen, beide in Nachthemd und mit Schlafhaube, in den Salon geschoben wurden. Der ältere Diener folgte, dann trat Astrid ein und hinter ihr ein Mann mit einer Pistole. Lavisser sprach zu ihm auf Französisch.
    »Sie wollen mich da drin haben, Sir?«, fragte ein Mann auf Englisch. Es war Barker.
    »Nein. Hol Sharpe«, antwortete Lavisser, und dann, immer noch auf Englisch, sprach er zu Astrid: »Es wird Ihnen nichts geschehen, das verspreche ich.«
    »Aber mein Vater!« Astrid klang beunruhigt. Sie trug ein langes Nachthemd, und ihr blondes Haar fiel auf ihre Schultern. »Ich will bei meinem Vater sein!«
    »Ihr Vater ist durch den Kampf gegen Frankreich reich geworden«, erwiderte eine Stimme. Es war nicht Lavisser, der das sagte, sondern eine Frau. Ein weiteres Geheimnis in dieser Nacht. »Und Ihr Vater hätte mit den Konsequenzen solcher Dummheit rechnen müssen«, fügte die Frau hinzu. Sie sprach mit Akzent. Französisch?
    Die Tür wurde geschlossen. Astrid setzte sich weinend auf die Bank vor dem Cembalo, während der Franzose die drei verängstigten Bediensteten zum Sofa winkte. Sharpe konnte von ihm in dem Spiegel gesehen werden, doch er war in tiefem Schatten, und der Franzose hatte nicht den geringsten Verdacht. Er schaute nicht einmal hinter den Wandschirm, sondern lehnte sich gegen die geschlossene Tür, die Pistole gesenkt. Er gähnte. Was hatte er schon von drei Frauen und einem alten Mann zu befürchten?
    Sharpe zog eine der Pistolen aus seinem Gürtel. Lavisser arbeitete also mit den Franzosen zusammen? Die Vorstellung war widerlich, aber sie machte Sinn. Der Feind musste seine Agenten in London haben, und wo konnte er leichter Dummköpfe rekrutieren und Verräter finden als beim Kartenspielen bei Almack's oder den anderen Spielclubs der Reichen? Und sie hatten einen in Lavisser gefunden, und wenn Lavisser jetzt Skovgaards Ermordung plante, dann hatte Sharpe nicht mehr viel Zeit.
    Er wickelte den Saum seines Rocks um die Pistole, um das verräterische Spannen der Waffe zu dämpfen. Er war ratlos gewesen, seit er in Dänemark war, hatte Beleidigungen und Torturen erlitten und war gefangen genommen worden, aber jetzt wusste er, was zu tun war. Er war wieder dort, wo er hingehörte, und er lächelte, als er hinter dem Wandschirm hervortrat.
    Er hielt die Pistole am ausgestreckten Arm angeschlagen, und der Franzose brauchte zwei, drei Sekunden, um seine Anwesenheit zu bemerken. In diesem Augenblick war die Waffe nur noch eine Armlänge von seinem Kopf entfernt. »Leg die Waffe ab, Monsieur«, sagte er sanft.
    Der Mann sah aus,

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