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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Ein Hauch von Winter, meinen Sie nicht auch?«, bemerkte Sir Arthur Wellesley.
    »Das Thermometer zeigt 78 Grad Fahrenheit, Sir«, erwiderte sein Adjutant Campbell, ein junger Schotte, trocken.
    »Nur ein Hauch von Winter, Campbell, nur ein Hauch«, sagte der General. Er stand vor seinem Zelt, in einer Hand eine Tasse mit Unterteller, und schaute durch die Nebelfetzen zu den Felsen, die von der aufgehenden Sonne in strahlendes Licht getaucht wurden. Ein Diener stand mit Wellesleys Uniformrock, Hut und Schwert hinter ihm. Ein zweiter Diener hielt sein Pferd, während ein dritter darauf wartete, ihm Tasse und Unterteller abzunehmen. »Wie geht es Harness?«, fragte der General Campbell.
    »Ich glaube, er schläft jetzt die meiste Zeit, Sir«, antwortete Campbell. Colonel Harness war vom Kommando seiner Brigade abgelöst worden. Er hatte im Lager getobt, verlangt, dass seine Highlander antraten und ihm südwärts folgten, um gegen Dragoner, Papisten und Whigs zu kämpfen.
    »Er schläft?«, fragte der General. »Und was tun die Ärzte? Flößen sie ihm Rum ein?«
    »Ich glaube, es ist eine Tinktur aus Opium, Sir, aber höchstwahrscheinlich mit Rum-Geschmack.«
    »Der arme Harness«, sagte Wellesley und nippte an seinem Tee.
    Hoch oberhalb von ihm feuerten Zwölfpfünder-Geschütze, die auf den kegelförmigen Hügel südlich der Festung geschafft und in Stellung gebracht worden waren. Wellesley wusste, dass diese Geschütze nichts bewirkten, aber er hatte stur darauf bestanden, dass sie auf das Tor der Festung feuerten, das auf die weite Ebene hinausschaute. Die Kanoniere hatten den General gewarnt, dass der Beschuss wirkungslos bleiben und sie zu weit und zu hoch feuern mussten, doch Wellesley wollte die Festung wissen lassen, dass ein Angriff von Süden ebenso wie über die Landenge im Norden erfolgen konnte, und so hatte er den Pionieren befohlen, eine Batterie auf der Hügelkuppe zu errichten. Die beiden Geschütze, die mit der maximalen Richthöhe feuerten, waren gerade fähig, ihre Geschosse zum südlichen Eingang Gawilgarhs zu schleudern, und wenn die Kanonenkugeln das Tor erreichten, war alle Durchschlagskraft verloren und sie kollerten einfach den steilen Hang herab. Aber das war nicht der Sinn der Sache. Der springende Punkt war, die Garnison abzulenken. Jeder, der nach Süden blickte, konnte nicht den Männern, die durch die Breschen angriffen, entgegengeworfen werden.
    Dieser Angriff konnte erst in fünf Stunden beginnen, denn Lieutenant Colonel Kenny musste erst seine Männer zu den Breschen führen, und bis dahin sollten Wellesleys andere Angreifer auf ihren Positionen sein. Dies waren zwei Kolonnen Rotröcke, die jetzt die beiden steilen Straßen hinaufmarschierten, die sich zu den großen Felsen hinauf wanden.
    Colonel Wallace, mit seinem eigenen 74. Regiment und einem Bataillon Sepoys, würde sich dem südlichen Tor nähern, während das 78. und ein anderes Eingeborenen-Bataillon die Straße erklettern würden, die zur Schlucht zwischen den Forts führte. Beide Kolonnen mussten damit rechnen, unter schweres Artilleriefeuer zu geraten, und keine konnte hoffen, in die Festung vorzustoßen, aber ihre Aufgabe bestand darin, die Verteidiger abzulenken, während Kennys Männer zu den Breschen gelangten.
    Wellesley trank den Tee aus, verzog das Gesicht wegen des bitteren Geschmacks und hielt dem Diener Tasse und Unterteller hin. »Zeit zum Aufbruch, Campbell.«
    »Jawohl, Sir.«
    Wellesley hatte mit dem Gedanken gespielt, über das Plateau zu reiten und hinter Kenny in die Festung einzudringen, doch er nahm an, dass seine Anwesenheit die Männer nur ablenken würde, die genug Probleme meistern mussten und sich nicht darum sorgen sollten, ob sie eine gute Figur vor ihrem Kommandeur machten. Stattdessen würde er über die südliche steile Straße reiten und sich Wallace und dem
    74. Regiment anschließen. All diese Männer konnten erhoffen, dass die anderen Angreifer in das innere Fort gelangten und das Südtor öffneten, denn sonst würden sie den Hügel erfolglos wieder hinunter zu ihrem Lager marschieren müssen. Alles oder Nichts, dachte Wellesley. Sieg oder Schande.
    Er saß auf, wartete darauf, dass sich seine Adjutanten versammelten, und tippte die Flanken seines Pferdes mit den Sporen an. Gott helfe uns jetzt, dachte er.
 
    Lieutenant Colonel Kenny betrachtete durch ein Fernrohr, das er auf einem Felsen bei einer der beiden Batterien aufgelegt hatte, welche die Breschen geschlagen hatten, das Resultat

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