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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zurückgelassen, und wenn sie tot waren oder auch nur einer von ihnen, bedeutete das, dass Captain Torrances Tod nicht auf eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei schwulen Geliebten zurückzuführen war. Das hatte Hakeswill auch nie geglaubt. Er wusste, wer dafür verantwortlich war. Der verdammte Sharpe lebte. Sharpe jagte seine Feinde, und drei, vielleicht vier, waren bereits tot. Und Hakeswill ahnte, dass er der Nächste sein würde.
    »Hakeswill!«, zischte die Stimme, diesmal jedoch weiter entfernt.
    Ein Geschütz feuerte von der Festung, und in dem Aufblitzen sah Hakeswill nördlich von sich eine verhüllte Gestalt. Entsetzen erfasste Hakeswill, sodass es in seinem Gesicht zu zucken begann und seine Hände zitterten.
    Sharpe lebte, er war kein Gefangener in Gawilgarh, sondern spukte um das britische Lager herum, was bedeutete, dass es nur einen Platz gab, an dem Hakeswill völlig sicher sein würde. Er konnte sich in die Festung flüchten, und Sharpe würde ihn dort niemals erreichen, denn im Lager gab es Gerüchte, dass der Angriff auf Gawilgarh wahrscheinlich eine verdammte Verzweiflungstat war, die scheitern musste, wie einige Männer sagten. Und selbst wenn der Angriff ein Erfolg sein würde, konnte er, Hakeswill, immer noch vortäuschen, gefangen genommen worden zu sein. Er wollte in diesem Moment nur fort von Sharpe, und so schlich er südwärts, den Hügel hinab, und als er den flacheren Grund erreicht hatte, rannte er durch die Pulverrauchschleier auf die dunkle Mauer der Festung zu.
    Er rannte an dem Wasserbecken vorbei, über die Zugangsstraße und bog nach links ab, wo das große Torhaus in der Dunkelheit über ihm aufragte. Und dort schlug er auf einen der massiven, mit Eisen beschlagenen Torflügel.
    Keine Reaktion.
    Er klopfte von Neuem, diesmal mit dem Musketenkolben, und fragte sich angstvoll, welches Grauen auf ihn aus der Dunkelheit hinter der Tür lauerte, und plötzlich wurde ein Fensterchen in der Tür des großen Tors geöffnet, und Flammenschein erhellte die tiefe Finsternis.
    »Ich bin ein Deserteur!«, zischte Hakeswill. »Ich bin auf eurer Seite!«
    Hände packten ihn und zogen ihn durch die schmale Pforte in einen Gang. Eine rauchende Fackel brannte hoch an der Wand, und Hakeswill sah einen langen, schmalen Gang und die dunklen Gesichter der Männer, die ihn gefangen genommen hatten.
    »Ich bin auf eurer Seite!«, rief er, als sich die Tür im Tor hinter ihm schloss und ihm die Muskete aus der Hand gerissen wurde. »Ich bin auf eurer Seite!«
    Ein großer, falkengesichtiger Mann schritt die asphaltierte Straße hinab zu ihm. »Wer bist du?«, fragte er auf Englisch.
    »Ich bin jemand, der bereit ist, für Sie zu kämpfen, Sir. Bereit und fähig, Sir. Alter Soldat, Sir.«
    »Mein Name ist Manu Bappu«, sagte der Mann mit zischender Stimme, »und ich befehle hier.«
    »Sehr gut, Sir. Sahib, meine ich, sehr gut.« Hakeswill neigte den Kopf. »Hakeswill ist mein Name, Sir. Sergeant Obadiah Hakeswill.«
    Manu Bappu starrte den Rotrock an. Er mochte keine Deserteure. Einem Fahnenflüchtigen war unter keiner Fahne zu vertrauen, doch die Nachricht, dass ein weißer Soldat aus den feindlichen Reihen geflüchtet war, konnte seine Garnison nur ermuntern. Besser, ich lasse diesen Mann leben, als Zeuge für die bröckelnde Moral des Feindes, als ihn auf der Stelle zu töten, sagte er sich. »Bringt ihn zu Colonel Dodd«, befahl er einem seiner Männer. »Gebt ihm seine Muskete zurück. Er ist auf unserer Seite.«
    So war Hakeswill also in Gawilgarh und beim Feind. Aber er war sicher vor dem Entsetzen, das sein Leben plötzlich zum Albtraum gemacht hatte. Er war sicher vor Sharpe.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011

KAPITEL 8
 
    Die Pioniere, welche die Schanzkörbe in Position gebracht hatten, waren zu aufgeregt, um sich schlafen zu legen. Stattdessen saßen sie an ein paar rauchenden Feuern, und ihr Gelächter klang mal laut, mal leise durch den Nachtwind. Major Stokes war zufrieden mit seiner Arbeit und hatte als Belohnung drei Krüge Arrak spendiert, und der Schnaps machte die Runde.
    Sharpe beobachtete die kleine Feier. Dann ging er zu einem kleinen Zelt, wo er sein geliehenes indisches Gewand auszog, bevor er sich zu seiner Decke tastete. In der Dunkelheit wäre er fast über Clare gestolpert, die durch das Bombardement und dann durch die Stimmen der Pioniere wach geblieben war. Sie streckte eine Hand aus und spürte nackte Haut. »Du bist

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