Sharpes Festung
Beny Singh ist ein Feigling. Er denkt, das Leben sollte nichts anderes als Frauen, Musik und Spiele sein.«
Was für Obadiah Hakeswill ebenfalls herrlich klang, doch er sagte nichts. Er hatte sich Dodd als betrübter Soldat vorgestellt, der sich ungerecht behandelt fühlte und den Krieg gegen die Marathen für unfair hielt. »Wir haben hier nichts zu suchen, Sir«, hatte er gesagt, »nicht in einem heidnischen Land. Es gehört den Indern, nicht wahr? Und hier hat ein Rotrock nichts verloren.«
Dodd hatte nichts davon geglaubt. Er argwöhnte, dass Hakeswill desertiert war, weil er Problemen entgehen wollte. Das konnte er dem Sergeant kaum verdenken, denn er hatte sich ebenso verhalten, und Dodd interessierte sich nicht für Hakeswills Motive. Für ihn zählte nur, dass der Sergeant zum Kämpfen bereit war. Und Dodd glaubte, dass seine Männer besser kämpften, wenn europäische Männer ihnen Befehle gaben. »Es ist eine Beständigkeit bei den Engländern, Sergeant«, hatte er gesagt, »die den Einheimischen die Grundlage gibt.«
»Was gibt sie ihnen, Sir?«, hatte Hakeswill gefragt.
Bei der Begriffsstutzigkeit des Sergeants hatte Dodd die Stirn gerunzelt. »Sie sind kein Schotte, oder?«
»Himmel, nein, Sir! Ich bin weder ein verdammter Schotte noch ein Waliser. Ich bin Engländer, Sir, durch und durch, Sir.« In seinem Gesicht zuckte es. »Engländer bin ich, Sir, und stolz darauf.«
So hatte Dodd Hakeswill einen weißen Uniformrock und eine schwarze Schärpe und das Kommando über eine Kompanie seiner Kobras gegeben. »Kämpfen Sie hier gut für mich, Sergeant«, sagte er, als sie auf den Wehrgang gelangten, »und ich werde Sie zum Offizier machen.«
»Ich werde kämpfen, Sir, kämpfen wie ein Dämon.«
Und Dodd glaubte ihm, denn wenn Hakeswill nicht kämpfte, dann riskierte er, von den Briten gefangen genommen zu werden, und Gott allein wusste, was ihm dann blühte. Dodd konnte sich nicht vorstellen, dass es den Briten gelang, in das innere Fort vorzustoßen. Er rechnete damit, dass sie das äußere Fort einnahmen, denn dort war eine Annäherung möglich, und ihre Geschütze schlugen bereits die Breschen, aber sie würden ein weitaus größeres Problem haben, das innere Fort einzunehmen. Er schilderte dieses Problem jetzt Hakeswill. »Es gibt nur einen Weg rein, Sergeant, und zwar durch dieses Tor. Sie können nicht die Mauern stürmen, denn der Hang der Schlucht ist zu steil. Sehen Sie?«
Hakeswill blickte nach links und sah, dass die Mauer des inneren Forts auf einem fast senkrechten Felshang erbaut war. Kein Mensch konnte ihn erklettern und hoffen, die Mauer zu erstürmen, auch wenn es in dieser Mauer Breschen gab. Und das bedeutete, dass Dodd recht hatte und die Angreifer versuchen mussten, die vier Tore zu überwinden, durch die sie ins innere Fort gelangen konnten, und diese Tore wurden von Dodds Kobras verteidigt.
»Und meine Männer sind noch nie besiegt worden, Sergeant«, sagte Dodd. »Sie haben gesehen, wie andere Männer geschlagen wurden, doch sie haben sich selbst nie schlagen lassen. Und hier wird der Feind uns schlagen müssen. Müssen! Aber das kann er nicht. Das ist unmöglich!«
Er verfiel in Schweigen und stützte die zu Fäusten geballten Hände auf die Brustwehr. Die Geschütze donnerten ständig, doch das einzige Anzeichen auf die Bombardierung war der Rauch, der wie Nebel über der fernen Seite des äußeren Forts hing. Manu Bappu, der dort befehligte, eilte jetzt auf das innere Fort zu, und Dodd sah den Prinzen den steilen Pfad zu den Toren hoch steigen. Die Angeln quietschten, als dieTore, eines nach dem anderen, geöffnet wurden, um Bappu und seine Adjutanten einzulassen.
Dodd lächelte, als das letzte Tor aufgeriegelt wurde. »Gehen wir und machen wir böses Blut«, sagte er und wandte sich wieder zur Treppe.
Manu Bappu hatte bereits den Brief geöffnet, den Gopal ihm gegeben hatte. Er blickte auf, als sich Dodd näherte. »Lesen Sie das«, sagte er und hielt dem Colonel das Papier hin.
»Er will kapitulieren?«, fragte Dodd und nahm den Brief.
»Lesen Sie einfach«, sagte Bappu grimmig.
Der Brief war unbeholfen geschrieben, jedoch verständlich. Beny Singh, als Festungskommandant von Gawilgarh Vertreter des Radschas von Berar, bot den Briten an, die Festung zu der einzigen Bedingung zu übergeben, dass die gesamte Garnison und ihre Angehörigen verschont wurden. Keiner sollte verletzt, niemand gefangen genommen werden. Die Briten konnten alle Waffen in der Festung
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