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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Morris gesagt. Ich hingegen glaube, der Scheißer ist abgehauen. Wie auch immer, er ist jetzt in der Festung.«
    »Du meinst, er ist desertiert?«
    »Zwei unserer Kameraden sind gestern Nacht ermordet worden. Morris sagt, das hat der Feind gemacht, aber ich haben keinen der Scheißer gesehen. Da schlich ein Typ herum, der behauptete, Colonel der Company zu sein, was aber nicht stimmte.« Garrard starrte Sharpe an, und ein Grinsen kroch in sein Gesicht. »Du warst das, Dick.«
    »Ich?«, fragte Sharpe mit ausdruckslosem Gesicht. »Ich war ein Gefangener, Tom. Bin erst gestern entkommen.«
    »Und ich bin der König von Persien. Lowry und Kendrick sollten dich verhaften, nicht wahr?«
    »Sie waren das, die gestorben sind?«, fragte Sharpe unschuldig.
    Garrard lachte. »Geschah ihnen verdammt recht.«
    Eine gewaltige Rauchwolke stieg an der fernen Mauer auf den Felsen auf. Zwei Sekunden später hallte das Donnern des schweren Geschützes um Sharpe und Garrard herum, als die Kanonenkugel die gleich hinter der Batterie liegen gebliebene Protze traf. Sie zersplitterte, und alle fünf Männer wurden zu Boden geschleudert, wo sie ein paar Sekunden blutig zuckten und dann reglos liegen blieben. Stein-und Holzsplitter flogen Sharpe um die Ohren. »Hölle, fünf Mann erledigt mit einem Schuss!«, sagte Garrard bewundernd.
    »Das wird sie lehren, den Kopf unten zu halten«, sagte Sharpe.
    Beim Donnern der gewaltigen Kanone waren Männer aus ihren Zelten zum Rand des Plateaus gelaufen. Sharpe blickte sich um und sah, dass Captain Morris bei ihnen war. Der Captain, in Hemdsärmeln, starrte durch ein Fernrohr auf die große Staubwolke.
    »Ich werde gleich aufstehen«, sagte Sharpe, »und du wirst mich schlagen.«
    »Was werde ich tun?«, fragte Garrard.
    »Du wirst mir einen Hieb verpassen. Dann werde ich fortlaufen, und du wirst mich jagen. Aber du wirst mich nicht einfangen.«
    Garrard schaute seinen Freund verwirrt an. »Worauf willst du hinaus, Dick?«
    Sharpe grinste. »Frag nicht, Tom, tu es einfach.«
    »Du bist ein verdammter Offizier, nicht wahr?« Garrard grinste zurück. »Du befiehlst, und ich gehorche.«
    »Bist du bereit?«, fragte Sharpe.
    »Ich hab mir schon immer gewünscht, einen Offizier zusammenzuschlagen.«
    »Dann auf die Füße.« Sie standen auf. »Also schlag zu«, sagte Sharpe. »Ich habe versucht, dir ein paar Patronen zu klauen, okay? Versetz mir einen Hieb in die Magengrube.«
    »Verdammte Scheiße, Mann«, murmelte Garrard.
    »Los, mach schon!«
    Garrard versetzte Sharpe einen halbherzigen Hieb, und Sharpe stieß ihn zurück, sodass er fiel. Dann warf er sich herum und rannte am Rand der Felsen entlang. Garrard stieß einen Schrei aus, rappelte sich auf und nahm die Verfolgung auf. Einige der Männer, die im Begriff waren, die fünf Gefallenen zu bergen, versuchten Sharpe abzufangen, doch er wich nach links aus und verschwand zwischen einigen Büschen. Der Rest der Leichten Kompanie nahm brüllend und johlend die Verfolgung auf, doch Sharpe hatte einen großen Vorsprung und hetzte im Zickzack durch die Büsche, wo er eines von Syud Sevajees Pferden angepflockt hatte. Er zog den Pflock aus dem Boden, schwang sich in den Sattel und trieb das Pferd mit den Hacken an. Jemand schrie eine Beleidigung hinter ihm her, doch er war jetzt vom Lager fort und es gab keine berittenen Posten, die ihn hätten verfolgen können.
    Eine halbe Stunde später kehrte Sharpe zurück, trabte mit einem Trupp eingeborener Reiter, der von einem Erkundungsritt zurückkam. Er sonderte sich von ihnen ab und schwang sich bei seinem Zelt, wo Ahmed auf ihn wartete, aus dem Sattel. Während Sharpe und Garrard das Ablenkungsmanöver gemacht hatten, war der Junge auf Diebestour gewesen. Er grinste breit, als Sharpe sich in das heiße Zelt duckte. »Ich habe alles«, sagte er stolz.
    Mit alles meinte er Captain Morris’ roten Rock, seine Offiziersschärpe und die Scheide mit dem Säbel. »Du bist ein guter Junge«, sagte Sharpe. Er brauchte einen roten Rock, denn Colonel Stevenson hatte Befehle erteilt, dass jeder, der mit den Angreifern nach Gawilgarh ging, in Uniform sein musste, damit er nicht mit dem Feind verwechselt werden konnte. Syud Sevajees Männer, die Beny Singh zur Strecke bringen wollten, waren mit abgetragenen Sepoy-Röcken ausgestattet, einige davon noch mit dem Blut ihrer Vorbesitzer befleckt. Keiner dieser Uniformröcke hatte Sharpe gepasst. Auch Morris’ Rock saß ein bisschen eng, aber jetzt hatte er wenigstens eine

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