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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erstaunt. »Ich betone, eine Büchse! Es kann nichts anderes auf diese Distanz gewesen sein. Zweihundert Yards, und die Kugel ist nur knapp vorbeigeflogen und hat meinem Kopf Luft zugefächelt. Eine viel zu unterschätzte Waffe, diese Büchsen, meinen Sie nicht auch?«
    »Ein Spielzeug«, sagte Captain Morris. »Nichts wird Musketen ersetzen.«
    »Aber die Treffsicherheit!«, sagte Stokes.
    »Soldaten können keine Büchsen benutzen«, meinte Morris. »Das wäre, als gäbe man Schweinen Messer und Gabel.« Er drehte sich auf dem Feldstuhl und wies zu seinen Männern, der Leichten Kompanie des 33. Regiments. »Sehen Sie sich die an. Die wissen nicht einmal, welches Ende einer Muskete das Entscheidende ist. Taugenichtse. Man könnte die Bastarde ebenso mit Piken bewaffnen.«
    »Wenn Sie das meinen«, sagte Stokes missbilligend. Seine Straße hatte das Plateau erreicht, und jetzt musste er damit beginnen, die Batterien anzulegen, mit denen die Breschen geschlagen werden sollten. Die Leichte Kompanie des 33., von der Stokes von Mysore nach Norden eskortiert worden war, hatte den Befehl, die Pioniere bei ihrer Arbeit zu schützen. Captain Morris war unglücklich über diesen Befehl gewesen, denn er wäre viel lieber zurück nach Süden kommandiert worden, statt vor der felsigen Landzunge zu lagern, wo in den nächsten Tagen schwer was los sein würde.
    Es bestand die Möglichkeit, dass Gawilgarhs Garnison einen Ausfall machte, um die Batterien zu zerstören, und selbst wenn das nicht geschah, würden die Marathen-Kanoniere auf den Mauern des äußeren Forts mit Sicherheit versuchen, die Arbeiten mit Kanonenfeuer zu behindern.
    Sergeant Hakeswill näherte sich Stokes’ Zelt. Er wirkte unruhig, und sein Gruß war nur flüchtig. »Haben Sie die Neuigkeiten gehört, Sir?«, fragte er Morris.
    Morris blickte zu dem Sergeant auf. »Neuigkeiten? Welche Neuigkeiten? Hat der Feind vielleicht kapituliert?«
    »Nichts so Gutes, Sir.«
    »Sie sehen blass aus, Mann!«, sagte Stokes. »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Herzkrank, Sir, das bin ich leider, Sir, der Kreislauf.« Sergeant Hakeswill schniefte und wischte sogar eine nicht existierende Träne von der zuckenden Wange. »Captain Torrance ist tot, Sir.« Der Sergeant nahm seinen Hut ab und hielt ihn gegen die Brust. »Tot, Sir.«
    »Tot?«, wiederholte Stokes mit mäßigem Interesse. Er hatte Torrance nicht kennengelernt.
    »Man sagt, er habe sich das Leben genommen, Sir. Er tötete seinen Schreiber mit einem Messer, und dann richtete er seine Pistole auf sich selbst.« Der Sergeant demonstrierte es, indem er einen Finger an den Kopf hielt und das Abdrücken mimte. Er schniefte wieder. »Und er war der beste Offizier, den ich je gekannt habe, und das waren viele. Ein Offizier und Gentleman wie Sie selbst, Sir«, fügte er für Morris hinzu.
    Morris, den Torrances Tod so kalt ließ wie Stokes, grinste. »Hat seinen Schreiber gekillt, wie? Das hat den Scheißer gelehrt, die Bücher ordentlich zu führen.«
    »Man sagt, Sir«, Hakeswill senkte seine Stimme, »dass es unnatürlich gewesen sein muss.«
    »Unnatürlich?«, fragte Stokes.
    »Das mit seinem Schreiber, verzeihen Sie mir, dass ich solch etwas Schmutziges sage. Er und der Schreiber, Sir, die hatten was, Sir. Denn er war nackt, der Captain, und der Schreiber war ein gut aussehender Junge, obwohl er ein indischer Mohr war. Er wusch sich oft, und der Captain mochte das.«
    »Wollen Sie behaupten, dass es eine Meinungsverschiedenheit zwischen schwulen Geliebten war?«, fragte Morris und lachte.
    »Nein, Sir«, sagte Hakeswill und starrte über das Plateau hinweg in den gewaltigen Himmel über der Dekkan-Ebene. »So war es nicht. Der Captain war nicht schwul, das kann man nicht sagen. Es war auch keine Meinungsverschiedenheit zwischen Geliebten, Sir, obwohl der Captain pudelnackt war. Der Captain liebte es, nackt zu sein. Das hielte ihn kühl, sagte er, und es hielte seine Kleidung sauber. Dabei war nichts Unnatürliches. Nicht der Captain. Er mochte die bibbis . Er war ein Christ. Ein christlicher Gentleman, und er hat keinen Selbstmord begangen. Ich weiß, wer ihn getötet hat, ich weiß es.«
    Morris blickte zu Stokes und zuckte mit den Schultern, wie um anzuzeigen, dass Hakeswill unverständliches Zeug schwafelte.
    »Aber der springende Punkt ist, Sir ...«, Hakeswill wandte sich Morris zu und stand still, »... dass ich nicht mehr bei den Ochsen bin, Sir. Ich habe Befehle erhalten, Sir, dorthin zurückzukehren, wo ich

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