Sharpes Festung
Sie werden dort bleiben und keine weiteren Botschaften an den Feind schicken.« Er schob den Killadar von sich und wandte ihm den Rücken zu. »Colonel Dodd!«
»Sahib?«
»Ein Dutzend Ihrer Männer wird dafür sorgen, dass der Killadar keine Botschaften an die Engländer schickt. Wenn er es versucht, können Sie den Boten töten.«
Dodd lächelte. »Selbstverständlich, Sahib.«
Bappu kehrte zurück zum belagerten äußeren Fort, während sich der Festungskommandant zum Palast oberhalb des mit grünem Schaum bedeckten Sees davonstahl. Dodd teilte ein Dutzend Männer zur Bewachung des Eingangs vom Palast ein, dann kehrte er zum Wehrgang zurück. Hakeswill folgte ihm dorthin. »Warum hat der Killadar solche Angst, Sir? Weiß er etwas, von dem wir noch keine Ahnung haben?«
»Er ist ein Feigling, Sergeant.«
Aber Beny Singhs Angst hatte Hakeswill angesteckt. Er stellte sich einen rachsüchtigen Sharpe vor, der von den Toten zurückgekehrt war, um ihn in der gefallenen Festung aufzuspüren und zu massakrieren. »Die Bastarde können hier nicht rein, oder?«, fragte er besorgt.
Dodd erkannte Hakeswills Furcht, die gleiche, die er selbst empfand, die Furcht vor der Schmach, von den Briten gefangen genommen und dann von einem gnadenlosen Gericht verurteilt zu werden. Er lächelte. »Sie werden vermutlich das äußere Fort einnehmen, Sergeant, weil sie sehr gut sind und weil unsere alten Kameraden tatsächlich wie djinns kämpfen, aber sie können nicht die Schlucht überqueren. Selbst nicht, wenn alle finsteren Mächte ihnen helfen, selbst nicht, wenn sie uns ein Jahr lang belagern und all diese Mauern zertrümmern und die Tore zerstören und den Palast zusammenschießen, denn sie müssen trotzdem die Schlucht überwinden, und das ist unmöglich. Das können sie niemals schaffen.«
Und wer in Gawilgarh die Macht hat, dachte Dodd, der herrscht in Indien.
Und binnen einer Woche würde er hier Radscha sein.
Gawilgarhs Mauern waren brüchig, wie Stokes vermutet hatte. Es dauerte nicht mal einen ganzen Tag, um die erste Bresche zu schlagen. Am frühen Nachmittag hatte die Mauer noch gestanden, obwohl eine Höhle in den staubigen Trümmern, auf die Stokes die Geschütze gerichtet hatte, entstanden war, und dann war die ganze Mauer urplötzlich zusammengebrochen. Ihre Trümmer schlitterten in einer Rauchwolke den kurzen Hang hinab. Langsam senkte sich der Staub und gab den Blick auf eine steile Rampe aus durcheinander gewürfelten Steinen frei, die in den Zwischenraum zwischen den beiden Mauern führte. Ein kleiner Stumpf der hinteren Mauer existierte noch, doch in einer Stunde Arbeit konnten diese Reste beseitigt werden.
Die Kanoniere änderten ihr Ziel, begannen mit den beiden Breschen in der höheren inneren Mauer, während die Batterien, die auf die Schießscharten gefeuert hatten, um die feindlichen Geschütze auszuschalten, jetzt in die erste Bresche zu schießen begannen, um die Verteidiger davon abzuhalten, Hindernisse auf der Rampe zu errichten. Die feindlichen Geschütze – diejenigen, die noch existierten – verdoppelten ihre Bemühungen, die britischen Batterien unbrauchbar zu machen, doch ihre Geschosse bohrten sich in die Schanzkörbe oder flogen darüber hinweg. Das schwere Geschütz, das schon ein Blutbad angerichtete hatte, feuerte noch dreimal, doch seine Kugeln krachten nutzlos gegen die Felsen. Danach gaben die Marathen-Kanoniere auf, unerklärlich für Stokes.
Am nächsten Tag wurden zwei Breschen in die innere Wand der Mauer geschlagen, und jetzt konzentrierten sich die großen Geschütze darauf, alle drei Lücken zu vergrößern. Die Geschosse der Achtzehnpfünder schlugen in die bröckelnden Steine und durchstießen die Füllung der Mauer, um die Rampen zu vergrößern. Am Abend waren die Breschen offensichtlich groß genug, und jetzt richteten die Kanoniere ihre Geschütze auf die verbliebenen Kanonen des Feindes. Eine Besatzung nach der anderen wurde ausgeschaltet oder die Schießscharten wurden zerschmettert. Ein ständiger Rauchschleier hing über der felsigen Landenge, dicht und stechend und jedes Mal aufwallend, wenn ein Schuss hindurch peitschte. Die Zwölfpfünder feuerten in die Breschen, während die Haubitzen weitere Geschosse über die Mauer jagten.
Die britischen Geschütze feuerten bis tief in die Abenddämmerung, und von Minute zu Minute wurde die feindliche Antwort schwächer. Erst als die schwarze Nacht hereinbrach, stellten die Belagerer das Feuer ein, weil ihre
Weitere Kostenlose Bücher