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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gesorgt, dass Sharpe ausgepeitscht worden war, und gehofft, dass diese Bestrafung mit dem Tod enden würde, doch Sharpe hatte überlebt und war Offizier geworden. Jetzt war der Bastard überall bekannt, und es gab nichts, was Morris dagegen tun konnte.
    »Sharpe ...«, war alles, was er hervorbrachte.
    »Ich dachte mir, ich schließe mich Ihnen an, Charles«, sagte Sharpe unbekümmert. »Ich bin hier gestrandet, und Kenny meinte, ich könnte hier bei Ihnen nützlich sein.«
    »Natürlich«, sagte Morris. Er war sich bewusst, dass seine Männer herüberstarrten. Morris hätte Sharpe am liebsten zum Teufel gejagt, doch solch eine Unhöflichkeit konnte er sich gegenüber einem Offizierskollegen nicht erlauben. »Ich habe Ihnen nie gratuliert«, zwang er sich zu sagen.
    »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, sagte Sharpe.
    Morris schoss das Blut in die Wangen. »Glückwunsch.«
    »Danke, Charles«, sagte Sharpe. Dann wandte er sich um und blickte die Kompanie an. Die meisten grinsten ihn an, aber ein paar wichen seinem Blick aus. »Kein Sergeant Hakeswill?«, fragte Sharpe mit Unschuldsblick.
    »Er wurde vom Feind gefangen genommen«, erwiderte Morris. Der Captain starrte Sharpes Uniformrock an, der ein wenig zu straff saß und ihm irgendwie vertraut vorkam.
    Sharpe sah, dass Morris den Rock finster betrachtete. »Gefällt Ihnen der Rock?«, fragte er.
    »Was?«, fragte Morris, verwirrt über seinen Verdacht und Sharpes unbeschwertes Verhalten. Morris selbst trug einen alten Rock, der mehrfach geflickt war.
    »Ich habe den Rock nach unserem Sieg in Assaye gekauft«, sagte Sharpe. »Sie waren nicht dort, oder?«
    »Nein.«
    »Auch nicht in Argaum?«
    »Nein«, sagte Morris und versteifte sich leicht. Er ärgerte sich darüber, dass Sharpe diese Schlachten überlebt hatte und jetzt andeutete, wenn auch taktvoll, dass die Erfahrung ihm einen Vorteil verschaffte. Das stimmte tatsächlich, aber Morris konnte das ebenso wenig zugeben wie seine Missgunst auf Sharpes Ansehen.
    »Und wie lauten Ihre Befehle für heute?«, fragte Sharpe.
    Morris konnte sich nicht an diesen selbstsicheren Sharpe gewöhnen, der ihn wie einen Ebenbürtigen behandelte, und er war versucht, nicht zu antworten, doch die Frage war vernünftig, und Sharpe war zweifellos ein Offizier, wenn auch nur ein Ensign.
    »Wenn wir durch die erste Mauer hindurch sind«, antwortete Morris unglücklich, »wird Kenny die linke obere Bresche angreifen, und er will, dass wir die obere rechte Bresche abriegeln.«
    »Klingt nach anständiger Arbeit für einen Morgen«, sagte Sharpe glücklich, und dann sah er Garrard und hob die Hand. »Wie geht’s dir, Tom?«
    »Es freut mich, dass Sie hier sind, Sir.«
    »Ich kann euch Babys doch nicht ohne Hilfe eine Bresche stürmen lassen«, sagte Sharpe. Dann streckte er Sergeant Green die Hand hin. »Schön, Sie zu sehen, Sergeant.«
    »Großartig, Sie zu sehen, Sir«, sagte Green und schüttelte Sharpe die Hand. »Ich habe gehört, dass Sie zum Offizier ernannt worden sind, und ich wagte es kaum, das zu glauben!«
    »Sie wissen, was man über Abschaum sagt, Sergeant«, sagte Sharpe. »Er schwimmt immer oben, wie?« Einige der Männer lachten, besonders, als Sharpe zu Morris blickte, der diese Meinung tatsächlich vor Kurzem geäußert hatte. Andere blickten finster drein, denn es gab viele in der Kompanie, die Sharpe sein Glück neideten.
    Einer davon, ein dunkelgesichtiger Mann namens Crowley, spuckte aus. »Du bist schon immer ein glücklicher Bastard gewesen, Sharpie.«
    Sharpe schien die Bemerkung zu ignorieren, als er zwischen den sitzenden Männer hindurch ging, doch als er hinter Crowley war, drehte er sich so abrupt um, dass der Kolben seiner Muskete dem Private gegen den Kopf stieß. Crowley schrie auf, drehte den Kopf und sah Sharpe über sich aufragen. »Das Wort heißt ›Sir‹, Crowley.«
    Crowley konnte Sharpes Blick nicht standhalten. »Jawohl, Sir«, sagte er unterwürfig.
    »Tut mir leid, dass ich nicht auf die Muskete aufgepasst habe, Crowley«, sagte Sharpe.
    Es folgte ein neuer Heiterkeitsausbruch, und Morris runzelte die Stirn. Er war unsicher, wie er Sharpe behandeln sollte, und so sagte er nichts. Watson, ein walisischer Private, der sich dem Regiment angeschlossen hatte, um nicht vors Schwurgericht zu kommen, wies mit dem Daumen zur Festung. »Es heißt, die Breschen sind zu steil, Mister Sharpe.«
    »Nichts im Vergleich zu dem, was ihr walisischen Jungs jeden Tag in den Bergen erklettert«, sagte Sharpe.

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