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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der Inder. Garrard fuhr herum, den Stein bereits zum Wurf erhoben, und dann sah er, dass der Mann mit dem schmutzigen Gewand sein ehemals weißes Kopftuch zurückgeschoben hatte und ihn angrinste.
    »Du sollst keine Steine auf Offiziere werfen, Tom«, sagte Sharpe. »Ich wollte das immer tun, also kann ich es dir nicht verdenken.«
    »Verdammt, Mann!« Garrard ließ den Stein fallen und streckte ihm die rechte Hand hin. »Dick Sharpe!« Plötzlich wurde er verlegen. »Muss ich dich – Sie – ›Sir‹ nennen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Sharpe und drückte ihm die Hand. »Du und ich, wir sind doch alte Freunde, oder? Eine rote Schärpe ändert nichts daran, Tom. Wie geht es dir?«
    »Ging schon schlechter. Und dir?«
    »Schon besser.«
    Garrard runzelte die Stirn. »Bist du nicht gefangen genommen worden?«
    »Bin entkommen. Der Scheißer, der mich gefangen hält, muss erst noch geboren werden, Tom.« Sharpe setzte sich neben seinen Freund, mit dem er sechs Jahre lang in den Mannschaften marschiert war. »Hier.« Er gab Garrard einen Streifen getrocknetes Fleisch.
    »Was ist das?«
    »Ziege. Schmeckt aber einigermaßen.«
    Die beiden saßen beisammen und beobachteten die Kanoniere bei der Arbeit. Die Geschütze, die ihnen am nächsten waren, gehörten zu den beiden Batterien, die Flankenfeuer schossen, und die Kanoniere benutzen ihre Zwölfpfünder, um die Mauer über Gawilgarhs Tor zu beschießen. Eine von Ochsen gezogene Protze hatte soeben weitere Munition gebracht, aber beim Verlassen der Batterie hatte sich ein Rad gelockert, und jetzt standen fünf Männer neben der schräg stehenden Protze und diskutierten, wie sie am besten repariert werden konnte. Garrard zog eine Sehne des Fleisches zwischen den Zähnen hervor. »Ich würde das kaputte Rad abnehmen und ein neues aufsetzen«, sagte er verächtlich. »Da brauche ich keinen Major und zwei Lieutenants, um darauf zu kommen.«
    »Sie sind Offiziere, Tom«, sagte Sharpe tadelnd, »die haben nur ein halbes Gehirn.«
    »Du solltest das ja wissen.« Garrard grinste. »Die Scheißer geben ein einladendes Ziel ab.« Er wies über die tiefe Schlucht, die das Plateau vom inneren Fort trennte. »Dort drüben ist ein verdammt großes Geschütz. Ungefähr so groß wie ein Heuwagen. Die Scheißer fuhrwerken jetzt schon eine halbe Stunde damit herum.«
    Sharpe starrte an dem belagerten äußeren Fort vorbei zu den fernen Felsen. Er glaubte, eine Mauer zu sehen, auf der ein Geschütz aufgestellt sein konnte, aber er war sich dessen nicht sicher. »Ich brauche verdammt ein Fernrohr.«
    »Du brauchst verdammt eine Uniform.«
    »Dazu habe ich mir schon was einfallen lassen«, sagte Sharpe geheimnisvoll.
    Garrard schlug nach einer Fliege. »Wie ist es denn so?«
    »Wie ist was?«
    »Ein Offizierspinkel zu sein.«
    Sharpe zuckte mit den Schultern, überlegte eine Weile und wiegte den Kopf. »Es kommt mir unwirklich vor. Ich weiß es nicht.« Er seufzte. »Ich meine, ich wollte es, Tom, ich wollte es wirklich sehr, aber ich hätte wissen sollen, dass die Bastarde mich nicht wollen. Einige sind in Ordnung, Major Stokes zum Beispiel ist ein feiner Kerl, und es gibt noch andere, die prima sind. Aber die meisten? Weiß der Himmel. Sie mögen mich jedenfalls nicht.«
    »Du hast sie beunruhigt, das ist der Grund«, sagte Garrard. »Wenn du Offizier werden kannst, dann können das auch andere.« Er sah Sharpes unglückliches Gesicht. »Du wärst lieber Sergeant geblieben, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Sharpe entschieden und überraschte sich selbst. »Ich kann den Job ausfüllen, Tom.«
    »Welcher Job ist das, Mann? Herumzusitzen, während wir all die verdammte Arbeit machen? Einen Diener zu haben, der einem die Stiefel putzt und den Arsch schrubbt?«
    »Nein«, sagte Sharpe. Er wies über die schattige Schlucht zum inneren Fort. »Wenn wir da reingehen, Tom, werden wir Jungs brauchen, die wissen, was sie tun. Das ist der Job. Es geht darum, der anderen Seite die Hölle heiß zu machen und die eigenen Männer am Leben zu halten, und ich kann das.«
    Garrard blickte skeptisch drein. »Wenn man dich lässt.«
    »Ja, wenn man mich lässt«, stimmte Sharpe zu. Er schwieg eine Weile und beobachtete die ferne Geschützstellung. Er konnte dort Männer sehen, war aber nicht sicher, was sie taten. »Wo ist Hakeswill?«, fragte er. »Ich habe ihn gestern gesucht, und der Scheißkerl war nicht mit euch beim Appell.«
    »Gefangen genommen«, sagte Garrard.
    »Gefangen genommen?«
    »Das hat

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