Sharpes Festung
Mangel nachgedacht und war sich jetzt nicht so sicher, ob dies ein Segen war. Vielleicht hielten die Marathen die große zentrale Schlucht für ihren wahren Schutz und boten die Mauer nur als scheinbaren Schutz für das äußere Fort an. Und wie sollte die Schlucht zwischen den beiden Forts überwunden werden? Stokes befürchtete, dass man von ihm eine Lösung auf Pionierart verlangte, aber was konnte er tun? Die Schlucht mit Erde auffüllen? Das würde Monate dauern.
Stokes’ düstere Vorahnungen wurden unterbrochen, als ein Adjutant, der von Colonel Stevenson geschickt worden war, fragte, warum die Batterien stumm blieben. »Ich nehme an, dies sind die Befehle für Sie, das Feuer zu eröffnen, Plummer«, sagte Stokes.
»Enttarnen!«, rief Plummer.
Vier Kanoniere kletterten auf das Bollwerk vor den Geschützen und entfernten die halb gefüllten Schanzkörbe. Der Sergeant spähte ein letztes Mal über das Rohr hinweg, nickte zufrieden und trat zur Seite. Die anderen Kanoniere hielten sich die Ohren zu. »Sie können feuern, Ned!«, rief Plummer dem Sergeant zu.
Der Sergeant zog einen Luntenstock aus dem Boden neben der Kanone, blies die glimmende Lunte an, griff über das hohe Rad der Lafette und hielt ihn ins Zündloch.
Die Kanone ruckte gut fünf Yards zurück, während sich die Luft mit ätzendem Rauch füllte. Die Kugel flog tief über die felsige Landenge und knallte gegen die Mauer des äußeren Forts. Es entstand eine Pause. Verteidiger rannten über den Wehrgang. Stokes spähte durch das Fernrohr, wartete darauf, dass sich der Rauch lichtete. Das dauerte eine volle Minute, aber dann sah er, dass ein Stück Stein von der Größe eines Suppentellers aus der Mauer gefetzt worden war.
»Zwei Zoll mehr nach rechts, Sergeant!«, rief er tadelnd.
»Muss ein Windstoß gewesen sein, Sir«, sagte der Sergeant, »eine verdammte Böe, denn da war nichts falsch an der Ausrichtung. Verzeihung, Sir.«
»Sie haben Ihre Sache gut gemacht«, sagte Stokes mit einem Lächeln. »Sehr gut.« Er hielt die Hände als Schalltrichter vor den Mund und rief der zweiten Batterie zu: »Ihr habt die Zielmarkierung! Feuer frei!«
Eine Rauchwolke stieg von der Mauer der Festung auf, gefolgt vom Donnern eines Geschützes und dem Heulen einer Kanonenkugel. Stokes sprang in die Batterie hinab und hielt seinen Hut fest. »Anscheinend haben wir sie aufgeweckt«, bemerkte er, als ein Dutzend weitere Schüsse der Marathen fielen. Die feindlichen Kugeln schlugen in die Schanzkörbe oder prallten als Querschläger vom felsigen Boden ab. Die zweite britische Batterie feuerte, und das Echo hallte von den Felsen wider, um dem Lager weiter unten zu verkünden, dass die Belagerung von Gawilgarh jetzt richtig begonnen hatte.
Private Tom Garrard von der Leichten Kompanie des 33. Regiments war zum Rand der Felsklippe gewandert, um die Bombardierung der Festung zu beobachten. Nicht, dass da viel zu sehen war außer der ständig wieder dichter werdenden Rauchwolke, von der die felsige Landenge zwischen den Batterien und der Festung verschleiert wurde, doch dann und wann brach ein großes Stück aus Gawilgarhs Mauer. Das Feuer der Verteidiger war heftig, doch Garrard hatte den Eindruck, dass es schlecht gezielt war. Viele der Schüsse gingen über die Batterien hinweg oder bohrten sich in die großen Stapel der schützenden Schanzkörbe. Das britische Feuer hingegen war langsam und treffsicher. Die Achtzehnpfünder-Kanonenkugeln nagten an der Mauer, und keine war verschwendet. Der Himmel war wolkenlos, die Sonne stieg immer höher und die Geschütze erhitzten sich, sodass nach jedem zweiten Schuss die Kanoniere nasse Felle auf die Rohre legen mussten. Das Material zischte und dampfte, und schwitzende puckalees eilten mit weiterem Wasser in Schläuchen über die Straße zur Batterie, um die großen Fässer aufzufüllen.
Garrard saß bei seiner Beobachtung allein, doch er bemerkte, dass er von einem Inder mit abgerissener Kleidung beobachtet wurde. Er ignorierte den Mann, hoffte, dass er weggehen würde, doch der Inder schob sich näher heran. Garrard hob einen faustgroßen Stein auf, als Andeutung, dass ihm der Mann vom Hals bleiben sollte, doch die Drohung ließ den Inder nur näher rücken. »Sahib!«, zischte er.
»Verpiss dich«, grollte Garrard.
»Sahib! Bitte!«
»Ich hab nichts, was sich zum Klauen lohnt, ich will nichts kaufen und ich will nicht deine Schwester vögeln.«
»Ich werde stattdessen deine Schwester vögeln, Sahib«, sagte
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