Sharpes Festung
wider, als er über den gewundenen Pfad hinaufritt. Ein Tor nach dem anderen wurde hinter ihm geschlossen, und die dicken Balken, die als Riegel dienten, wurden in die Halterungen gelegt.
Jenseits des letzten Tors wartete sein Stallbursche. Dodd schwang sich von seinem Pferd und gab dem Mann die Zügel mit dem Befehl, auch das erbeutete Pferd zu tränken, bevor er es striegelte. Er überreichte den Säbel seinem Diener und befahl ihm, die Klinge vom Blut zu säubern. Erst dann wandte er sich Beny Singh zu, der aus dem Palastgarten gewatschelt kam. Der Killadar trug ein grünes Seidengewand und wurde von zwei Dienern begleitet. Einer davon hielt einen Sonnenschirm über Beny Singhs parfümierten Kopf, und der andere hielt das weiße Schoßhündchen des Killadars auf den Armen.
»Die Hochrufe«, fragte Beny Singh besorgt, »was hatten die zu bedeuten? Warum feuerten die Geschütze?« Er starrte entsetzt auf das Blut auf Dodds Uniformrock. »Sie sind verwundet, Colonel?«
»Es gab einen Kampf«, sagte Dodd und wartete, während einer der Diener das für den Killadar übersetzte. Dodd radebrechte Marathi, doch es war leichter, die Hilfe der Übersetzer in Anspruch zu nehmen.
»Die djinns sind hier!«, jammerte Beny Singh. Das Schoßhündchen wimmerte, und die beiden Diener blickten nervös drein.
»Ich habe einen djinn getötet«, blaffte Dodd. Er packte Beny Singhs Hand und führte sie an seinen feuchten Uniformrock. »Es ist nicht mein Blut. Aber es ist frisch.« Er rieb Beny Singhs Wurstfinger über den Blutfleck und hielt sie dann an seinen Mund. Er blickte Beny Singh in die Augen und leckte ihm das Blut von der Hand. »Ich bin ein djinn , Killadar«, sagte Dodd und ließ die Hand los, »und ich trinke das Blut meiner Feinde.«
Beny Singh wich zurück. Er erschauerte und wischte sich die Hand an seinem Seidengewand ab. »Wann werden sie angreifen?«
»In einer Woche«, schätzte Dodd. »Und dann werden sie besiegt.«
»Aber wenn sie hier eindringen?«, fragte Beny Singh nervös.
»Dann werden sie Sie töten«, sagte Dodd. »Und danach werden sie Ihre Frauen, Konkubinen und Töchter vergewaltigen. Sie werden zum Vergnügen Schlange stehen, Killadar. Sie sind brunftig wie Schweine ...« Dodd grunzte wie ein Schwein und ruckte mit dem Becken vorwärts.
Beny Singh zuckte zurück. »Das werden sie nicht tun!«, sagte er entsetzt.
»Weil sie nicht in die Festung reinkommen werden«, sagte Dodd, »denn einige von uns sind Männer, und wir werden kämpfen.«
Beny Singh verstand nicht, was Dodd mit seinen Worten meinte. »Ich habe Gift! Wenn es so aussieht, dass sie gewinnen werden, Colonel, werden Sie es mir dann mitteilen lassen?«
Dodd lächelte. »Das verspreche ich, Sahib«, sagte er mit gespielter Demut.
»Besser, wenn meine Frauen am Gift sterben«, sagte Beny Singh.
»So sollten auch Sie sterben«, meinte Dodd. »Es sei denn, Sie wollen gezwungen sein, zuzuschauen, wie sich die weißen djinns mit Ihren sterbenden Frauen amüsieren.«
»Das werden sie nicht!«
»Weshalb wollen sie denn sonst Gawilgarh erobern?«, fragte Dodd. »Sie haben von der Schönheit Ihrer Frauen gehört. Jede Nacht sprechen sie davon an ihren Feuern, und jeden Tag träumen sie von ihren Schenkeln und Brüsten. Sie können es nicht erwarten, Killadar. Die Gedanken an das heiße Vergnügen mit Ihren Frauen treiben die Rotröcke zu uns.«
Beny Singh erschrak vor den abscheulichen Worten, und Dodd lächelte. Er hatte inzwischen erkannt, dass nur ein Mann hier kommandieren konnte. Der Killadar Beny Singh war der Kommandant der Festung, und obwohl er verabscheuungswürdig feige war, war er ein Freund des Radschas, und diese Freundschaft sicherte ihm die Loyalität des größten Teils von Gawilgarhs ständiger Garnison. Der Rest der Verteidiger der Festung war in zwei Lager geteilt. Da waren Manu Bappus Soldaten, angeführt von den Überresten der Löwen Allahs und, loyal zum Prinzen, Dodds Kobras. Aber wenn nur einer der drei Anführer übrig blieb, dann würde dieser Mann über Gawilgarh herrschen, und wer in Gawilgarh herrschte, konnte ganz Indien regieren.
Dodd lächelte und stieg zum Wehrgang hinauf. Durch das Fernrohr beobachtete er, wie die Briten das erste Geschütz an den Rand des Plateaus schafften. Eine Woche, dachte er, vielleicht einen Tag mehr, und die Briten würden zu seinem Schlachtfest kommen.
Und seine wilden Träume von der Macht würden wahr werden.
»Der Kerl hat eine Büchse!«, sagte Major Stokes
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