Sharpes Festung
während die Säbel aufeinander trafen. Dodd war größer als sein Gegner, aber der junge Engländer, ein Lieutenant und kaum älter als 18, war stark, und Dodds Säbelhieb hatte bisher kaum seinen Uniformrock getroffen. Er biss auf die Zähne, als er mit dem Säbel nach Dodd hackte, und Dodd parierte und wehrte einen zweiten Hieb ab. Die beiden Klingen blockierten sich, Griff gegen Griff, und Dodd versuchte, den jungen Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen.
»Sie sind Dodd, nicht wahr?«, sagte der Lieutenant.
»Du hast es erraten, Junge.«
»Verräter.« Der junge Engländer spuckte aus.
Dodd zog seinen Säbel zurück und trat nach dem Pferd des Lieutenants, sodass es sich vorwärts bewegte. Dabei versuchte er mit dem wieder freien Säbel zu schlagen, doch der Lieutenant zog seinen Braunen mit einem Ruck herum. Die beiden Männer waren einander zu nahe, um richtig kämpfen zu können, so nahe, dass sie den Atem des anderen wahrnahmen.
Dodd war der Erste, der das Risiko einging, seine Sporen einzusetzen. Das tat er so heftig, dass sein Pferd erschrak und einen Satz nach vorn machte. Deshalb traf ihn der Schlag mit dem Säbel nicht richtig, denn der Lieutenant war zu langsam.
Dodd ritt zwanzig Schritte zurück auf die beobachtenden Sowars zu und machte dann kehrt. Der Lieutenant gewann Zuversicht und grinste, als Dodd ihn angriff. Er senkte den Säbel, nutzte die Klinge wie eine Speerspitze und trieb seinen müden Wallach zum Trab. Dodd hielt seinen Säbel ebenfalls zum Stoß bereit. Die beiden Pferde näherten sich in vollem Galopp, und dann, in letzter Sekunde, zog Dodd am Zügel, und sein Pferd bog nach rechts, zur ungeschützten Seite des Lieutenants. Dodd zog den Säbel hinter den Rücken, holte mit einer flüssigen Bewegung aus und schnitt die Kehle des Lieutenants durch. Dessen Säbel war noch zum Parieren gehoben, als schon das Blut aus der Wunde schoss.
Der Lieutenant schwankte im Sattel, und sein Pferd blieb stehen. Der Arm des jungen Mannes mit dem Säbel sank herab, und Dodd machte kehrt. Er gelangte neben seinen Gegner, dessen Uniformrock jetzt blutgetränkt war, und rammte den Säbel in den Nacken des Lieutenants.
Dann riss er ihn heraus und schob ihn in die Scheide zurück. Er neigte sich hinüber und nahm dem sterbenden Mann den Säbel aus der Hand, bevor er ihm einen Stoß gab, sodass er vom Pferd fiel. Einer seiner Füße steckte noch im Steigbügel, doch als Dodd die Zügel des Wallachs packte und ihn mit zur Festung zog, rutschte der Fuß aus dem Steigbügel, und der junge Mann fiel in sein Blut auf der staubigen Straße.
Die Inder auf der Brustwehr brachen in Hurrageschrei aus. Die Sowars spornten ihre Pferde an, und Dodd galoppierte vor ihnen davon in Richtung Festung. Die Madrassi-Kavalleristen ritten zu der Stelle, an der die Leiche ihres Offiziers lag, und saßen ab. Dodd ritt weiter und schwenkte den erbeuteten Säbel über dem Kopf.
Ein Geschütz feuerte in der Festung, und die Kugel flog über die felsige Landenge und krachte zwischen die Kavalleristen, die sich um ihren Offizier versammelt hatten.
Ein zweites Geschütz donnerte. Plötzlich ergriff die britische Kavallerie die Flucht, und die Hochrufe auf der Mauer verdoppelten sich. Manu Bappu stand neben dem Torhaus auf dem Wehrgang. Zuerst tadelte er Dodd und schalt ihn einen Narren, weil er solch ein Risiko eingegangen war, dann rieb er sich die Hände und bedankte sich für Dodds Sieg, und schließlich hob er die Arme, wie um einen Helden zu begrüßen. Dodd lachte und verneigte sich. Er sah zu seiner Überraschung, dass sein weißer Uniformrock mit dem Blut des Lieutenants befleckt war. »Wer hätte gedacht, dass der junge Mann so viel Blut hat?«, fragte er den Anführer seiner Eskorte am Tor der Festung.
»Sahib?«, antwortete der Mann verwirrt.
»Vergiss es.« Dodd nahm seine Büchse zurück und trieb sein Pferd mit den Sporen auf Gawilgarhs Delhi-Tor zu. Die Männer vom Wehrgang hatten sich am Eingang aufgereiht, um ihn zu begrüßen.
Er hielt nicht an, um mit Manu Bappu zu sprechen, sondern ritt stattdessen durch das äußere Fort und durch dessen Südtor wieder hinaus. Dann führte er das erbeutete Pferd den steilen Pfad in die Schlucht hinab. Am Fuß des Pfads wandte er sich scharf nach links, bevor er den Weg zum massiven Tor des inneren Forts hinaufstieg. Die vier schweren Tore, die sonst den Eingang blockierten, waren alle für ihn geöffnet, und der Hufschlag der beiden Pferde hallte von den hohen Mauern
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