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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sonst in meinem Leben! Ich habe davon geträumt, es mir so sehr gewünscht, dass es fast schmerzte, und dann wurde der Traum wahr, und ich wachte auf und fragte mich, warum ich es mir so sehr gewünscht habe.« Er legte eine Pause ein. Hinter dem Zelt stampften Syud Sevajees Pferde, und eines schnaubte leise. »Einige Leute versuchen mich zu überreden, die Armee zu verlassen. Das Offizierspatent zu verkaufen, verstehst du? Sie wollen mich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ihnen in ihre Suppe pinkle, Mädchen.«
    »Und – wirst du gehen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich möchte es nicht.« Er dachte darüber nach. »Es ist wie ein Club, eine Gesellschaft. Sie wollen mich nicht aufnehmen, so schmeißen sie mich raus, und dann muss ich mich wieder hineinkämpfen. Vielleicht wird es bei den Schützen anders sein. Ich werde es jedenfalls versuchen und feststellen, ob sie anders sind.«
    »Du willst weiterhin kämpfen?«, fragte Clare.
    »Das ist das, was ich gut kann«, sagte Sharpe. »Und es macht mir Spaß. Ich meine, ich weiß, ich sollte mich nicht darüber freuen, aber es gibt keine andere Aufregung, die ich so genieße.«
    »Keine?«
    »Nun, eine schon.« Er grinste in der Dunkelheit.
    Lange Zeit herrschte Schweigen, und er dachte schon, dass Clare eingeschlafen sei, aber dann sprach sie wieder. »Und was ist mit deiner französischen Witwe?«
    »Sie ist fort«, sagte Sharpe knapp.
    »Fort?«
    »Abgehauen, Mädchen. Hat etwas Geld von mir mitgenommen und ist nach Amerika gereist, wie man mir gesagt hat.«
    Clare schwieg wieder eine Weile. »Macht es dir was aus, allein zu sein?«, fragte sie schließlich.
    »Nein.«
    »Aber mir.«
    Er drehte sich ihr zu, stemmte sich auf einen Ellbogen und streichelte über ihr Haar. Sie versteifte sich, als er sie berührte, entspannte sich aber, als sie die Sanftheit seiner Hand spürte.
    »Du bist nicht allein, Clare«, sagte Sharpe. »Oder nur, wenn du es sein willst. Du warst die Gefangene, weil jemand dich in eine Falle gelockt hat. Das ist alles. Jetzt ist das vorbei. Du bist frei.« Seine Hand glitt über ihr Haar bis zum Nacken und spürte warme, nackte Haut. Clare zuckte nicht zurück, und er streichelte weiter hinunter. »Du bist nackt«, sagte er.
    »Es war warm«, erwiderte sie leise.
    »Was ist schlimmer?«, fragte Sharpe. »Es warm zu haben oder einsam zu sein?«
    Er glaubte, sie lächeln zu sehen. Er konnte es in der Dunkelheit nicht erkennen, aber er stellte sich vor, dass sie lächelte. »Einsam zu sein«, antwortete sie mit belegter Stimme.
    »Das können wir ändern«, sagte er, hob die dünne Decke an und rückte an sie heran.
    Sie hatte aufgehört zu weinen. Irgendwo draußen krähte ein Hahn, und die östlichen Felsen wurden vom ersten goldenen Licht des Tages berührt. Die Feuer auf der felsigen Landenge flackerten und erstarben, und ihr Rauch zerfaserte im dünnen Morgennebel. Signalhörner erklangen im Hauptlager und riefen die Rotröcke zum Morgenappell. Die Posten der Nacht wurden abgelöst, als die Sonne aufstieg, um die Welt mit Licht zu überfluten.
    Und Sharpe und Clare schliefen miteinander.
 
    »Sie haben die Leichen zurückgelassen?«, grollte Wellesley.
    Captain Morris blinzelte, als eine Windböe ihm Staub in ein Auge blies. »Ich habe versucht, die Leichen zu bergen«, log er, »aber es war dunkel, Sir, stockdunkel. Colonel Kenny kann das bezeugen, Sir. Er hat uns besucht.«
    »Ich?« Kenny, groß, schlank und jähzornig, stand neben dem General. »Ich soll Sie besucht haben?« Seine Miene verriet Zorn.
    »Gestern Nacht, Sir«, antwortete Morris empört. »An der Postenlinie.«
    »Das habe ich nicht. Die Sonne muss Ihnen zu Kopf gestiegen sein.« Kenny blickte Morris finster an, dann nahm er eine Schnupftabakdose aus der Tasche und klopfte sich eine Prise auf die Hand. »Wer, zum Teufel, sind Sie überhaupt?«, fügte er hinzu.
    »Morris, Sir. 33. Regiment.«
    »Ich dachte, wir hätten nur Schotten und Sepoys hier«, sagte Kenny zu Wellesley.
    »Captain Morris’ Kompanie hat einen Konvoi hierher eskortiert«, antwortete Wellesley.
    »Eine Leichte Kompanie, wie?«, sagte Kenny mit einem Blick auf Morris’ Epauletten. »Sie könnten sogar von Nutzen sein. Ich kann in meinem Angriffstrupp noch eine Kompanie gebrauchen.« Er hielt sich einen Nasenflügel nach dem anderen zu und zog die Prise Schnupftabak hoch. »Es muntert meine Jungs auf, wenn sie sehen, wie weiße Männer getötet werden.« Kenny befehligte das 1. Bataillon des 11.

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